Bundesweiter Protesttag

"Apothekensterben": Wie schlimm ist es wirklich?

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Autor/in
Sophie Noel
Michael Wegmer
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Alexander Winkler
SWR-Wirtschaftsredakteur Alexander Winkler

Die Zahl der Apotheken in Deutschland liegt inzwischen fast auf einem Rekordtief. Aus Protest bleiben am Mittwoch viele Apotheken geschlossen. Wie ist die Lage in BW und RP?

In Deutschland schließt durchschnittlich jeden Tag mehr als eine Apotheke, laut Apothekenverbänden oft weil sie nicht mehr rentabel seien oder weil keine Nachfolge gefunden werde. Auf dieses Problem wollen zahlreiche Apotheken mit einer Protestaktion am Mittwoch aufmerksam machen, indem sie am Nachmittag zwischen 13 und 16 Uhr schließen.

17.825 Apotheken gab es im Juni in Deutschland - und damit so wenige wie seit 1980 nicht (zusammengerechnet: Bundesrepublik Deutschland und DDR). Immer weniger neue Apotheken werden eröffnet. Im ersten Halbjahr waren es nur 28. Geschlossen wurden dagegen bundesweit 250, viele, vor allem auf dem Land, weil sie keine Nachfolge finden.

Sowohl in RP als auch in BW nimmt die Zahl der Apotheken ab

Sowohl in Rheinland-Pfalz als auch in Baden-Württemberg ist die Zahl der Apotheken innerhalb des letzten Jahrzehnts um mehr als 15 Prozent zurückgegangen. Während Rheinland-Pfalz vor zehn Jahren noch 1.065 zählte, sind es heute 862. Hier geht die Landesapothekenkammer davon aus, dass dieser Trend genau so weitergeht und in zehn Jahren nur noch 650 Apotheken übrig sind.

In Baden-Württemberg öffnen aktuell täglich 2.244 Apotheken, so die Landesapothekerkammer BW - 2013 waren es noch 2.641. Bundesweit liegt Deutschland bei der Versorgung durch Apotheken deutlich unter dem Schnitt der Europäischen Union - im Mittelfeld zwischen Tschechien und Portugal.

Hoher Umsatz, aber nur wenige Apotheken profitieren davon

Der Umsatz einer durchschnittlichen Apotheke in Deutschland hat sich nach Angaben des Deutschen Apothekerverbandes in den vergangenen 13 Jahren knapp verdoppelt, auf netto rund 3,2 Millionen Euro. Der Verband weist allerdings darauf hin, dass sich viel Umsatz auf wenige große Apotheken verteilt, so dass die meisten Apotheken nicht auf diesen Durchschnitt kämen. Außerdem würden immer teurere Medikamente verschrieben, was zwar den Umsatz anhebt, aber nicht mehr Gewinn bringe. Außerdem müssen die Apotheken bei rezeptpflichtigen Medikamenten noch einen Abschlag an die gesetzlichen Krankenkassen abführen, was den Umsatz zusätzlich schmälert. Das Honorar der Apotheken richtet sich bei verschreibungspflichtigen Medikamenten nach der Zahl der abgegebenen Packungen - und nicht nach dem Einzelpreis eines Medikaments.

Baden-Württemberg

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