Eine Frau geht an einer geschlossenen Apotheke vorbei. Die Schaufenster der ehemaligen Apotheke sind verhängt.

Ungewöhnliche Aktion

Apotheke in Ludwigshafen: Scharfer Protest gegen Lauterbach per Kassenbon

Stand
Autor/in
Frank Schumann

Weil er mit der Bundesregierung nicht einverstanden ist, macht der Ludwigshafener Apotheker seinem Ärger auf dem Kassenbon Luft: Dort attackiert er Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).

Eine ungewöhnliche Form des Protestes gegen die Politik der Bundesregierung hat der Apotheker Markus Wollny aus Ludwigshafen-Oppau gestartet. Auf den Kassenbons für die Kundinnen und Kunden seiner drei Filialen in Ludwigshafen und Hockenheim im benachbarten Baden-Württemberg steht seit Oktober der Satz: "Wir sind der Meinung: Unser Gesundheitsminister ist nicht mehr tragbar". Wollny sagt, seit dem Deutschen Apothekertag Ende September habe der Minister keine Gesprächsbereitschaft mehr mit seinen Kollegen erkennen lassen. Außerdem verachte Karl Lauterbach den Apotheker-Berufsstand, so Wollny. "Kommunikation mit ihm ist nicht mehr möglich" stellt der Ludwigshafener fest.

Apotheker Markus Wollny aus Ludwigshafen hält einen Kassenzettel in die Kamera in seiner Apotheke
Apotheker Markus Wollny

Viel Kritik an der Bundespolitik

Die Kritik am Bundesgesundheitsminister ist vielfältig. Markus Wollny sieht sich da durchaus auf einer Linie mit den 860 anderen Apothekern in Rheinland-Pfalz. Da ist zum einen das liebe Geld. Die Honorare für die Apotheken seien seit Jahren nicht mehr angehoben worden. Weil aber auf der anderen Seite wegen der Inflation die Preise für Medikamente steigen, könnten Apotheken defizitär werden und in die roten Zahlen rutschen. Das wiederum mache es unattraktiv, den Apotheker-Beruf zu ergreifen. Die Folge: die Zahl der Apotheken werde kleiner. "Für die Patienten und Patientinnen gibt es in drei bis fünf Jahren eine Versorgungslücke" befürchtet Wollny.

Weite Wege bis zur nächsten Apotheke

Vor allem der Notdienst von Apotheken am Wochenende werde ausgedünnt. "Dann muss jemand zum Beispiel von Waldsee im Rhein-Pfalz-Kreis bis nach Alzey fahren", wenn er ein Medikament am Sonntag braucht, warnt der Apotheker. Schuld daran sei die Absicht von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, Apotheker-Filialen "light" zuzulassen, von den Kritikern auch "Scheinapotheken" genannt. Dies wären reine "Abgabestellen" für Medikamente mit geringen Anforderungen: so wären dort kein studiertes Fachpersonal, keine Labore, kein Nacht- und Notdienst erforderlich. Die etablierten Apotheken könnten dann preislich nicht mithalten und wären vom Aussterben bedroht.

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Andere Form des Protestes: Apotheken bleiben zu

Vor diesen negativen Folgen warnt auch Andreas Hott aus Landau, der Vorsitzende des rheinland-pfälzischen Apothekerverbandes. "Karl Lauterbach hält nix von unserem Berufsstand und will uns abschaffen", sagt Hott. Die Kritik auf einem Kassenbon, den Minister als nicht mehr tragbar zu bezeichnen, geht dem Verbandschef allerdings zu weit. "So etwas macht keinen Sinn, wir wollen im Gespräch bleiben und keinen beleidigen", meint Andreas Hott. Er setzt auf die andere Art des Protestes: für einen Tag am Mittwoch die Apotheken geschlossen lassen und damit auf sich aufmerksam machen. Zusammen mit Apothekern aus Hessen, dem Saarland und Nordrhein-Westfalen treffe man sich auf der zentralen Kundgebung in Dortmund. Hott rechnet mit etwa 500 Teilnehmern aus der Pfalz beim Protest.

Kassenbon-Kritik noch wenig bekannt

Der Besitzer der Pfalzgrafen-Apotheke protestiert auf seinen Kassenbons gegen den Gesundheitsminister
Prootest per Kassenbon in der Pfalzgrafen-Apotheke

Doch das lehnt der Ludwigshafener Apotheker Markus Wollny ab. Er lässt seine Filialen am Protesttag offen, damit seine Kundinnen und Kunden, die teilweise schlecht zu Fuß seien, nicht vor verschlossener Türe stehen. "Ich möchte meinen Protest nicht auf dem Rücken der Patienten austragen", meint er. Seine Kassenbon-Aktion verteidigt er: "Jeder muss für seine Kritik seinen eigenen Weg finden". Allerdings muss der Apotheker auch zugeben: So richtig bemerkt haben die Kunden die Forderung auf dem Kassenbon noch nicht. Es gebe bisher kaum Rückmeldungen. "Aber das wird bald kommen", ist sich Wollny sicher.

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