Es gibt wohl viele Gründe, warum immer weniger Wein konsumiert wird. Wegen der Inflation spart so mancher Verbraucher vielleicht beim Supermarkt-Einkauf beim Wein. Außerdem ist der Sommer bisher eher ungemütlich und bei jungen Menschen ist Wein gerade weniger angesagt. Das wirkt sich auch auf die Pfälzer Winzer aus: sie haben noch große Mengen vom Jahrgang 2023 im Keller und bekommen den Wein nicht los. Der Weinbaupräsident der Pfalz, Reinhold Hörner aus Hochstadt, geht davon aus, dass bei etlichen Winzern jeweils noch mehrere zehntausend Liter unverkaufter Wein in den Holz- und Stahlfässern lagern. Dabei benötigen die Winzer den Platz im Keller für den neuen Jahrgang. Die Weinlese startet nämlich bereits in wenigen Wochen in der Pfalz.
Wein-Erzeugerkosten um 25 Prozent gestiegen
Viele Winzer kommen jetzt endgültig wegen der gestiegenen Kosten in finanzielle Probleme. Ursachen sind unter anderem die gestiegenen Personalkosten, die Mehrausgaben in diesem regenreichen Jahr für die Bekämpfung von Pilzkrankheiten im Weinberg oder auch die höheren Energiepreise. Weinbaupräsident Hörner befürchtet, dass viele der Winzer ihren Betrieb einstellen müssen, die bereits bisher nicht von hohen Gewinnen verwöhnt wurden: „Ich glaube, dass in den nächsten zehn Jahren die Hälfte der Betriebe verlieren werden. Hoffentlich habe ich nicht recht“, so der Weinbaupräsident.
Erfolgskonzept der Ruppertsberger Winzer
Besser überleben können jetzt Betriebe, die schon vor Jahrzehnten ihren Wein ins Ausland verkaufen, wie die Winzergenossenschaft Ruppertsberg in der Nähe von Deidesheim. Ihre nachhaltig und biologisch erzeugten Weine sind gefragt. Die Genossenschaft erzielt nach eigenen Angaben inzwischen mehr als die Hälfte ihres Absatzes durch den Export. Vor allem der Riesling kommt zum Beispiel in Skandinavien sehr gut an, sagt Geschäftsführer Gerhard Brauer. Er rät den pfälzischen Winzern, nicht den Mut zu verlieren, sondern optimistisch neue Wege zu gehen. Zum Beispiel mit neuen, modernen Weinen, die auch jüngere Zielgruppen ansprechen. Brauer rät, nach vorne zu blicken und zu überlegen, wie neue Absatzkanäle gewonnen werden können. Dabei sei die Pfalz jetzt schon auf einem guten Weg.