Bei der Geburt ihrer Welpen wäre die ausgesetzte Hündin fast verblutet. Zum Glück fand ein Winzer die Tiere rechtzeitig. Zehn der 14 Welpen und die Mutter überlebten und wurden im Tierheim Frankenthal aufgepäppelt. Mira, wie die Hündin im Tierheim getauft wurde, wohnt jetzt in Weil der Stadt (Landkreis Böblingen) und hat dort viel gelernt.
Aufmerksam geworden durch SWR-Berichte
Miras neue Besitzerin Tina Hahl war durch die Berichterstattung des Südwestrundfunks auf die "Weinberg"-Hunde aufmerksam geworden. "Ich habe mir alle Videos in SWR Aktuell angeschaut sowie die Foto-Strecken", berichtet die pensionierte Lehrerin. "Das Schicksal der elf Hunde hat mich sehr berührt."
Große Erfahrung mit Kangal-Mischlingen
Tina Hahl hat mehr als 20 Jahre Erfahrung mit Kangal-Mischlingshunden, die sehr groß werden und eigensinnig sein können. Nach langem Überlegen schrieb sie eine E-Mail ans Tierheim Frankenthal und bekam den Zuschlag als neue Besitzerin von Mira.
Telefon im Tierheim Frankenthal klingelt ununterbrochen Viel Mitgefühl für in Pfälzer Weinberg gefundene Hündin mit elf Welpen
Wegen der Hündin mit den elf frisch geborenen Welpen klingelt das Telefon im Tierheim Frankenthal ununterbrochen. Ein Winzer aus Niederkirchen bei Deidesheim hatte die Tiere in seinem Weinberg gefunden.
Seitdem Mira in Weil der Stadt ist, trainieren Tina Hahl und ein Bekannter täglich mehrere Stunden mit der Hündin. Zu Beginn konnte Mira so gut wie nichts, hatte vor vielen Dingen Angst und reagierte in den meisten Situationen falsch, zum Beispiel bei der Begegnung mit anderen Hunden.
So lebt Mira in Weil der Stadt:
Auf andere Hunde zugesprungen
"Am Anfang ist Mira aus Neugierde mit einem großen Satz auf andere Hunde zugesprungen", erzählt Tina Hahl. "Aber so was geht in der Öffentlichkeit überhaupt nicht." Inzwischen fährt Mira ohne Probleme im Auto mit, benutzt S-Bahn und Aufzüge, lässt sich von fremden Menschen streicheln und bleibt total cool beim Treffen mit anderen Hunden.
Bedrohliche Situation im Buchladen
In den Gassen der historischen Altstadt von Weil der Stadt ist die riesige Hündin gut bekannt. Die Geschäftsleute haben nichts dagegen, wenn Tina Hahl mit Mira die Läden betritt, denn sie wissen, dass es mit dem Kangal-Mischling keine Probleme gibt. Im Gegenteil: Mira beruhigt andere Hunde.
Tina Hahl berichtet, wie Mira neulich mit ihrem kleinen Hundefreund Kalle im Buchladen war. Kalle hatte Angst vor den vielen Büchern - und schmiegte sich ganz eng an Mira. Beide legten sich auf den Boden und Mira hatte die für Kalle bedrohliche Situation entschärft.
Mira ist Lehrmeisterin für andere Hunde
Darüber freut sich Tina Hahl: "In vielen Situationen ist Mira eine Lehrmeisterin geworden. Das ist auch schön für Mira. Dass sie jetzt so in sich ruht und so sicher geworden ist, dass sie Anderen helfen kann."
Verewigt im Milchschaum eines Cappuccinos
Der Besitzer einer Kaffeerösterei im Schloss Dätzingen (Kreis Böblingen) war neulich über Miras Besuch so begeistert, dass er das Gesicht der Hündin mit einem Stäbchen in den Milchschaum eines Cappuccinos gezeichnet hat. "Das ist hohe Handwerkskunst", freut sich Tina Hahl.
Wer hat Mira vor einem Jahr ausgesetzt?
Bei aller Freude über die gute Entwicklung der Kangal-Mischlingshündin stellt sich Tina Hahl immer wieder diese Fragen: Wie ist Mira vor einem Jahr in den Weinberg auf dem Areal der Verbandsgemeinde Deidesheim gelangt? Wer hat die hochschwangere Hündin dort rücksichtslos ihrem Schicksal überlassen? Ein Thema, das Tina Hahl nicht loslässt. "Ich hoffe, dass der oder die Täter zur Rechenschaft gezogen werden".
Ordnungsamt bittet um Hinweise
Die Staatsanwaltschaft hatte Anfang des Jahres ihre Ermittlungen eingestellt, da sich keine Anhaltspunkte auf Miras früheren Besitzer ergeben haben. Dennoch hofft das Ordnungsamt der Verbandsgemeinde Deidesheim, dass sich doch noch Zeugen melden, die Miras Schicksal aufklären können. Die Ermittlungen würden dann wieder aufgenommen.