Anfang März hatte die obere Jagdbehörde für alle Reviere, die im Kreis Bad Kreuznach liegen, eine Allgemeinverfügung erlassen. Als Grund nennt der Landesjagdverband, dass es zu viele Mufflons in der Region gibt.
Gefahr von Hangrutschen bei Starkregen
Die vielen Tiere würden einen hohen Verbiss bei jungen Pflanzen verursachen, so der Landesjagdverband Rheinland-Pfalz. Dadurch könne der Wald nicht mehr so nachwachsen, wie er es eigentlich sollte.
Vor allem der Meckenbacher Hang bei Kirn werde mehr oder minder durch das Wild gerodet. Dadurch bestehe jederzeit das Problem eines Hangabgangs oder dass bei Starkregen unaufhaltsam Wassermassen herunterkommen.
Schonzeit für Muffelwild ist ausgesetzt
Die neue Allgemeinverfügung regelt nun, dass die Schonzeit für Muffelwild bis Ende Juli 2025 aufgehoben ist. Normalerweise dürfen in der Schonzeit keine Tiere gejagt werden.
Damit soll einerseits verhindert werden, dass Jungtiere ihre Mütter verlieren. Andererseits soll den Tieren dadurch ermöglicht werden, "ohne Jagddruck zu leben", heißt es aus Kreisen der Jägerschaft. Die Schonzeit für Mufflons ist normalerweise von Ende Januar bis Anfang August.
Mufflons dürfen nun auch nachts gejagt werden
Die Aufhebung der Schonzeit gilt im Landkreis Bad Kreuznach nun für jedes Muffelwild, unabhängig seines Alters oder Geschlechts.
Zusätzlich hat die Behörde das Nachtjagdverbot aufgehoben und erlaubt nun auch die Jagd mithilfe von Nachtsichtgeräten und Taschenlampen. Genau das kritisiert der Landesjagdverband.
Muttertiere könnten getötet werden
Mufflons werden auch Europäische Wildschafe genannt: Sie sind die wilden Vorfahren der Hausschafe und gehören zur Familie der Hornträger. Wie ein Jäger dem SWR sagte, befürchtet der Verband unter anderem, dass durch die Aufhebung des Nachtjagdverbots auch Muttertiere getötet werden, weil sie im Dunkeln nicht eindeutig zu erkennen sind. Das könne dazu führen, dass die frisch geborenen Lämmer verhungern.
Außerdem bestehe die Gefahr, dass die Tiere durch die ständige Bejagung so stark verängstigt werden, dass sie sich kaum noch aus dem dichten Wald heraustrauen. Die Konsequenz: Die Tiere fressen immer an denselben Stellen, sodass vor allem junge Bäume stärker beschädigt werden.
Steckbrief Mufflon
Typisches Kennzeichen der Mufflons sind die mächtigen, spiralförmig nach hinten gebogenen Hörner.
Aufhebung des Nachtjagdverbots könnte Tierarten gefährden
Nach Angaben des Landesjagdverbandes ist es das erste Mal, dass das Nachtjagdverbot aufgehoben wurde. Die Jäger befürchten, dass die Allgemeinverfügung zu einer Blaupause für eine generelle, leichtere Aufhebung des Nachtjagdverbots führen könnte. Dann wären irgendwann vielleicht auch andere Tierarten, wie beispielsweise Rehe, davon betroffen.
Zu viele Mufflons im Kreis Bad Kreuznach
Dass es im Landkreis Bad Kreuznach, vor allem in der Region rund um Bad Sobernheim und Kirn, zu viele Mufflons gibt, bestreiten die Jäger nicht. Der Landesjagdverband ist jedoch der Meinung, dass allein die Aussetzung der Schonzeit ausreichen muss, um den Bestand zu verkleinern. Auf die zusätzliche Aufhebung des Nachtjagdverbots müsse verzichtet werden.
Auch wir sehen, dass man in die Bestände eingreifen muss, aber eben nicht in dieser Form.
Gespräch zwischen Jägern und Kreisverwaltung wünschenswert
Der Landesjagdverband möchte nun noch einmal mit der Kreisverwaltung sprechen. Wie eine Sprecherin des Kreises Bad Kreuznach auf SWR-Anfrage bestätigt, ist die Verwaltung auch zu Gesprächen bereit. Vielleicht, so hoffen beide Seiten, findet sich dann doch noch eine Lösung, mit der alle einverstanden sind.