Stalaktiten, Bier-Hähne, Müllgreifer

Behind the Scenes: Saline, Windrad, Müllheizkraftwerk in der Pfalz

Stand
Autor/in
Leonie Fritz
Porträt Reporterin Leonie Fritz

Wie sieht so ein Windrad von innen aus? Und was passiert hinter der riesigen Reisigwand der Bad Dürkheimer Saline? Ein Blick hinter die Kulissen verschiedener Orte in der Pfalz.

Hinter manchen Orten in der Pfalz steckt so einiges mehr, als sie auf den ersten Blick vermuten lassen. Oder hätten Sie gewusst, dass man bei Wartungsarbeiten in die Rotorblätter eines Windrads kriechen muss? Und dass der Müll von einer Millionen Pfälzerinnen und Pfälzern rund 26.000 Vier-Personen-Haushalte mit Strom versorgen kann? Das und noch mehr haben wir beim Blick hinter die Kulissen verschiedener Pfälzer Orte erfahren.

Bad Dürkheimer Saline

Die Bad Dürkheimer Saline wurde in ihrer heutigen Form bereits Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut. Nach Angaben der Betreiber wird sie bis heute gut besucht: Rund 100.000 Menschen im Jahr spazieren die neun Meter hohe Reisigwand entlang, um ihren Atemwegen etwas Gutes zu tun.

Die Bad Dürkheimer Saline (Bildquelle: SWR)

Die Saline ist übrigens genau 333,33 Meter lang. Zumindest den Messungen Dieter Petrys zufolge, Fachbereichsleiter für Bauen und Umwelt in Bad Dürkheim und Mitglied des Fördervereins Gradierbau Bad Dürkheim: "Ich habe das mal ausgemessen und musste lachen, als ich bei der Schnapszahl rauskam." In den offiziellen Unterlagen heißt es aber 333 Meter.

Behind the Scenes: Bad Dürkheimer Saline

333 Meter, die mit Reisig gefüllt werden mussten. Ca. 250.000 Reisigbündel im Wert von stolzen 1,3 Millionen Euro schmücken den Rundweg. "Das waren fast 160 LKW-Ladungen", erinnert sich Petry. Hinter den Kulissen dieser kostspieligen Reisig-Konstruktion gibt es noch so Einiges mehr zu entdecken - abseits des Rundwegs, zu dem jeder Zugang hat. Sehen Sie selbst:

Unter der Bad Dürkheimer Saline (Bildquelle: SWR)
Unter der Bad Dürkheimer Saline setzen sich schwerlösliche Salze in Form von Stalaktiten ab. Bild in Detailansicht öffnen
Reisigwand der Bad Dürkheimer Saline (Bildquelle: SWR)
Der Reisig für die neun Meter hohe Reisigwand hat 1,3 Millionen Euro gekostet. Bild in Detailansicht öffnen
Dachstuhl der Bad Dürkheimer Saline (Bildquelle: SWR)
Der Dachstuhl der Bad Dürkheimer Saline: Von hier aus rieselt die Sole den Reisig runter. Bild in Detailansicht öffnen
Sole-Leitungen der Bad-Dürkheimer Saline (Bildquelle: SWR)
Die Sole-Leitungen sind den Konstruktionen aus dem 19. Jahrhundert nachempfunden. Bild in Detailansicht öffnen
Bier-Hahn in der Bad Dürkheimer Saline (Bildquelle: SWR)
Bier-Hähne zur Wasserregulation - wie im 19. Jahrhundert. Bild in Detailansicht öffnen
Der Ausblick aus dem Turm der Bad Dürkheimer Saline (Bildquelle: SWR)
Der Ausblick aus dem Turm der Bad Dürkheimer Saline Bild in Detailansicht öffnen
Technik der Bad Dürkheimer Saline (Bildquelle: SWR)
Einer der vielen Technikräume in der Bad Dürkheimer Salline. Hier wird unter anderem das giftige Arsen aus dem Wasser gefiltert. Bild in Detailansicht öffnen

Windrad im Offenbacher Windpark

"Leiter oder Aufzug?", fragt der "Pfalzwind"-Mitarbeiter, der das Windrad im Offenbacher Windpark normalerweise wartet. Die Antwort fällt leicht bei einem Aufstieg von rund 100 Metern: Aufzug natürlich. Wobei "Aufzug" eher einer Übertreibung gleicht.

Sieben Minuten geht es in einem sehr engen Gitterkasten ruckelnd durch den schmalen Turm des Windrads nach oben. Die letzten Meter müssen dann doch noch über steile Leitern und durch schmale Öffnungen zu Fuß zurückgelegt werden. Dann ist man in der sogenannten Gondel angekommen - dem Maschinenhaus des Windrads. Hier wird die kinetische Energie des Windes in elektrische Energie umgewandelt.

Hinter den Kulissen eines Windrads
Durch diese schmale Öffnung muss man sich quetschen, um ins Maschinenhaus des Windrads zu gelangen. Bild in Detailansicht öffnen
Hinter den Kulissen eines Windrads
Im Maschinenhaus wird die kinetische Energie des Windes in elektrische Energie umgewandelt. Bild in Detailansicht öffnen
Hinter den Kulissen eines Windrads
Der "Pfalzwind"-Mitarbeiter öffnet eine Luke im Boden. Durch die werden große und schwere Gegenstände, die nicht in den Aufzug passen, in das Maschinenhaus gebracht. Bild in Detailansicht öffnen
Hinter den Kulissen eines Windrads
Außerdem wird sich hier im Notfall rund 100 Meter abgeseilt. Das üben die Mitarbeitenden regelmäßig. Bild in Detailansicht öffnen
Hinter den Kulissen eines Windrads
Auf der anderen Seite des Maschinenhauses: die Rotorblätter von innen. In die müssen die Mitarbeitenden manchmal zur Wartung reinklettern. Bild in Detailansicht öffnen

Der Aufstieg lohnt sich aber allemal. Denn dann kommt das Highlight: Es geht auf das Dach des Maschinenhauses.

