Von den 2.000 öffentlichen Schutzräumen aus dem Kalten Krieg sind laut Städte-und Gemeindebund deutschlandweit nur noch 600 vorhanden, die rund 500.000 Personen aufnehmen könnten, sagte Hauptgeschäftsführer André Berghegger vor wenigen Tagen. "Es ist dringend notwendig, stillgelegte Bunker wieder in Betrieb zu nehmen." Viele Landkreise und Städte in der in der Vorder- und Südpfalz unterstützen die Forderungen. Denn in der Pfalz gibt es nach SWR-Recherchen keine Bunker oder Schutzräume, die im Ernstfall genutzt werden können.
Ludwigshafen hat noch fast 50 Bunker
In Ludwigshafen stehen laut Stadtverwaltung noch 46 alte Hoch und Tiefbunker, davon 13, die der Stadt gehören. Aber die werden aus Brandschutzgründen nur als Lager benutzt.
In Neustadt an der Weinstraße wurden die letzten Bunker in den 1990er Jahren aufgegeben. Es gibt dort auch keine Pläne, neue zu bauen. Ein Sprecher der Stadtverwaltung sagte dem SWR, es wäre eine "Mammut-Aufgabe, Flächen unter der Erde für 55.000 Einwohner zu schaffen.
Ausnahme ist Stadt Landau
Eine Ausnahme ist offenbar die Stadt Landau - dort gibt es laut Stadt unterirdische Räume, die im Kriegsfall umfunktioniert werden könnten. Auch im südpfälzischen St. Martin gibt es noch einen alten Nato-Bunker - ein Bauwerk mit langen Stollen und mehr als 3.000 Quadratmetern. Der Bunker stammt allerdings noch aus der Zeit des Kalten Kriegs, also dem jahrzehntelangen Konflikt zwischen den Westmächten unter Führung der USA und den Ostblockstaaten unter Führung der Sowjetunion. Der Konflikt schwelte vom Ende des zweiten Weltkriegs bis zum Mauerfall 1989.
Vor zwei Jahren, als Russland die Ukraine angriff, gingen bei der Gemeinde St. Martin bereits Anfragen von Bürgern ein, die wissen wollten, ob man im Nato-Bunker Schutz finden könnte im Ernstfall. Aber: Der Bunker ist nass und ohne Versorgungsleitungen. Der müsste erst jahrelang umgebaut werden, um ihn als Notunterkunft nutzen zu können, sagt die Gemeinde. Außerdem darf der Bunker nicht betreten werden, weil ihn Fledermäuse als Zufluchtsort nutzen.
Städte-und Gemeindebund fordert Milliarden
So wie in der Vorder-und Südpfalz sieht es in vielen Regionen in Deutschland aus. Deshalb fordert der Städte-und Gemeindebund, dass neue, moderne Schutzräume gebaut werden. In Ballungszentren könne man auch Tiefgaragen und U-Bahn-Schächte nutzen. "Die Bedrohungslage hat sich verändert, das zeigt der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine", sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte-und Gemeindebunds, André Berghegger, vor Kurzem. Sicherheit sei nicht mehr selbstverständlich. Der Städte-und Gemeindebund fordert jetzt Milliarden-Investitionen von der Bundesregierung - "in jedem der nächsten zehn Jahre mindestens eine Milliarde Euro".