Der CSD, der in Mainz traditionell auch "Sommerschwüle" heißt, umfasste eine ganze Reihe an Veranstaltungen, von Workshops über einen Gottesdienst bis hin zu einer Stadtführung. Der Höhepunkt, die bunte Demonstration durch die Innenstadt, verlief laut Polizeiangaben friedlich. Zur Demo waren 5.000 Teilnehmer gekommen. Nach einer Kundgebung gab es laut Polizei weiteren Zulauf, sodass geschätzt 8.000 Teilnehmer am CSD in Mainz teilgenommen haben.
CSD mit Forderungen an die Bundes- und Kommunalpolitik
Der Mainzer CSD stand in diesem Jahr unter der Überschrift "Queerfeindlichkeit tötet". Die Zahl der Angriffe auf die Rechte von queeren Menschen steige, sagte Philipp Gresch, Vorsitzender des veranstaltenden Vereins Schwuguntia. Die Community fühle sich zunehmend unsicher. Dem solle entgegengewirkt werden, verbunden mit konkreten Forderungen an die Politik in Stadt, Land und Bund. Diese reichten von dem Wunsch, die sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität als Schutzmerkmale vor Diskriminierung in das Grundgesetz aufzunehmen bis hin zur Forderung des Ausbaus der Koordinierungsstelle zur Gleichstellung von LSBTIQ der Stadt Mainz.
Auch in Mainz habe es schon mehrere Angriffe gegeben. Im letzten Sommer sei beispielsweise ein 17-Jähriger in einem Bus massiv homophob beschimpft und bedroht worden. "Wir sind bunt, wir sind vielfältig. Diese Vielfalt kann niemand ausradieren", sagte Gresch.
Landesegierung unterstützt queere Community
Der Queerbeauftragte der Landesregierung, Janosch Littig (Grüne), sagte: "Überall dort, wo reaktionäre Kräfte agieren, werden queere Menschen diskriminiert und in ihren Rechten eingeschränkt. Sie werden ausgegrenzt und erfahren Gewalt." In manchen Ländern seien sie auch heute noch von der Todesstrafe bedroht. "Es ist daher notwendig, dass wir uns weiterhin für die Achtung der Menschenrechte von LGBTIQ einsetzen - hier bei uns in Rheinland-Pfalz, in Deutschland und weltweit", sagte er.
Noch immer queer-feindliche Attacken Angegriffen in Mainz: "Und dann wurde mir schwarz vor Augen"
Carl hätte nie gedacht, dass ihm so etwas passiert. Wie unser Beispiel zeigt, gibt es leider immer noch Hass und Gewalt gegen Menschen der Community LGBTQIA+.
Trotz oder gerade wegen des ernsten Hintergrundes wurde der Christopher Street Day in Mainz eine große bunte Feier. Los ging es um 14 Uhr am Fischtorplatz. Von dort bewegte sich der Demonstrationszug durch die Mainzer Innenstadt. Eine Zwischenkundgebung gab es am Ernst-Ludwig-Platz - an der Gedenkstelle, die an die Opfer erinnert, die in Mainz wegen ihrer geschlechtlichen Identität oder sexuellen Orientierung in der Zeit des Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit verfolgt wurden. Der Demonstrationszug endete auf der Malakoff-Terrasse am Rheinufer.
"Tuntenshow" und politische Diskussion
Auf der Malakoff-Terrasse war eine Bühne aufgebaut, auf der es am Samstagabend viel Programm gab. Nach Angaben der Veranstalter gehörten dazu Live-Musik, Drag- und Tuntenshows sowie politische Gespräche - zu Themen wie "Gewalt und Angriffe auf queere Menschen" oder "Queere Familien und Adoption“.
Moderiert werden sollte die Show von Gracia Gracioso, unterstützt von SWR-Nachrichtensprecher Janboris Rätz. Anschließend wurde im KUZ und in der Kulturei weitergefeiert.
Rund um die Bühne waren zudem Informationsstände aufgebaut. Vereine der LGBTQ+-Community zeigten ihre Arbeit. Auch das Mainzer Mädchenhaus, verschiedene Parteien, der Verein "Mombach hilft" oder die Mainzer Aidshilfe waren dort vertreten.
Mehrere CSD-Aktionen in RLP
In Rheinland-Pfalz gab und gibt es in diesem Jahr noch verschiedene CSD-Aktionen. In Trier wurde am 22. Juli Christopher Street Day gefeiert. In Koblenz ist es am 19. August soweit, im Niersteiner Park am 9. September. In Wiesbaden gab es bereits im Mai einen CSD-Demonstrationszug. Dabei wurde eine Teilnehmerin angegriffen.