Bis zum Ende des Kalten Krieges war Deutschland flächendeckend mit Sirenen ausgestattet - schätzungsweise 80.000 Sirenen waren es im gesamten Bundesgebiet. In den 1990er Jahren hat der Bund seine Sirenen aufgegeben und sie den Kommunen zur Übernahme angeboten. Doch längst nicht alle waren an einer solchen Übernahme interessiert. Somit ging die Zahl der Sirenen stark zurück. Inzwischen hat ein Umdenken eingesetzt: Viele Kommunen investieren in neue Sirenensysteme, um die Bevölkerung im Notfall zu warnen.
Erstmals seit 30 Jahren wurden nun wieder überall im Bundesgebiet zur gleichen Zeit die Sirenen heulen - testweise. Sirenen vermitteln zwar nur bedingt Informationen, können aber rasch aktiviert werden. Im Gegensatz zum Rundfunk oder dem Smartphone erreichen sie durch ihre Lautstärke zudem auch nachts die Aufmerksamkeit der Bevölkerung. Sie haben den "Weckeffekt".
Die Älteren sind wohl noch bestens mit dem Geräusch vertraut. Gerade Jüngere können damit heute aber gar nichts mehr anfangen, glaubt der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Christoph Unger. Der Warntag soll also auch dazu beitragen, Sirenensignale bekannter zu machen.
Wenn die Sirene "heult", besteht Gefahr
Bundesweit einheitlich ist das Warn- und Entwarnsignal für allgemeine Gefahr. Darüber hinaus können sich die Signaltöne durchaus unterscheiden. Beim Sirenenton für die Warnung wird ein einminütiger auf- und abschwellender Ton verwendet. Früher war das das Signal für Fliegeralarm.
Heutzutage kann die Warnung auf verschiedene Gefahrenlagen hinweisen: auf Großbrände, Chemieunfälle, Hochwasser, ein starkes Unwetter oder einen Terroranschlag. Hört man den Warnton, sollte man deshalb nach Hause gehen oder ein Gebäude aufsuchen, das Radio einschalten und auf Durchsagen warten, Warn-Apps oder das Internet checken.
Die Feuerwehr rät auch dazu, Nachbarn zu informieren und je nach Gefahrenart Fenster und Türen zu schließen. Klimaanlage und Lüftung sollten ausgeschaltet werden. Um das Mobilfunknetz nicht zu überlasten, ist es ratsam, auf Telefonate so gut es geht verzichten. Die Notrufleitungen dürfen nicht blockiert werden. Außerdem, eigentlich selbstverständlich, sollte man sich vom Gefahrengebiet fernhalten.
Ein gleichbleibender Ton steht für Entwarnung
Das Signal für Entwarnung entspricht einem einminütigen, gleichbleibenden Dauerton. Wenn dieser erklingt, besteht keine Gefahr mehr. Wohnung oder Gebäude können wieder verlassen und auch alle sonstigen Schutzmaßnahmen aufgehoben werden. Trotzdem sollte noch auf weitere Durchsagen geachtet werden.
Für die Feuerwehr gibt es ein eigenes Signal
In Rheinland-Pfalz wird neben dem Warn- und Entwarnsignal noch ein drittes Gefahrensignal verwendet. Wenn der einminütige, gleichbleibende Dauerton zweimal für mehrere Sekunden unterbrochen wird, dann ist er ein Ausrücksignal: Feuerwehrleute werden damit zum Einsatz gerufen. Alle anderen sollten darauf achten, den Feuerwehrleuten die Anfahrtswege nicht zu versperren und nicht zum Einsatzort oder zum Feuerwehrhaus gehen.
Ist nur ein einziger, gleichbleibender Ton von rund 15 Sekunden zu hören, handelt es sich übrigens um einen reinen Funktionstest der Sirene. Es besteht kein Grund, sich zu sorgen oder aktiv zu werden.
Vor allem zur Zeit des Kalten Krieges gab es in Deutschland einen weiteren wichtigen Alarm: den ABC-Alarm. Er war für den Fall eines Atomangriffs oder eines Angriffs mit biologischen oder chemischen Kampfstoffen gedacht. Es handelt sich dabei um einen einminütigen Heulton, der zweimal unterbrochen wird.
Sirenenalarm ist aber nicht nur politisch, sondern auch regional bedingt. Hoch im Norden verfügt Hamburg zum Beispiel über ein eigenes Sirenensystem in sturmflutgefährdeten Gebieten. Dieses wird aktiv, wenn ein hoher Wasserstand erwartet wird.