Wenn Zehnkämpfer Guido Kratschmer auf seine sportliche Karriere zurückblickt, spielen die Olympischen Spiele eine bedeutende Rolle. 1976 gewann Kratschmer die Silbermedaille im kanadischen Montreal.
Vor allem vom olympischen Dorf schwärmt der 71-Jährige noch heute. "Teilweise kannte man die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nur aus dem Fernsehen. Und auf einmal saßen die beim Essen in der Mensa am Nebentisch."
Geradezu geschockt war er von einer Begegnung mit den rumänischen Turnerinnen. Die hatten gerade Gold gewonnen und haben nicht mal richtig gefeiert. Daran habe man gesehen, dass die Spiele in Montreal noch inmitten des Kalten Krieges stattgefunden hätten und vor allem die Ostblock-Länder gezielt auf den sportlichen Erfolg hin getrimmt worden seien, so Kratschmer. Da blieb der Jubel über den Erfolg dann auf der Strecke.
Boykott 1980: Traum von Gold bei Olympia zerplatzt
Und unter dem "Kalten Krieg" sollte Kratschmer vier Jahre später dann richtig leiden. Die Olympischen Spiele wurden in Moskau ausgetragen und einige Länder, unter anderem die Bundesrepublik Deutschland, boykottierten sie, weil die Sowjetunion kurz zuvor in Afghanistan einmarschiert war.
Der Zehnkämpfer aus Mainz galt damals als haushoher Favorit auf die Goldmedaille. Kurz vor Beginn der Spiele hatte er einen Weltrekord im Zehnkampf aufgestellt. Und dann durfte er nicht teilnehmen.
Speziell die Begründung für den Boykott kann Kratschmer bis heute nicht nachvollziehen. "Es war eine unsinnige Entscheidung, vor allem, weil viele westliche Länder trotzdem teilgenommen haben."
1984 nahm Kratschmer dann noch bei den Spielen in Los Angeles teil und holte im Herbst seiner Karriere überraschend den vierten Platz. Seine Leidenschaft für die Leichtathletik - im speziellen den Zehnkampf - ist aber geblieben. Und deshalb drückt er jetzt in Paris auch allen deutschen Athleten kräftig die Daumen: Vor allem natürlich Zehnkämpfer Niklas Kaul aus Saulheim (Kreis Alzey-Worms). "Der wohnt quasi neben mir, ich lebe ja in Zornheim."
Dorothee Schneider holte Silber in London 2012
Auch Dressurreiterin Dorothee Schneider aus Framersheim (Kreis Alzey-Worms) blickt auf eine erfolgreiche olympische Karriere zurück. Erstmals war sie in London 2012 dabei und holte auf Anhieb mit der Mannschaft die Silber-Medaille.
Auch bei ihr hinterließ vor allem das olympische Dorf mit seinen 10.000 Athleten einen starken Eindruck, berichtet Schneider. "Die unterschiedlichsten Sportler zu treffen und sich mit ihnen auszutauschen ist eines der schönsten Erlebnisse überhaupt gewesen."
Besonders die Begeisterung des englischen Publikums für die Reitwettbewerbe sind ihr in Erinnerung geblieben. "Das Stadion war immer voll, alle Teilnehmenden wurden bejubelt. Auch für Freunde und Familie waren die Wege nach London natürlich kurz. Das waren einfach unglaubliche Momente."
Olympische Spiele 2016 in Rio
Nicht ganz so positiv fallen ihre Erinnerungen an die Spiele in Rio de Janeiro aus. "Zwar waren sie sportlich noch erfolgreicher, weil wir mit der Mannschaft sogar Gold gewonnen haben. Aber die Begeisterung des Publikums war doch bedeutend verhaltener, als im reitsportbegeisterten England. Das Stadion war leider auch nur maximal zur Hälfte gefüllt."
Corona-Spiele in Tokio 2021
Das wurde dann fünf Jahre später in Tokio leider sogar noch getoppt. Aufgrund der Corona-Pandemie wurden die Spiele um ein Jahr verschoben. "Zu den Wettkämpfen wurden nur die Athleten und die Betreuer zugelassen, ansonsten waren die Stadien leer. Da hat natürlich das Flair gefehlt. Trotzdem war es toll, denn auch dort haben wir mit der Mannschaft ja Gold gewonnen", berichtet Schneider.
Vorfreude auf Paris 2024
In diesem Jahr ist sie nicht dabei. "In unserem Sport kommt es ja auch auf den passenden Partner, sprich: das Pferd, an. Und in diesem Jahr habe ich ein Nachwuchspferd, das hat dann nicht ganz gereicht."
Reiten | Maimarkt-Turnier Schneider gewinnt Grand Prix Kür, Vogel triumphiert im Championat
Dressurreiterin Dorothee Schneider hat den Grand Prix Kür beim Maimarkt-Turnier gewonnen. Den Sieg im Championat von Mannheim sicherte sich Springreiter Richard Vogel.
Trotzdem drückt Dorothee Schneider den Mannschaftskollegen fest die Daumen. Sie hofft auch noch auf eine Akkreditierung, um ganz nah dran zu sein. "Die Chancen stehen aber nicht so gut. Zur Not fiebere ich dann vor dem Fernseher mit."