"Das hochmoderne System ist das erste und einzige in weitem Umkreis", sagte der stellvertretende Leiter der Pflegeschule, Hans-Peter Graber am Montag bei einer Pressekonferenz. Vor einem Jahr habe er eine virtuelle Brille für seine drei Söhne gekauft, die damit am Computer Tischtennis und Golf spielen sowie Boxkämpfe machen. Das Bedienen der virtuellen Brille, auch bekannt als Virtual-Reality-Brille, sei für junge Leute sehr attraktiv.
VR-Brille kostete 7.500 Euro
Als Hans-Peter Graber hörte, dass es auch Software gibt, die Pflegeschülern realistische Szenen aus der künftigen beruflichen Praxis bietet, schlug er der Klinik vor, das System zu kaufen. Das St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus in Ludwigshafen investierte 7.500 Euro und setzt die virtuelle Brille (VR) seit Jahresbeginn ein.
Computer-Patient läuft blau an und stirbt
Pflegeschüler Max übt seit Monaten mit der virtuellen Brille – und ist eigentlich sehr sicher. Doch als er während der Pressekonferenz die Luftwege eines Computer-Patienten absaugen soll, geht es schief. Max ist angesichts des ungewohnten Publikums aufgeregt und macht einen Fehler. Der Patient am Computer läuft zunächst rot an, wird dann ganz blau – und stirbt. Das sei ihm noch nie passiert, sagt der 27-Jährige.
Der Vorfall ist für Projektleiter Hans-Peter Graber ein sehr gutes Beispiel: "Azubis erleben mit der virtuellen Brille komplexe Situationen, in denen sie kritische Entscheidungen treffen müssen. Dabei gewinnen sie Sicherheit. Außerdem werden Ängste vor anspruchsvollen Situationen im Pflegealltag abgebaut."
Krankenpflege-Schüler fühlen sich sicherer
Das bestätigt auch Pflegeschülerin Nena. "Die Arbeit mit der Brille ist praxisnah und macht Spaß. Wenn einmal Fehler passieren, ist es nicht schlimm. Man geht mit größerer Sicherheit auf die Stationen und traut sich mehr zu."
Schulleiterin Monika Heuvelmann glaubt, die Qualität im Krankenhaus steige durch die Brille. "Dank der Ausbildung mit der virtuellen Brille wird die Qualität der Pflege und die Sicherheit unserer Patienten im Krankenhaus steigen."
Sorgt VR-Brille für mehr Nachwuchs?
Weiterer Vorteil: Dank des modernen Systems habe man es vielleicht ein wenig leichter, Nachwuchs zu gewinnen, hoffen die Verantwortlichen der Pflegeschule. Denn nach wie vor sei es enorm schwer, genug Azubis zu finden.
Das St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus in Ludwigshafen will für die virtuelle Brille weitere Module kaufen, damit die 190 Ludwigshafener Pflegeschüler noch mehr Tätigkeiten am Computer trainieren können.