Nährwerte und Zusatzstoffe müssen vom 8. Dezember an auch auf Wein- und Sektflaschen zu finden sein - allerdings noch nicht sofort auf allen, wie es Wein- und Sekthersteller befürchtet hatten. In der EU-Verordnung gibt es eine Übergangsvorschrift. Danach können Weinerzeugnisse, die vor diesem Stichtag hergestellt wurden, noch unbegrenzt ohne die neuen Kennzeichnungen verkauft werden, so das Bundeslandwirtschaftsministerium.
Die neuen Weinetiketten sind daher erst für den Jahrgang 2024 Pflicht.
Huch! Auch Pfälzer Wein hat Kalorien! Neue Etiketten für Weinflaschen sollen Zutaten auflisten
Nährwerte und Inhaltsstoffe müssen bald auf jeder Weinflasche stehen. Wir haben nachgefragt: Was bedeutet das für die Winzer in der Pfalz?
Etikett: Zusatzstoffe müssen drauf, aber keine Info für Veganer
Neben den Nährwerten wie Zucker, Salz, Eiweiß und Kohlenhydrate müssen die Winzer nun auch angeben, wie viel Kalorien der Rebensaft hat. Außerdem müssen Zusatzstoffe wie Säuren oder Konservierungsstoffe aufgelistet werden.
Anders sieht es mit Hilfsstoffen bei der Wein- und Sektherstellung aus: Es muss beispielsweise weiterhin nicht gekennzeichnet werden, wenn aus tierischem Knochenmehl hergestellte Gelatine als Trennmittel verwendet wird oder bestimmte Hefen bei der Gärung zugesetzt wurden. Das bedeutet auch, Vegetarier und Veganer können nur sichergehen, dass keine tierischen Stoffe verwendet wurden, wenn sie weiterhin als "vegan" ausgezeichnete Weine kaufen.
Winzer haben die Wahl: QR-Code oder Etikett auf Weinflasche
Die Angaben können direkt auf die Etiketten der Weinflaschen gedruckt werden. Die Winzer und andere Hersteller haben aber auch die Möglichkeit, stattdessen einen QR-Code aufzudrucken, über den die Verbraucher die Infos dann per Internet abrufen können.
Neue EU-Regeln Neue Weinetiketten: Das muss drauf stehen
Auf fast allen verpackten Lebensmitteln muss stehen, was drin ist und wieviel Kalorien sie enthalten. Wein war lange eine Ausnahme. Bis jetzt. Wir klären, was sich ändert.
Wie machen es die Winzer in der Pfalz?
Für einen QR-Code hat sich zum Beispiel Winzerin Kathrin Mehling aus Deidesheim (Kreis Bad Dürkheim) entschieden. "Wenn ich einkaufen gehe, möchte ich als Kunde ja auch wissen, was in meinem Käse ist. Aber der Aufwand für kleine Betriebe wie unseren ist enorm", erklärt die Bio-Winzerin.
Und die Kosten haben es auch in sich. Statt eines Etiketts wird sie zur Kennzeichnung ihrer Weine in Zukunft zwei benötigen. Eine Grafikerin wird das neue Etikett entwerfen.
Und die Winzerin kaufte ein IT-Programm, um den QR-Code abrufbar zu machen. Denn: Der QR-Code darf nicht auf die normale Webseite des Winzers verweisen. "Sonst könnte man uns Verkaufsabsichten und Werbung unterstellen", erklärt die Winzerin. "Jeder Wein wird einen QR-Code haben, der auf eine eigene Internetseite führt, auf der nur die Inhaltsstoffe abrufbar sind, sonst nichts", so Mehling. Ziemlich viel Bürokratie, findet sie.
Weinfachmann aus Deidesheim: Angaben nicht wirklich realistisch
Florian Volk, der Geschäftsführer der Sektkellerei Deidesheim steht den Weinetiketten skeptisch gegenüber: "Für Diabetiker mag das zum Beispiel wichtig sein, den Zuckergehalt des Sektes zu kennen. Aber für alle anderen Verbraucher sind diese Angaben sicherlich nicht so relevant", glaubt er.
Aufgrund des "enormen IT-Aufwandes" habe sich die Sektkellerei daher auch gegen den QR-Code entschieden. Man werde die Zusatz- und Nährstoffe auf die neu entworfenen Etiketten drucken. Aber: "Weine und Sekte sind lebendige Produkte und ein halbes Jahr nach Abfüllung nicht mehr das, was sie frisch in der Flasche waren." Er bezweifelt, dass die Angaben dann so noch stimmen.
Kennzeichnung: Weingüter und Genossenschaften in der Pfalz sind bereit
Das Weinkontor Edenkoben (Kreis Südliche Weinstraße) hat sich laut eines Sprechers schon vor einem halben Jahr mit den neuen Etiketten beschäftigt und sich für einen QR-Code entschieden.
Auch die Winzergenossenschaft Palmberg in Laumersheim (Kreis Bad Dürkheim) sieht der neuen Vorschrift gelassen entgegen, weil die Pflicht erst für 2024 gilt. Ein Labor, das normalerweise für die Genossenschaft arbeitet, würde die neuen Werte einfach mit erheben. Man sei vorbereitet, so ein Palmberg-Sprecher.
Bauern- und Winzerverband: Bürokratischer Aufwand enorm
Der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz erklärt auf Anfrage, grundsätzlich sei der Verband für Transparenz. Allerdings sei bis vor wenigen Tagen noch nicht klar gewesen, wie die neuen Vorschriften genau lauten und das habe so manchen Betrieb verunsichert. Der bürokratische Aufwand sei enorm.