Im Juni hat Sherhat Ahmed seine letzten Prüfungsergebnisse bekommen. Jetzt ist er Kaufmann für audiovisuelle Medien: "Mir geht es gerade sehr gut damit, dass ich das geschafft habe." Doch der Weg dahin war lang. Mit viel Bürokratie musste er kämpfen und ohne Unterstützung hätte er es wohl nicht geschafft.
Eine Theateraufführung verändert das Leben von Sherhat Ahmed
Wolfgang Ressmann und Sherhat Ahmed lernen sich 2017 bei einer Theateraufführung kennen. Der Leiter des Ludwigshafener Bürgerfernsehens OK-TV sieht direkt das Potential des damals 18-jährigen Syrers. Und will helfen. "Wir brauchen in der Gesellschaft ein größeres Bewusstsein dafür, wie wir den Menschen die zu uns kommen umgehen", sagt Ressmann.
Beide verabreden ein Praktikum, OK-TV bildet junge Menschen im Medienbereich aus. Zunächst beginnt Ahmed eine Qualifizierungsmaßnahme.
Der schwere Weg durch die Ausbildung
Danach will er eine Ausbildung beginnen. Doch einfach ist der Weg dahin nicht. Die Praxis fällt dem geflüchteten Syrer leicht, doch mit der Theorie tut er sich schwer. Er braucht Unterstützung, auch aufgrund der Belastungen durch Krieg und Flucht. Gemeinsam mit einem Trägerverein möchte Wolfgang Ressmann das organisieren.
Eigentlich denken die beiden an eine Ausbildung zum Mediengestalter Bild und Ton . Doch das Arbeitsamt fördert nur die kaufmännische Ausbildung mit der notwendigen pädagogischen Begleitung. "Am Ende haben wir uns dann auf den Kaufmann für audiovisuelle Medien einigen können", sagt Ressmann.
Persönliche Schicksalsschläge auf dem Weg
Gerade in der Corona-Zeit war es für Sherhat Ahmed besonders schwierig. Dem Unterricht im Videochat zu folgen zum Beispiel. Auch wenn er gut Deutsch spricht, ist das eine Herausforderung. Dazu kamen persönliche Schicksalsschläge.
Sein Vater, ein kurdischer Oppositioneller, wird Ende des vergangenen Jahres vom iranischen Geheimdienst ermordet. Mitglieder seiner Familie sterben im Februar beim Erdbeben in Syrien, berichtet er. Und in dieser Zeit legt er seine Prüfungen ab.
Es braucht weniger Bürokratie
Jetzt lebt er in Trier, will nach Koblenz ziehen. Dort hat er schon einen Job in Aussicht. "Ich will auf jeden Fall im Medienbereich bleiben", sagt der 24-Jährige. Er fühlt sich nach acht Jahren in Deutschland gut integriert, weiß aber, dass das nicht immer so läuft: "Bürokratie kann man ändern, viele kennen sich da nicht aus und das ist ein Problem. Wenn du keine Unterstützung hast, wird es schwierig."