Städtetag schaut sich Vorbildstadt an

Landau warnt mit modernen Sirenen vor Katastrophen

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Autor/in
Martin Gärtner

Es gilt bundesweit als vorbildlich: Die Stadt Landau hat ein hochmodernes Sirenensystem, das die Bürger bei Katastrophen warnen soll. Warum setzt Landau auf heulende Sirenen, die in den meisten anderen Kommunen längst verschrottet worden sind? Es gibt gute Gründe, meint Landaus oberster Katastrophenschützer.

Brandschutzinspektor Dirk Hargesheimer ist stolz: "Ich finde es gut, dass Landau an den Sirenen festgehalten hat, und nicht nur auf die Warn-Apps setzt." Die Mischung mache es, die geschickte Kombination aus Apps und der klassischen Sirenenwarnung. Denn nicht alle Bürger besitzen ein Smartphone. Oder sie schalten ihr Gerät nachts leise und aktuelle Katastrophenwarnungen erreichen sie deshalb nicht.

Intelligentes Sirenensystem bis Ende des Jahres

Nach und nach hat Landau seine alten Rundkopf-Sirenen ersetzt durch 15 hochmoderne Exemplare, und lässt derzeit ein Beschallungskonzept erarbeiten. Ende des Jahres soll alles fertig sein.

"Dann erreichen wir per akustischer Warnung jeden Ort und jeden Bürger in Landau", sagt Katastrophenschützer Dirk Hargesheimer. "Und wir können die Sirenen so steuern, dass sie nur in einzelnen Wohnvierteln oder Stadtteilen ertönen".

Bürger müssen lernen, was die Töne bedeuten

Allerdings reicht es nicht aus, moderne Sirenen zu installieren, meint Landaus Katastrophenschutzinspektor Dirk Hargesheimer. "Wir müssen den Bürgern wieder beibringen, was die Signale bedeuten." Und man dürfe die akustischen Warnungen nicht inflationär, also zu oft benutzen, sondern nur, wenn etwas ganz Schlimmes passiert. "Sonst nimmt man das Sirenenheulen nicht mehr ernst", fürchtet Hargesheimer.

Landau als Vorbild für andere Kommunen

Landaus Konzept weckt Interesse. Am Mittwoch lässt sich der Geschäftsführer des rheinland-pfälzischen Städtetags, Michael Mätzig, vor Ort über das System informieren. Denn nach der Flutkatastrophe an Ahr und Erft wird bundesweit darüber diskutiert, wie man Menschen nachts optimal vor Katastrophen warnt.

Und Katastrophenschutz bleibt weiter Ländersache. Auch nach der Flut im Juli hat der Bund beschlossen, den Katastrophenschutz nicht an sich zu ziehen. Der bundesweite Warntag im vergangenen Jahr hatte aber gezeigt, dass das flächendeckende Warnsystem in Deutschland noch ausbaufähig ist und Sirenen und Warnapps weiter ausgebaut werden müssen:

Wo "geheult" wird in der Pfalz:

Kreis Bad Dürkheim: Im gesamten Kreis gibt es nur noch 49 funktionierende Sirenen, und zwar in der Stadt Bad Dürkheim, der Gemeinde Haßloch und den Verbandsgemeinden Lambrecht und Leiningerland. Die Stadt Grünstadt und die Verbandsgemeinden Deidesheim, Freinsheim und Wachenheim haben keine Sirenen mehr.

Frankenthal: Die Stadt hat noch 19 funktionsfähige Sirenen. Sie werden seit zwei Jahren modernisiert und es sollen zusätzliche installiert werden. Laut Stadtverwaltung braucht man lautere Sirenen und mehr Exemplare, da die Siedlungen wachsen und die Alarme natürlich auch in den Außenbezirken gehört werden müssen.

Kreis Germersheim: Im Landkreis Germersheim sind bei einigen Gemeinden noch Sirenen aufgebaut. Die Sirenen können i.d.R. nur den Warnton "Feueralarm" umsetzen.
Durch Umrüstung der Sirenenempfangseinheiten könnte die Bevölkerung aber auch mit den Sirenensignalen "Katastrophenalarm" und "Entwarnung" gewarnt bzw. informiert werden.

Neustadt an der Weinstraße: Von ursprünglich 53 Sirenen sind noch 30 übrig. Davon wurden 23 modernisiert. Künftig will Neustadt wieder das gesamte Stadtgebiet abdecken und plant eine weitere Modernisierung und Ergänzung des Sirenennetzes. Bis Jahresende wird ein Schallausbreitungsgutachten erstellt, um Lücken zu finden.

Landau: Die Stadt hat eines der modernsten Sirenensysteme in ganz Deutschland. Ende des Jahres ist der Ausbau abgeschlossen. Im Stadtgebiet stehen insgesamt 15 Sirenen.

Ludwigshafen: Laut Stadtverwaltung gibt es in Ludwigshafen ein funktionierendes Sirenennetz. Ältere Motorsirenen sollen in den kommenden Jahren durch Hochleistungssirenen ersetzt werden, um das Ludwigshafener Stadtgebiet optimal akustisch abzudecken.

Rhein-Pfalz-Kreis: Im Rhein-Pfalz-Kreis gibt es laut Kreisverwaltung nur noch in einzelnen Kommunen Sirenen oder Lautsprecherdurchsagen der örtlichen Einsatzkräfte. Man informiere stattdessen über Katwarn, Nina, die Homepages der Kreisverwaltung und Kommunen, sowie Social Media.

Speyer: Laut Stadtverwaltung sind im Stadtgebiet 31 Sirenen installiert, mit denen die Bürger Speyers alarmiert und gewarnt werden können.

Kreis Südliche Weinstraße: Der Kreis will nach dem Vorbild Landaus nachziehen und ein hochmodernes Sirenensystem aufbauen.

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Martin Gärtner