Auch weil der Aufbau des zerstörten Ahrtals noch im vollen Gange sei, gebe es noch keinen zentralen Gedenkort, sagte die Landrätin des Kreises Ahrweiler, Cornelia Weigand (parteilos). Mit einem zentralen Gedenkort sollten sich ihrer Meinung nach viele an der Ahr identifizieren können.
Für die Entwicklung einer Idee bräuchten die Menschen aber Zeit und die hätten sie wegen des Aufbaus ihrer zerstörten Heimat oft noch nicht. Erste konkrete Vorschläge für einen zentralen Gedenkort an der Ahr gibt es aber bereits.
Machbarkeitsstudie schlägt zwei mögliche zentrale Gedenkorte vor
Der Ahrtal-Tourismus hat im Rahmen des "Nachhaltigen Tourismuskonzeptes Ahrtal 2025" eine Machbarkeitsstudie zu einem möglichen Erinnerungsort als Museum oder Dokumentationsstätte in Auftrag gegeben. Das Ergebnis wurde im Juni präsentiert: Ein Museum könnte demnach als zentraler Erinnerungsort in der alten Schule in Rech oder in der Pius-Kirche in Bad Neuenahr-Ahrweiler entstehen.
Auch die Ahr-Solidarität soll nicht in Vergessenheit geraten
Nach Angaben des Ahrtal-Tourismus sollte neben dem Gedenken an die Opfer auch die Erinnerung an die Solidarität beim Wiederaufbau ein Thema der Ausstellungen sein. David Bongart, Projektleiter des Tourismuskonzepts beim Ahrtal-Tourismus kalkuliert für die Umsetzung des Projekts ab Startschuss mindestens vier bis fünf Jahre. Er sagt: "Wir müssen bereits heute anfangen, die potenziellen Exponate zu kuratieren, da einige bereits unwiderruflich entsorgt worden sind."
Zentrales Flutmuseum könnte zwischen 10 und 20 Millionen Euro kosten
Als ein mögliches Ausstellungsstück haben die Gutachter der Machbarkeitsstudie den blauen Kunstharzwürfel des Kunstprojekts MOMAHR vorgeschlagen. Dieser hat symbolische Gegenstände aus der Flutnacht eingearbeitet. Wie der Ahrtal-Tourismus mitteilt, will er mit der Machbarkeitsstudie Sponsoren für das Museum finden. Je nach Größe und Ausführung würde das zentrale Flutmuseum laut den ersten Schätzungen der Gutachter zwischen zehn und zwanzig Millionen Euro kosten.
Viele kleine Gedenkorte an der Ahr
Ein kleines Flutmuseum, das sich nach Angaben der Organisatoren auch als Gedenkort versteht, gibt es schon an der Ahr. In Kreuzberg in der Verbandsgemeinde Altenahr erinnern Gummistiefel, Fotos und andere Ausstellungsstücke an die Flutkatastrophe.
Auch in der Ahr-Vinothek in Bad Neuenahr-Ahrweiler gibt einen Ort des stillen Gedenkens an die Flutopfer. Die Flutausstellung dort ist samstags und sonntags von 12 bis 18 Uhr geöffnet.
In Bad Neuenahr-Ahrweiler soll nach Angaben der Stadtverwaltung die Kapelle dem Ahrtor-Friedhof zu einem Erinnerungsort werden. Im Kurpark könnten die Überreste der zerstörten Maria-Hilf-Brücke als Mahnmal liegen bleiben. Fluthelfer, Unternehmer und Bürgerinnen und Bürger in Walporzheim haben mit Spendengelder in den Weinbergen eine Flutkapelle gebaut. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann hat die Kapelle nach Angaben der Organisatoren am 15. Juli geweiht.
Auch an anderen Orten sollen Flutkapellen entstehen, zum Beispiel in der Verbandsgemeinde Altenahr. Hier planen unter anderem Bürgerinnen und Bürger in Laach, einem Ortsteil von Mayschoß, den Bau einer Flutkapelle. Nach Angaben der Verbandsgemeinde Altenahr sei die Bauvoranfrage bereits positiv beschieden. Es fehlten allerdings noch weitere Genehmigungen. Die Gemeindeverwaltung nennt auch die Hubertuskapelle in Hönningen als einen Ort der Erinnerung.
Bürgerinitiative plant Weg der Erinnerung
In der Ortsgemeinde Altenahr gibt es inzwischen auf dem Friedhof eine kleine Gedenkstätte. Außerdem soll im Ort ein Teilstück des Projekts "Weg der Erinnerung" entstehen, unter anderem mit einer Stele. Das Projekt "Weg der Erinnerung" oder "MemoriAhr" ist die Idee einer Bürgerinitiative an der Ahr. Sie plant einen "Weg der Erinnerung und der Zukunft" in mehr als 30 Orten entlang der Ahr von Blankenheim bis hin zur Ahrmündung.
Viele kleine Orte entlang der Ahr denken darüber nach, sich an dem Erinnerungsprojekt zu beteiligen. Im kommenden Jahr können voraussichtlich erste Erinnerungstafeln aufgestellt werden. Die Bürgerinitiative arbeitet bei dem Erinnerungsprojekt mit dem Ministerium für Kultur zusammen.
Denkmal aus Steinen der Nepomukbrücke in Rech
In Rech soll mit den Steinen der Nepomukbrücke und der Nepomuk-Statue ein Flutdenkmal entstehen. Die 300 Jahre alte Brücke soll in den kommenden Wochen fachmännisch abgebaut werden. Nach Angaben des Ortsbürgermeisters von Rech, Thomas Hostert (parteilos), sollen die Bürgerinnen und Bürger das Denkmal mitgestalten können.
Sinzig: Einsegnung eines Gedenksteins
In Sinzig fand am 15. Juli am Parkplatz an der schwer von der Flut betroffenen Hohenstaufenstraße eine Gedenkfeier statt. Vertreter der evangelischen und katholischen Gemeinde segneten den dortigen Gedenkstein feierlich ein. Dieser Grabstein war in der Flutnacht in Sinzig angespült und später von Flutbetroffenen gefunden worden. Mit Hilfe von zahlreichen Ehrenamtlichen und Unternehmen haben sie ihn nun aufgestellt. Im Laufe des Jahres soll auch im Ortsteil Bad Bodendorf ein Erinnerungsort entstehen.