19 Tage lang wurde das System in zwei Wiesbadener Bussen getestet. Das Ergebnis: rund ein Falschparker pro Stunde konnte dokumentiert werden. "Falsch abgestellte Fahrzeuge im Straßenraum verlangsamen den Busverkehr massiv. Dies sorgt regelmäßig für Verspätungen im Fahrplan", erklärt Marion Hebding, kaufmännische Geschäftsführerin bei ESWE Verkehr.
Blockierte Busspuren bedeuten Stress für Busfahrer
Die Busfahrerinnen und -fahrer müssten sich in den fließenden Verkehr einfädeln, um das Hindernis zu umfahren - und stünden dann häufig im Stau. Busfahrer Benjamin Bauer ärgert das.
Außerdem sei es ein Sicherheitsrisiko, im Slalom durch den Berufsverkehr zu fahren, meint Bauer. Nun kann er selbst etwas gegen die Falschparker tun - und zwar digital. Denn Parksünder auf Busspuren oder im Haltestellenbereich zu dokumentieren, ging bisher nur handschriftlich. Außerdem mussten die Busfahrer die Anzeige als Privatperson stellen, was für sie zusätzlichen Aufwand und Stress bedeutete.
Busfahrer fotografieren Falschparker
Jetzt müssen die Busfahrerinnen und -fahrer nur noch einen gelben Knopf auf dem Armaturenbrett drücken. Dann nimmt die im Bus montierte Kamera automatisch eine Fotoserie auf, die gemeinsam mit Uhrzeit und Standort an die Verkehrssteuerung von ESWE übermittelt wird. Dort werden die Aufnahmen ausgewertet und gegebenenfalls an die städtische Verkehrsbehörde weitergeleitet. Dann drohen 70 Euro Bußgeld.
Der Einsatz von Frontkameras in Wiesbadener Linienbussen wurde gemeinsam mit der Wiesbadener Verkehrspolizei entwickelt. "Alle gesetzlichen und datenschutzrechtlichen Vorgaben werden eingehalten", betont Viola Braun, Abteilungsleiterin der Wiesbadener Verkehrspolizei.
Frontkameras sollen Falschparker abschrecken
30 Busse sollen nun bis Ende 2024 mit Frontkameras ausgestattet werden - das sind zehn Prozent der Flotte. Marion Hebding von ESWE Verkehr hofft, dass die Kameras die Parksünder abschrecken - ähnlich wie Blitzer.
Nicht jeder bekommt eine Anzeige
Dabei wird keinesfalls jeder Falschparker gleich angezeigt - von 311 Verstößen in der Testphase waren es nur etwa die Hälfte. Parkt jemand mit einer Gehbehinderung oder ein Lieferfahrzeug auf der Busspur, schickt das Verkehrsunternehmen die Daten nicht weiter.
Das Projekt ist laut Wiesbadener Verkehrsdezernat deutschlandweit einmalig. Es soll Busfahren in Wiesbaden wieder schneller und sicherer machen.