Hinter den Kulissen eines Windrads (Bildquelle: SWR)
Reporterin Leonie Fritz auf der Gondel des Windras in über 100 Metern Höhe. Bild in Detailansicht öffnen
Hinter den Kulissen eines Windrads
Am Ende der Gondel im linken Kreis befindet sich der Windmesser. Bild in Detailansicht öffnen
Hinter den Kulissen eines Windrads
Ein Rotorblatt wiegt 6,7 Tonnen und ist 44 Meter lang. Steht eines der Rotorblätter senkrecht nach oben, ist das Windrad in Offenbach 150 Meter hoch. Bild in Detailansicht öffnen

Hier befindet sich auch noch allerlei Technik. Zum einen die Hindernisbefeuerung, die durch Blinken sich nähernde Flugobjekte vorwarnt. Und zum anderen der Windmesser. Der misst über Ultraschall Windrichtung und -stärke, sodass sich die Rotorblätter entsprechend ausrichten können.

Außerdem ist er Teil der automatischen Sturmabschaltung. Heißt, das Windrad schaltet sich bei zu krassem Wind aus Sicherheitsgründen von alleine ab. An der Blattspitze gemessen können die Rotorblätter nämlich bis zu 280 Stundenkilometer schnell werden.

Behind the Scenes: Windrad in Offenbach

Laut dem Betreiber "Pfalzwind" kann das Windrad im Offenbacher Windpark im Jahr 1.150 Haushalte mit Strom versorgen.

Müllheizkraftwerk Ludwigshafen

Schonmal darüber nachgedacht, was genau mit unserem Müll passiert? Ein Großteil des nicht-recyclebaren Restmülls landet im Gemeinschafts-Müllheizkraftwerk Ludwigshafen (GML).

Müllheizkraftwerk Ludwigshafen

Nach Angaben der Betreiber werden hier Restabfälle von rund einer Millionen Pfälzerinnen und Pfälzern angeliefert. Die werden im Müllheizkraftwerk verbrannt, wodurch Heißdampf entsteht. Der wird wiederum bei den benachbarten Technischen Werken Ludwigshafen (TWL) zu Strom und Fernwärme verarbeitet.

Müllheizkraftwerk Ludwigshafen
Hier wird der Restmüll von Menschen aus Ludwigshafen, Frankenthal, Bad Dürkheim, Speyer, Neustadt und dem Rheinpfalz-Kreis abgeladen. Bild in Detailansicht öffnen
Müllheizkraftwerk Ludwigshafen
Zwei riesige Müllgreifer werden von zwei GML-Mitarbeitern gesteuert. Bild in Detailansicht öffnen
Müllheizkraftwerk Ludwigshafen
Einer der Müllberge im Müllbunker des GML. Jährlich landen hier rund 235.000 Tonnen Restmüll. Bild in Detailansicht öffnen
Müllheizkraftwerk Ludwigshafen
Hier wirft der Greifer den Müll rein - in die Öffnung zum Kessel, wo er verbrannt wird. Bild in Detailansicht öffnen
Müllheizkraftwerk Ludwigshafen
Der Restmüll landet in einem der vier Kessel des GML. Der Kessel auf dem Foto ist noch so sauber, weil er neu ist und erst Ende des Jahres in Betrieb genommen wird. Bild in Detailansicht öffnen
Müllheizkraftwerk Ludwigshafen
Genau genommen ist das der Feuerraum des Kessels. Hier trocknet der noch frische Müll und fängt an, zu brennen. Bild in Detailansicht öffnen
Müllheizkraftwerk Ludwigshafen
Der brennende Müll wird dann über den Walzenrost immer weiter nach unten geschoben, bis die nicht-brennbaren Reste im sogenannten Nass-Entscklacker landen. Bild in Detailansicht öffnen
Müllheizkraftwerk Ludwigshafen
Der gesamte Kessel besteht aus solchen Wasserrohren. Durch die heißen Gase, die bei der Müllverbrennung entstehen, wird das sogenannte Speisewasser in den Rohren erhitzt und wird zu Wasserdampf. Bild in Detailansicht öffnen
Müllheizkraftwerk Ludwigshafen
Der Wasserdampf in den Rohren hat dann eine Temperatur von 420 Grad und schießt mit einem Überdruck von 42 bar durch die Rohre zu den TWL auf die dortige Turbine. Die Turbine fäng an, sich zu drehen, und erzeugt dadurch Strom. Hinter der Turbine koppeln die TWL noch Fernwärme aus. Bild in Detailansicht öffnen

Mehrere Turbinen erzeugen 80 Millionen Kilowattstunden Strom aus dem heißen Dampf. Das reicht aus für 26.000 Vier-Personen-Haushalte. Hinzukommt die Fernwärme für rund 13.000 Haushalte.

Außerdem: Pro Jahr fallen rund 65.000 Tonnen Schlacke an – also nicht-brennbare Müllreste, die vom Feuerraum im sogenannten Nass-Entschlacker landen. Das sind vor allem Metalle wie Eisen, Aluminium, Zink und Kupfer. Manchmal sogar Edelmetalle. Auch die können zumindest teilweise weiter verarbeitet werden. Sie werden in eine Aufbereitungsanlage transportiert und können schlussendlich zum Beispiel beim Straßenbau eingesetzt werden.

Frankenthal/Pfalz

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