Wenn Elisabeth Adolph-Wiedmann sich den Sternengarten ansieht, ist sie zufrieden mit dem, was sie und ihre Mitstreiter vom Verein "Trauernde Eltern & Kinder Rhein-Main" vor 20 Jahren geschaffen haben. Sie versteht sehr gut die Gefühle der Eltern, die ein Kind verloren haben.
In jungen Jahren hatte sie zwei Fehlgeburten, später starb ihr Sohn Lennard im Alter von acht Monaten. Lennard hatte einen sehr seltenen Herzfehler, sagt sie: "Als das erkannt worden ist, war das Herz so geschwächt, dass es nicht mehr weiterleben konnte." Elisabeth Adolph-Wiedmann konnte ihren Sohn begraben, aber Kinder die kleiner sind, haben meist kein Grab.
Sternengarten ist auch für Kinder ohne Grab
Vor allem für diese Kinder wurde der Sternengarten auf dem Mainzer Hauptfriedhof realisiert. In der Mitte steht ein Baum, er ist umringt von steinernen Stelen und überall sieht man kleine Sterne.
Im Baum hängen goldene beschriftete Sterne: "Unser Herz liebt dich weiter, von weitem, ganz leise und für alle Zeit". "Gute Reise unser Würmchen. Wir haben dich lieb. Mama & Papa Oma´s & Opa´s." Auf den Stelen sind Metallplättchen befestigt mit Namen und Daten von Kindern. Wer sein Kind nicht beerdigen kann, hat die Möglichkeit, einen Stern zum Gedenken aufzuhängen.
Einweihung vor 20 Jahren
Vor 20 Jahren wurde der erste Sternengarten eingeweiht mit zwei Rondellen. Eines davon ist für Babys mit ganz geringem Gewicht, die nicht bestattungspflichtig waren, das andere für Kinder, die lebend zur Welt gekommen und früh verstorben sind.
Weil der Platz nicht ausgereicht hat, gibt es inzwischen sogar einen weiteren Sternengarten. Zweimal im Jahr finden Beisetzungen in Urnen- oder Erdgräbern statt. Die Kindergräber sind im Kreis um die Stelen herum angeordnet.
Sternengarten als Ort des Austausches
Elisabeth Adolph-Wiedmann hatte viele berührende Begegnungen mit anderen Eltern, die ein Kind verloren haben. Sie sagt, viele konnten sich vorher nicht über ihre Kinder austauschen. Da sie früh gestorben sind, gibt es niemanden, der sie kennengelernt hat. Vielleicht gab es nur ein Ultraschallbild, das der Vater gesehen hat. Der Sternengarten gebe den Eltern die Gelegenheit, sich über ihre Kinder zu unterhalten, die Trauer zu teilen und das sei sehr wichtig.
Hier können Betroffene trauern
Während Elisabeth Adolph-Wiedmann erzählt, kommt ein Mann in den Sternengarten. Er senkt den Kopf, hält kurz inne, hat Tränen in den Augen. "Es ist oft so, dass Angehörige hier vorbeikommen", sagt Adolph-Wiedmann.
"Pünktchen Anton 4.4.2013" steht auf einem Stern, es gibt Sterne von 2024 und sogar ältere von Kindern, die lange bevor der erste Sternengarten aufgebaut wurde, gestorben sind: "Wilhelm 24.12.1954".
Ein Ort des Gedenkens
Oft seien auch ältere Frauen in den Sternengarten gekommen, erinnert sich Elisabeth Adolph Wiedmann. "Sie hatten ihr Kind früh verloren und konnten mit niemandem darüber reden, sie mussten allein damit klar kommen, ihren Schmerz runterschlucken. Hier konnten sie endlich einen Ort zum Gedenken schaffen."
Viele hätten sich dann auch dazu entschlossen, noch eine Geburtsanzeige aufzugeben, Karten zu verschicken, teilweise mit einem Abdruck der kleinen Füßchen. "Ich habe einen ganzen Ordner voll davon", sagt Adolph-Wiedmann lächelnd. "Wenn die Trauernden über ihren Verlust sprechen können, dann können sie sich auch wieder anderen Dingen zuwenden."