Winzer Walter Kehrt aus Winden wollte mit seinem Traktor gerade in den Weinberg abbiegen, als der Feldweg unter dem Fahrzeug nachgab und der Traktor in einem Loch versank. Dachse hatten den Weg unterhöhlt, und die Decke dieser Höhle war eingebrochen. "Zum Glück ist nichts passiert", berichtete Sohn Andreas Kehrt dem SWR. Der Vater blieb unverletzt, der Traktor unbeschädigt. "Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen."
Wir schauen uns das genauer an: Neben dem Weg, versteckt unter Brennnesseln, befinden sich zwei große Löcher. Es sind die Eingänge zur Dachshöhle. Frische Spuren im lockeren Sand zeigen: Hier waren die Dachse erst kürzlich aktiv und haben weiter gegraben.
Optimale Lebensbedingungen für Dachse
Die Dachse beschäftigen nach dem Vorfall jetzt auch die Lokalpolitik in Winden. Ortsbürgermeister Peter Beutel (SPD) überlegt, den eingebrochenen Feldweg mit einer Metallplatte zu stabilisieren. Leben unter dem ganzen Weinberg Dachse? Der Kreisjagdmeister, so berichtet Beutel, vermutet, dass sich die Dachshöhle vom Weg bis weit hinein in den Weinberg der Familie Kehrt zieht. "Laut Kreisjagdmeister könnten dort 70 Dachse leben. Das haben wir nicht für möglich gehalten. Ich bin immer davon ausgegangen, dass es hier nur zwei oder drei Dachse gibt."
Die Tiere finden südlich von Winden optimale Lebensbedingungen. Der Sandboden ist locker und eignet sich gut zum Graben von Höhlen. Das Nahrungsangebot ist reichlich: Im Weinberg von Andreas Kehrt können sich die Dachse mit Trauben versorgen. Direkt nebenan liegen eine Apfel-Plantage und ein Maisfeld. Vor einem der Höhleneingänge liegt ein offenbar von den Dachsen angefressener Maiskolben.
Dachse werden wohl bleiben
Die Tiere aus dem Weinberg zu vertreiben, dürfte unmöglich sein, obwohl das Land Rheinland-Pfalz das Bejagen von Dachsen vereinfacht hat. Jägerinnen und Jäger dürfen Dachse zum Beispiel von August statt bis Oktober bis Dezember schießen. Ortsbürgermeister Beutel sieht nach Rücksprache mit vielen Jägern trotzdem wenig Aussicht auf Erfolg. Die nachtaktiven Tiere seien sehr scheu. "Auch wenn sich die Jäger nächtelang auf die Lauer legen, werden sie wohl nur zwei oder drei Dachse pro Jahr erwischen", schätzt der Ortsbürgermeister.
Andere Lösungen, wie zum Beispiel das Verstopfen der Höhleneingänge, lehnt Winzer Andreas Kehrt ab. "Dann graben die Dachse Eingänge mitten im Weinberg." Dadurch würde sich die Situation verschärfen, befürchtet der Windener Winzer. "Wir werden wohl auf Dauer mit den Dachsen leben müssen."
Auch in der Vorderpfalz schon Probleme mit Dachshöhlen
Vor zwei Jahren hatten Dachse in der Vorderpfalz einen Bahndamm zwischen Bad Dürkheim und Freinsheim unterhöhlt. Die Gleise waren abgesackt und der Bahndamm drohte abzurutschen. Die gut 6,2 Kilometer lange Bahnstrecke in der Vorderpfalz musste saniert werden und war fast ein Jahr gesperrt. Vergangenes Jahr gab es auch an der Bahnstrecke von Freinsheim nach Grünstadt Schäden durch Dachse. In beiden Fällen war die Jagd auf die Tiere weitestgehend erfolglos.
Sanierung am Bahndamm beginnt Dachse legen Bahnstrecke bei Freinsheim monatelang lahm
Seit einem halben Jahr ist die Bahnstrecke von Freinsheim nach Bad Dürkheim gesperrt. Der Grund: Dachse haben den Bahndamm enorm beschädigt. Bisher wurde jedoch kein einziger Dachs gefangen.