Vor dem Landgericht in Landau haben am Montag unter anderem zwei Nachbarn der Familie ausgesagt. Die Aussagen lassen vor allem den Vater nicht gut aussehen: "Der geht über Leichen", sagte sein Nachbar über den 73-Jährigen aus Vollmersweiler im Kreis Germersheim. Er selbst habe auch Angst vor ihm. Außerdem deuten die Aussagen des Nachbarn darauf hin, dass der Angeklagte der Schulmedizin ablehnend gegenübersteht: "Ärzte sind gottlose Menschen", soll der Angeklagte mal gesagt haben.
Sachverständiger: Die Frau hätte gerettet werden können
Ein Sachverständiger sagte zudem, die Tochter der Angeklagten sei zum Todeszeitpunkt ausgezehrt und abgemagert gewesen. "Am Tag vorher hätte ein Arzt vermutlich noch helfen können, am Sterbetag möglicherweise noch", so seine Einschätzung.
Am letzten Tag nur noch 45 Kilogramm schwer
Bei der Obduktion wurden demnach eine Oberschenkel- und Venenthrombose sowie eine Lungenembolie, eine eitrige Bronchitis und Flüssigkeitsmangel festgestellt. Die Frau wog zum Todeszeitpunkt 45 Kilogramm. "Sie hatte keine Reserven mehr", sagte der Experte. "Man kann davon ausgehen, dass man das zumindest am letzten Tag hätte erkennen können."
Die Angeklagten haben sich bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert.
Das Ehepaar soll seine schwerkranke Tochter laut Staatsanwaltschaft im Winter vor zwei Jahren nicht ausreichend versorgt haben, sodass sie entkräftet starb. Die Staatsanwaltschaft Landau hat jetzt den 73-jährigen Vater und die 48-jährige Stiefmutter wegen Tötung durch Unterlassen und Freiheitsberaubung angeklagt.
Vater und Stiefmutter angeklagt - Tochter ans Bett gefesselt Südpfalz: Haben Eltern kranke 39-jährige Tochter sterben lassen?
Ende April wird ein ungewöhnlicher Fall vor dem Landgericht Landau verhandelt. Angeklagt ist ein Ehepaar aus dem Kreis Germersheim. Es soll seine schwerkranke 39-jährige Tochter nicht richtig versorgt haben, bis diese entkräftet starb.
Tochter war schwer psychisch und körperlich krank
Die Familie lebt im südpfälzischen Vollmersweiler. Laut Anklage war die Tochter psychisch erkrankt und zog sich im Winter 2021/22 eine schwere Bronchitis zu. Doch weder der Vater noch die Stiefmutter der Frau holten einen Arzt, als der Zustand lebensbedrohlich wurde, so der Vorwurf. Die 39-Jährige starb laut Anklageschrift extrem geschwächt unter anderem an einer Lungenembolie. Ein Amtsarzt, der den Tod der Frau feststellte, alarmierte die Polizei. So kam der Fall ins Rollen.
Vater soll Tochter auch ans Bett gefesselt haben
Die 39-jährige Frau hat laut Anklage wohl bereits 2021 eine psychische Störung entwickelt, in deren Folge sie oft laut schrie und nicht zu beruhigen war. So habe es der Vater dargestellt. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann auch vor, seine Tochter mehrfach ans Bett gefesselt zu haben.
Insgesamt sind für die Gerichtsverhandlung vier Termine angesetzt.