130 kleine Eimer mit Feuerchen stehen in einer kalten Nacht in einem Weinberg, um die Temperatur etwas anzuheben

Heiße Rettungsaktion in kalter Aprilnacht

Feuer gegen Frost im Weinberg - das hat es gebracht

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Andrea Lohmann
Andrea Lohmann, Online-Redakteurin bei SWR Rheinland-Pfalz Aktuell

Im April wurde es in Rheinland-Pfalz nachts nochmal eisig. Eine Winzerin aus Bacharach hat gegen den Frost angefeuert, um ihre 2.000 Jungreben zu schützen. So ist der Versuch ausgegangen.

In einer kalten Aprilnacht hat Winzerin Cecilia Jost in einem ihrer Weinberge am Mittelrhein 130 kleine Feuer entzündet. Nachts um halb vier hat sie mit einer Mitarbeiterin die kleinen paraffingefüllten Eimer angesteckt, um die Temperatur im Weinberg anzuheben - und ihre noch jungen Weinstöcke zu retten. Die Reben selbst sind erst zwei Jahre alt. Das macht sie noch anfällig für Minustemperaturen. Jost baut hauptsächlich Riesling an.

"Wir haben hier minus zwei Grad und wir müssen uns auf minus ein oder null Grad hocharbeiten", erzählte Cecilia Jost damals. Sie war optimistisch, die Temperatur um bis zu drei Grad anheben zu können.

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Drei Monate später ist der Frost gefühlt weit weg - aber haben die Weinreben den Frost überlebt und wie sieht es mit der Ernte aus?

2.000 Euro im Weinberg verfeuert

Winzerin Jost hat 2.000 Euro an Materialkosten investiert, um ihre Junganlage aufzuheizen. Hinzu kommen die Personalkosten. Offenbar war das gut angelegtes Geld: "Es hat sich gelohnt", sagt Cecilia Jost heute. Die Setzlinge haben den Frost überlebt und sich gut entwickelt. Vereinzelt kann man die ein oder andere Traube entdecken und damit ist die Winzerin zufrieden. "Wir können hier jetzt nur wenig ernten. Aber in zehn Jahren gibt es dann was richtig Schönes!", sagt Winzerin Jost.

Winzerin Cecilia Jost aus Bacharach steht in ihrer Junganlage, die sie mit Feuern in einer Frostnacht gerettet hat.
Winzerin Cecilia Jost in ihrer geretteten Junganlage am Mittelrhein.

Eigentlich hätten die Jungpflanzen dieses Jahr den ersten Ertrag abwerfen sollen. Nun gibt es keine Lese, dafür aber die zusätzlichen Kosten für das Feuer. Und dennoch: Die Alternative wäre gewesen, die Reben dem Frost auszusetzen. Vermutlich hätten sie das nicht überlebt. Eine Neupflanzung wäre die Folge gewesen – und das hätte nochmal drei Jahre Warten auf den ersten Ertrag bedeutet.

Die alten Weinstöcke von Cecilia Jost mussten ohne Feuer durch die kalten Nächte durch. Zu groß der Aufwand, zu teuer all das Material, um weitere Weinreben zu schützen.

Weinlese im November denkbar

Viele der alten Reben hatten Frostschäden – die frischen Triebe überlebten die Kälte nicht. Dafür entdeckt man jetzt mitten im Sommer einen zweiten Frühling im Weinberg: Viele Pflanzen blühen jetzt und damit vier bis sechs Wochen später als eigentlich üblich. Späte Blüte, späte Lese: Sollten sich Trauben entwickeln und alles gut laufen, dann kann Winzerin Jost vielleicht im November ernten. Und wer weiß – vielleicht wird es am Ende sogar noch ein Eiswein?

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