Destiney Balzo ist eine junge, kluge und aufgeweckte Frau, die die 12. Klasse eines Gymnasiums besucht. Sie erzählt, dass sie erst vor einigen Jahren Genaueres über die Geschichte ihrer Familie während des Nationalsozialismus erfahren habe. Sie sei schockiert gewesen, dass auch ihrer Familie das passiert sei, was sie sonst nur von anderen gehört habe, so die junge Südpfälzerin. Seitdem erinnert sie vor allem am Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus, dass zu diesen Opfern auch Sinti und Roma zählten.
Urgroßvater hatte KZ Dachau und Todesmarsch überlebt
Destiney Balzos Vorfahren wurden während des Zweiten Weltkriegs von den Nationalsozialisten verfolgt. Von ihrem Urgroßvater ist bekannt, dass er in mehrere Konzentrationslager verschleppt wurde, darunter Dachau und Sachsenhausen. Er habe dort Zwangsarbeit leisten müssen und es seien medizinische Versuche mit ihm gemacht worden.
Erst 1945 wurde wurde er von der Roten Armee befreit, so die junge Frau. Da sei ihr Uropa bereits auf einem der sogenannten Todesmärsche unterwegs gewesen, mit denen die Nazis verhindern wollten, dass die Gefangenen in die Hände ihrer Feinde, also der alliierten Streitkräfte fielen.
Rülzheim: "Rassenforscher" bei Familie
Die 18-Jährige berichtet, dass ihr Urgroßvater und seine Familie vor der Deportation von Rassenforschern des NS-Regimes im Rülzheim (Kreis Germersheim) aufgesucht wurden. Diese hätten beispielsweise den Abstand zwischen den Augenbrauen gemessen, um die Andersartigkeit zu begründen.
Als ihr Uropa dann nach dem Krieg nach Hause nach Rülzheim zurückgekehrt war, sei die Familie aus ihrem Haus vertrieben und dieses abgerissen worden. Sie habe dann unter ärmlichen Verhältnissen am Waldrand wohnen müssen. Der Urgroßvater sei dann bald gestorben an den Folgen der Misshandlungen durch die Nazis.
Sinti und Roma bis heute diskriminiert
Ihr ehemaliges Grundstück habe die Familie bis heute nicht zurückbekommen, erzählt die 18-Jährige. Und sie stellt fest: Bis heute hätten sich viele Vorurteile über ihre Volksgruppe gehalten.
Beispielsweise würden mache Leute glauben, dass Sinti und Roma nicht zur Schule gingen. "Ich bin das beste Gegenbeispiel", so Destiney Balzo, die bald Abitur macht. Wegen der Diskriminierung würden manche ihrer Bekannten sich auch nicht trauen, ihre Herkunft und Identität preis zu geben.
Gymnasiastin erinnert an Verfolgung und Ermordung
Anders die junge Sintiza: "Ich denke heute am Gedanktag der Opfer des Nationalsozialismus sehr viel daran, was mit meinen Vorfahren geschehen ist." Es sei ihr wichtig, dass das nicht in Vergessenheit gerate. Deshalb spreche sie darüber, so Destiney Balzo aus Germersheim.