Vom sogenannten Falschen Mehltau (Peronospora) geschädigte Blätter und Trauben hängen an einem Rebstock

Falscher Mehltau: Der viele Regen ist schuld

Pfälzer Bio-Winzer müssen Pilzkrankheit mit hohem Aufwand bekämpfen

Stand
Autor/in
Frank Schumann

So viel Arbeit hatten Pfälzer Ökowinzer seit Jahren nicht mehr: Auf ihren Weinbergen breitet sich der "Falsche Mehltau" aus. Wie die Bio-Betriebe ihre Reben vor dem Pilz schützen.

Jürgen Oberhofer stellt fest: 2024 ist ein Peronospora-Jahr, ähnlich wie 2021. Peronospora ist gleichbedeutend mit dem "Falschen Mehltau". Dabei handelt es sich um eine Pilzkrankheit, die Weinreben schädigt und im schlechtesten Fall zu Ernteausfällen führt.

"Der Pilz ist dieses Jahr eine Herausforderung, auch für konventionelle Betriebe" sagt Oberhofer. Der Mann weiß, wovon er spricht: Er ist Experte am Institut für Weinbau und Oenologie am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum in Neustadt (DLR). Weil konventionelle Winzer aber verschiedene Möglichkeiten haben, den Pilz zu bekämpfen, haben sie die Lage ganz gut im Griff.

Jürgen Oberhofer vom DLR Rheinland-Pfalz.
Jürgen Oberhofer vom DLR Rheinland-Pfalz.

Hoher Stressfaktor bei Öko-Betrieben

Anders sieht es für Bio-Winzer aus. Ihnen steht nur das Schwermetall Kupfer als Bekämpfungsmittel zur Verfügung. Im Jahr dürfen nur maximal drei Kilogramm Kupfer pro Hektar eingesetzt werden, so sieht es eine EU-Regelung vor. Spätestens jetzt kommen die Wetterkapriolen im Frühjahr und Sommer ins Spiel: Der viele Regen, der fiel und der gleich zwei große Probleme schafft.

Zum einen sorgt Regen natürlich für Feuchtigkeit und die wiederum begünstigt die Ausbreitung der Pilzkrankheit "Falscher Mehltau". Gleichzeitig können Regenfälle dafür sorgen, dass kurz zuvor ausgebrachte Pflanzenschutzmittel wieder von den Reben "abgewaschen" werden.

Bio-Winzer müssen aufmerksam und flexibel sein

Thomas Steigelmann vom Bio-Weingut Steigelmann in Neustadt-Gimmeldingen richtet sich auf einen "Kupfer-Einsatz" am Dienstag ein. Denn für Mittwoch sagen die Wetterexperten neue Regenfälle voraus.

Unzählige Male gab es diese Situation in den vergangenen Monaten. Immer wieder wurden Niederschläge vorhergesagt und immer wieder musste er in die Weinberge ausrücken, um die Reben zu schützen. Egal, ob in der Nacht oder an Wochenenden, die Arbeit rief. "Ich war noch nie so oft an Sonntagen und Feiertagen im Einsatz", stöhnt Thomas Steigelmann. Doch es hat sich gelohnt: "Wir sind gut mit mit dem Falschen Mehltau zurechtgekommen". Er ist mit 2,9 Kilogramm Kupfer pro Hektar ausgekommen.

Wetter immer im Blick haben

Auch Alexander Pflüger vom biodynamischen Weingut Pflüger in Bad Dürkheim sagt: "Wir haben die Saison gut hinbekommen." Wichtig war, immer wieder den Wetterbericht zu checken, um richtig zu reagieren. Auch Pflüger berichtet von Wochenend- und Feiertagseinsätzen, um rechtzeitig vor größeren Regenfällen zu reagieren. Und das auf einer riesigen Rebfläche: sein Weingut bewirtschaftet eine Fläche von 40 Hektar.

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Einer der Pioniere im Bio-Weinbau in der Pfalz ist Klaus Rummel in Landau-Nußdorf vom Weingut Rummel. Er erinnert sich, dass an einem Tag im Mai bei ihm in der Südpfalz 85 Liter Regen pro Quadratmeter fielen. "Wir haben stärkere Regenfälle als im Norden der Pfalz", weiß er aus Erfahrung. Als Strategie gegen die Pilzkrankheiten hat er einen interessanten Weg gewählt.

Der Bio-Winzer setzt auf pilzresistente Rebsorten, auf die sogenannten Piwis. Auf 80 Prozent seiner 16 Hektar großen Rebfläche gedeihen diese resistenten Weinreben. Als Beispiel nennt er die weiße Rebsorte "Sauvignac", die er bereits sein 19 Jahren anbaut und unter dem Begriff "California" vermarktet. Geschmacklich sei die Sorte mit Sauvignon Blanc vergleichbar.

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Forschung sucht alternative Mittel

Auch Klaus Rummel kommt bei den restlichen 20 Prozent seiner Anbaufläche mit den klassischen Rebsorten Riesling, Weißburgunder, Gewürztraminer, Spätburgunder und Dornfelder nicht ohne Kupfer aus. Doch er beteiligt sich an der fieberhaften Suche nach einer Alternative zu dem Schwermetall.

Der Bio-Winzer ist daher an dem vom Bund unterstützten Forschungsprojekt "Vitifit" beteiligt und experimentiert mit alternativen Bekämpfungsmitteln. Dabei hat er auch die zunehmende Hitze durch den Klimawandel im Blick. Sie setzt den Rebsorten Riesling und Weißburgunder zu. "Klimaresiliente Reben (also Reben, denen Hitze nichts ausmacht) zu finden, das ist meine Lebensaufgabe", lautet das Fazit von Bio-Winzer Klaus Rummel.

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