Dressurreiterin Dorothee Schneider und Zehnkämpfer Guido Kratschmer

So war Olympia für Sportler aus Rheinhessen

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Stefan Schmelzer
Stefan Schmelzer ist Reporter im SWR Studio Mainz

Ende Juli starten die Olympischen Spiele in Paris. Die ehemaligen Medaillengewinner Dorothee Schneider aus Framersheim und Guido Kratschmer, ehemals USC Mainz, erinnern sich an ihre Erfolge.

Wenn Zehnkämpfer Guido Kratschmer auf seine sportliche Karriere zurückblickt, spielen die Olympischen Spiele eine bedeutende Rolle. 1976 gewann Kratschmer die Silbermedaille im kanadischen Montreal.

Es war eine außergewöhnliche Erfahrung, die vielen unterschiedlichen Athleten alle im olympischen Dorf zu treffen.

Vor allem vom olympischen Dorf schwärmt der 71-Jährige noch heute. "Teilweise kannte man die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nur aus dem Fernsehen. Und auf einmal saßen die beim Essen in der Mensa am Nebentisch."

Zehnkämpfer Guido Kratschmer beim Hürdenlauf derr olympischen Spiele 1976 in Montreal. Mit der Teilnahme bei Olympia erfüllte sich für den Sportler ein Traum.
1976 gewann Zehnkämpfer Guido Kratschmer vom USC Mainz die Silbermedaille in Montreal, die Erfüllung eines Traums für den Sportler.

Geradezu geschockt war er von einer Begegnung mit den rumänischen Turnerinnen. Die hatten gerade Gold gewonnen und haben nicht mal richtig gefeiert. Daran habe man gesehen, dass die Spiele in Montreal noch inmitten des Kalten Krieges stattgefunden hätten und vor allem die Ostblock-Länder gezielt auf den sportlichen Erfolg hin getrimmt worden seien, so Kratschmer. Da blieb der Jubel über den Erfolg dann auf der Strecke.

Boykott 1980: Traum von Gold bei Olympia zerplatzt

Und unter dem "Kalten Krieg" sollte Kratschmer vier Jahre später dann richtig leiden. Die Olympischen Spiele wurden in Moskau ausgetragen und einige Länder, unter anderem die Bundesrepublik Deutschland, boykottierten sie, weil die Sowjetunion kurz zuvor in Afghanistan einmarschiert war.

Der Zehnkämpfer aus Mainz galt damals als haushoher Favorit auf die Goldmedaille. Kurz vor Beginn der Spiele hatte er einen Weltrekord im Zehnkampf aufgestellt. Und dann durfte er nicht teilnehmen.

Der Boykott hat mich bestimmt 20 Jahre lang emotional sehr belastet, es war wie ein Stich ins Herz.

Speziell die Begründung für den Boykott kann Kratschmer bis heute nicht nachvollziehen. "Es war eine unsinnige Entscheidung, vor allem, weil viele westliche Länder trotzdem teilgenommen haben."

Zehnkämpfer Guido Kratschmer sitz auf der Tribüne bei den olympischen Spielen in Moskau 1980, durch den Boykott war sein Traum bei Olympia geplatzt.
Aufgrund des Olympia-Boykotts konnte Weltrekordler Guido Kratschmer die Spiele in Moskau 1980 nur von der Tribüne aus verfolgen.

1984 nahm Kratschmer dann noch bei den Spielen in Los Angeles teil und holte im Herbst seiner Karriere überraschend den vierten Platz. Seine Leidenschaft für die Leichtathletik - im speziellen den Zehnkampf - ist aber geblieben. Und deshalb drückt er jetzt in Paris auch allen deutschen Athleten kräftig die Daumen: Vor allem natürlich Zehnkämpfer Niklas Kaul aus Saulheim (Kreis Alzey-Worms). "Der wohnt quasi neben mir, ich lebe ja in Zornheim."

Dorothee Schneider holte Silber in London 2012

Auch Dressurreiterin Dorothee Schneider aus Framersheim (Kreis Alzey-Worms) blickt auf eine erfolgreiche olympische Karriere zurück. Erstmals war sie in London 2012 dabei und holte auf Anhieb mit der Mannschaft die Silber-Medaille.

Bei ihrem Debut bei Olympia gewann Dorothee Schneider Silber mit der Dressurmannschaft.
Bei ihrem Olympia-Debut gewann Dorothee Schneider Silber mit der Dressurmannschaft.

Auch bei ihr hinterließ vor allem das olympische Dorf mit seinen 10.000 Athleten einen starken Eindruck, berichtet Schneider. "Die unterschiedlichsten Sportler zu treffen und sich mit ihnen auszutauschen ist eines der schönsten Erlebnisse überhaupt gewesen."

Die Stimmung war toll. Da wurde natürlich auch mal mit anderen Nationen gefeiert.

Besonders die Begeisterung des englischen Publikums für die Reitwettbewerbe sind ihr in Erinnerung geblieben. "Das Stadion war immer voll, alle Teilnehmenden wurden bejubelt. Auch für Freunde und Familie waren die Wege nach London natürlich kurz. Das waren einfach unglaubliche Momente."

Olympische Spiele 2016 in Rio

Nicht ganz so positiv fallen ihre Erinnerungen an die Spiele in Rio de Janeiro aus. "Zwar waren sie sportlich noch erfolgreicher, weil wir mit der Mannschaft sogar Gold gewonnen haben. Aber die Begeisterung des Publikums war doch bedeutend verhaltener, als im reitsportbegeisterten England. Das Stadion war leider auch nur maximal zur Hälfte gefüllt."

In Rio gewann Dressurreiterin Dorothee Schneider 2016 ihr erstes Gold bei Olympia mit der Mannschaft, die Erfüllung eines Traums.
In Rio gewann Dressurreiterin Dorothee Schneider 2016 ihr erstes Olympia-Gold mit der Mannschaft.

Corona-Spiele in Tokio 2021

Das wurde dann fünf Jahre später in Tokio leider sogar noch getoppt. Aufgrund der Corona-Pandemie wurden die Spiele um ein Jahr verschoben. "Zu den Wettkämpfen wurden nur die Athleten und die Betreuer zugelassen, ansonsten waren die Stadien leer. Da hat natürlich das Flair gefehlt. Trotzdem war es toll, denn auch dort haben wir mit der Mannschaft ja Gold gewonnen", berichtet Schneider.

Vorfreude auf Paris 2024

In diesem Jahr ist sie nicht dabei. "In unserem Sport kommt es ja auch auf den passenden Partner, sprich: das Pferd, an. Und in diesem Jahr habe ich ein Nachwuchspferd, das hat dann nicht ganz gereicht."

Mannheim

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SWR Aktuell Rheinland-Pfalz SWR RP

Trotzdem drückt Dorothee Schneider den Mannschaftskollegen fest die Daumen. Sie hofft auch noch auf eine Akkreditierung, um ganz nah dran zu sein. "Die Chancen stehen aber nicht so gut. Zur Not fiebere ich dann vor dem Fernseher mit."