Diese Tat hat im vergangenen September Rheinland-Pfalz bewegt und bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Das ist bisher bekannt:
Wie soll die Tat abgelaufen sein?
Das zehnjährige Mädchen war am Morgen in Edenkoben auf dem Weg zur Schule, als der Angeklagte es in sein Auto hinein gestoßen haben soll. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Mann mit dem Kind dann zu einem leerstehenden Fabrikgebäude im Landkreis Bad Dürkheim gefahren ist. Dort soll er es sexuell missbraucht haben.
Einzelheiten zur Tat Entführung und Missbrauch einer Schülerin in Edenkoben - Das ist bislang bekannt
Auf dem Schulweg in Edenkoben wurde am Montag ein zehnjähriges Mädchen in ein Auto gezerrt, entführt und missbraucht. Das ist bisher über die Tat bekannt.
In der Zwischenzeit hatte der Vater das Mädchen schon als vermisst gemeldet. Und eine Zeugin hatte die Polizei auf einen verdächtigen Mann aufmerksam gemacht, weil der viel zu schnell mit seinem Auto unterwegs war. Auf dem Rückweg nach Edenkoben wurde der Mann dann von Polizisten entdeckt. Es kam zu einer wilden Verfolgungsjagd. Die endete nach 30 Kilometern – der Mann wurde festgenommen und das 10-jährige Mädchen aus seinem Auto befreit.
Wer sitzt auf der Anklagebank?
Der Mann kommt aus Neustadt an der Weinstraße. Seine umfangreiche kriminelle Karriere begann 1979, dann folgte Urteil auf Urteil. Wegen Diebstahl, Beleidigung und gefährlicher Körperverletzung. In den 1990er Jahren hatte er erst ein 12-jähriges und dann ein 15-jähriges Mädchen vergewaltigt. Dafür musste er jahrelang ins Gefängnis.
Seine kriminelle Karriere begann 1979 Missbrauch in Edenkoben: So oft stand der mutmaßliche Täter schon vor Gericht
Wer macht so etwas? Das ist eine der Fragen, die um den Missbrauchsfall von Edenkoben (Kreis Südliche Weinstraße) kreisen. Dem SWR liegt das letzte Urteil gegen den Beschuldigten vor. Es taucht tief in die Vergangenheit des mutmaßlichen Täters ein.
Danach hat er als Sexualstraftäter Auflagen bekommen, durfte sich zum Beispiel Kindern nicht nähern und musste eine elektronische Fußfessel tragen. Doch daran hat er sich nicht gehalten und musste deswegen wieder ins Gefängnis. Das Urteil von damals liegt dem SWR vor. Diese Haft endete im vergangenen Juli. Nach seiner Entlassung wurde ihm erneut zur Auflage gemacht eine elektronische Fußfessel zu tragen. Doch dies hat er wieder abgelehnt.
Wie geht es dem Mädchen heute?
Die Familie ist anonym geblieben und will das auch weiter bleiben. Deswegen können wir nur berichten, was uns andere gesagt haben, die die Familie näher kennen. Das Mädchen wird wohl psychologisch betreut. Ansonsten versucht die Familie so normal wie möglich weiterzuleben.
Die Stadtverwaltung in Edenkoben hatte damals direkt nach der Tat im September ein Spendenkonto eingerichtet. Da kamen einige tausend Euro zusammen. Nach SWR-Informationen soll die Familie damit Therapiekosten bezahlt haben und sich auch eine kurze Auszeit genommen haben.
Die Zeit direkt nach der Tat im September war auch für die Schule des Kindes eine Ausnahme-Zeit. Wie der Schulleiter des Gymnasiums, Philipp Jähne, sagt, habe die Schule Hilfe vom schulpsychologischen Dienst und vom Kriseninterventionsteam erhalten:
Sollte durch den Prozessbeginn das Geschehen wieder hochkommen, Fragen bei Schülerinnen oder Schülern auftauchen, dann stehen laut Schulleiter noch immer die Schulseelsorge oder der schulpsychologische Dienst bereit.
Wie läuft der Prozess ab?
Da das Opfer ein Kind ist, wird die Öffentlichkeit vom Prozess in Teilen ausgeschlossen werden, sagt das Landgericht. Zwölf Verhandlungstage sind angesetzt. Das Urteil könnte im April fallen. Die Staatsanwaltschaft will, dass der Angeklagte nach einer Haftstrafe in Sicherungsverwahrung kommt. Er sei "gefährlich für die Allgemeinheit", so die Anklagebehörde.
Am Landgericht Landau gelten besondere Sicherheitsvorschriften. So sind im Zuschauerraum, für den 20 Platzkarten ausgegeben werden, keine Taschen oder Mobiltelefone erlaubt. Der Zugang erfolgt durch eine Metalldetektorschleuse. Es gibt nur fünf Plätze für Journalistinnen und Journalisten.
Warum hatte der Fall auch eine politische Diskussion ausgelöst?
Der Angeklagte hätte nach seiner letzten Haftentlassung Mitte Juli 2023 eine elektronische Fußfessel tragen müssen. Das hat er verweigert. Die Behörden verwiesen damals auf die geltenden gesetzlichen Regelungen, wonach eine solche Fußfessel nicht unter Zwang angelegt werden könne. Das soll sich ändern:
Auch die Arbeit der Ermittler wurde kritisiert. Wenige Tage vor der Tat im September hatte die Staatsanwaltschaft Frankenthal einen Haftbefehl beantragt, weil der 62 Jahre alte Mann gegen Auflagen, wie zum Beispiel das Anlegen der Fußfessel verstoßen hatte. Die Akten mit dem Haftbefehl seien wegen der Erkrankung einer Mitarbeiterin aber erst mit Verzögerung an das zuständige Amtsgericht weitergeleitet worden und erst nach der Tat angekommen, hatte Justizminister Herbert Mertin (FDP) mitgeteilt.
Pressekonferenz der Ermittler Entführung in Edenkoben: "Wir haben das Gefahrenpotenzial nicht unterschätzt"
Eine Zehnjährige ist im südpfälzischen Edenkoben entführt und missbraucht worden - mutmaßlich von einem verurteilten Sexualstraftäter. Bei einer Pressekonferenz betonten die Ermittler, sie seien sich der Gefahr bewusst gewesen, die von dem Mann ausgehe.