Um Glas herzustellen braucht es sehr, sehr viel Energie. Kein Wunder, dass SCHOTT zu den größten CO2-Verursachern in Rheinland-Pfalz gehört. Der größte Anteil der CO2-Emissionen entsteht beim Schmelzprozess bei Temperaturen von bis zu 1.700 Grad Celsius. Die Glaswannen, in denen das passiert, werden bislang vor allem mit Erdgas betrieben. Langfristig will das Mainzer Unternehmen aber auf fossile Energien verzichten.
Grüner Wasserstoff soll fossile Energien ablösen
Der Einsatz von grünem Wasserstoff ist dabei ein Baustein. Zusammen mit der Mainzer Stadtwerke AG hat SCHOTT im November ein Pilotprojekt gestartet, um erstmalig den Einsatz von Wasserstoff in seiner Glasproduktion zu testen. Das Forschungsprojekt nennt sich "H2-Industrie". Bis Ende Dezember wird bei Schmelzversuchen Wasserstoff beigemischt. Die Mainzer Stadtwerke unterstützen das Projekt mit einer mobilen Station, in der das Erdgas-Wasserstoff-Gemisch erzeugt wird. Schrittweise wird in der Anlage der Wasserstoff-Anteil hochgefahren - auf bis zu 35 Prozent.
Dabei zieht SCHOTT seinen Wasserstoff aus einem Tank auf dem Firmengelände. Er wird aktuell zwei Mal am Tag von einem Lkw gefüllt.
SCHOTT zieht positive Zwischenbilanz
Bislang hätten die Tests ergeben, dass die hohen Temperaturen, die für das Glasschmelzen benötigt werden, auch mit der Beimischung von Wasserstoff erreicht würden, so die Verantwortlichen. Nun müsse aber geklärt werden, ob und wie sich der Wasserstoff auf die Qualität der Produkte auswirkt.
Mit den Testergebnissen will SCHOTT nun nach eigenen Angaben seine Forschungen zum klimafreundlichen Wandel der Glasschmelze weiter vorantreiben. So planen die Experten im nächsten Jahr Tests mit 100 Prozent Wasserstoff - das allerdings erst einmal im Labor.
Problem: Grünen Wasserstoff gibt es noch nicht flächendeckend
Die größte Herausforderung an dem Technologiewechsel ist laut SCHOTT die Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff, der aus erneuerbaren Energien produziert wird. Um ihn in der Industrie nutzen zu können, bräuchte es eine komplette Versorgungsinfrastruktur und den Ausbau erneuerbarer Energien.
Wenn es so weit käme, müsste dann eine Pipeline zum Mainzer Werksgelände gebaut werden. Die jährlichen Kosten für eine klimaneutrale Produktion beziffert Schott auf dutzende Millionen Euro.
Land fördert Forschung zu Wasserstoff
Die Kosten für das Wasserstoff-Forschungsprojekt bei SCHOTT belaufen sich insgesamt auf über 714.000 Euro. Das rheinland-pfälzische Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität fördert mit rund 338.000 Euro im Rahmen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).
Für den Versuch nutzt SCHOTT aktuell "grauen" Wasserstoff. "Grüner" Wasserstoff, der mit erneuerbaren Energien produziert wird, ist derzeit nicht in ausreichenden Mengen am Markt verfügbar.