Das Baumbündnis Mainz will sich dafür stark machen, dass bei künftigen Baumaßnahmen nicht mehr ohne weiteres Bäume gefällt werden können. "Die Stadt hat vor einigen Jahren den Klimanotstand ausgerufen", mahnt Bündnissprecher Uli Walter. "Wir haben das Ziel, bereits geplante und zukünftige Fällungen zu verhindern!"
Erhalt der Bäume steht für Bündnis an erster Stelle
Dem Bündnis gehören sechs Vereine und Institutionen an, wie der BUND und der NABU. Sie stellen Forderungen an die Politik. So soll bei allen aktuellen und zukünftigen Baumaßnahmen der Erhalt der Bäume an erster Stelle stehen. Zum einen seien die alten Bäume wichtige Schattenspender, zum anderen würden sie große Mengen des Klimagases Kohlendioxid speichern.
Nach Kritik der Deutschen Umwelthilfe Wie die Stadt Mainz mehr Grünflächen schaffen könnte
Zu viel Beton, zu wenige Grünflächen. Der Hitze-Check der Deutschen Umwelthilfe hat ergeben, dass die Stadt Mainz unter den fünf am stärksten versiegelten Großstädte in Deutschland ist. Was kann die Stadt dagegen tun?
Das Bündnis stützt sich bei seinen Forderungen auf die Forschung von Forstwissenschaftler Andreas Roloff, Seniorprofessor für Baumbiologie an der Technischen Universität Dresden. Darin weist Roloff darauf hin, dass für einen gefällten alten Baum mehrere hundert junge Bäume nachgepflanzt werden müssten, um die gleiche Blattmasse zu erhalten.
Verwaltung sieht Vorrecht für Bäume bei Neubauten kritisch
Von der Stadt Mainz heißt es, dass jeder Baum, der unter die Rechtsverordnung Baumschutz falle, erhaltenswert sei. Allerdings gibt es auch Ausnahmen, zum Beispiel, "wenn eine nach baurechtlichen Vorschriften zulässige Nutzung sonst nicht zu verwirklichen ist".
Desweiteren gesteht die Stadt ein, dass im Masterplan 100% Klimaschutz keine Maßnahme aufgelistet sei, die sich auf das Thema "Baumerhalt" bezieht. Allerdings würden im Rahmen der Strategie zur Anpassung an den Klimawandel für die Stadt Mainz aktuell Maßnahmen zum Erhalt und zur Verbesserung der urbanen Baumbestände diskutiert.
Von einer anderen Kommune hieß es, dass Neubauprojekte de facto nicht mehr durchzuführen wären, wenn der Erhalt von Bäumen oberste Priorität hätte. Bau- und Umweltämter stünden aber immer im engen Austausch, um unnötige Baumfällungen zu vermeiden.
In Mainz sollen aktuell 200 Bäume gefällt werden
In Mainz, so das Bündnis, sollen aktuell rund 200 Bäume gefällt werden. Zwar gebe es bei der Stadt keine gesicherte Liste, welche Bäume zur Fällung freigegeben seien. Auch das kritisiert Uli Walter. Aber immerhin habe das Bündnis von der Stadt erfahren, wie viele Bäume für vier Baumaßnahmen fallen sollen.
Beim Umbau der Mombacher Straße sind 27 der 54 alten Bäume zu fällen, für die Sanierung der Hechtsheimer Straße 25. Beim Neubau des Schulzentrums Mombach sollen 142 Bäume fallen, auf der Baustelle der Peter-Härtling-Schule Finthen mindestens 30.
Bündnis stellt sich am 9. Juli vor
Erstes Ziel des neuen Bündnisses ist es, Gespräche mit den Fraktionen des neuen Mainzer Stadtrats zu führen. "Der Baumschutz muss in den Koalitionsvertrag", fordert Uli Walter. Der erste Auftritt des Baumbündnisses ist deshalb am 9. Juli vor dem Kurfürstlichen Schloss geplant. An diesem Tag kommt der neu gewählte Stadtrat zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Nach Angaben von Bündnissprecher Walter ist das erst der Anfang. Weitere Aktionen "sind möglich".