Durch einen Großbrand in einem Getränkehandel in Dirmstein war am 6. Oktober giftiges Asbest freigesetzt worden. Die Fasern waren im Dach verbaut und wurden durch den Wind auf den Straßen, in Gärten und auf Autos geweht. Weil die Kriminalpolizei ermittelte, konnte die Brandstelle nach Aussage von Verbandsbürgermeister Frank Rüttger (CDU) zunächst nicht abgedichtet werden, um zu verhindern, dass sich Asbest-Fasern weiter verbreiten.
Gemeinde startet mit Wasser-Berieselung
Seit Samstag wird das betroffene Gebiet rund um den Brandort laut Verbandsgemeinde Leiningerland mit Wasser berieselt. Die Maßnahme soll verhindern, dass sich das Asbest noch weiter verbreitet. Weitere Maßnahmen sollen sich Rüttger zufolge anschließen - darunter das Anbringen von Folien am Bauzaun als weitergehender Staubschutz und die Abdeckung der Brandstelle mit Folie.
Bereits seit vergangenem Mittwoch hatte eine Spezialfirma Asbestbrocken aufgesammelt, die Straßen mit einem speziellen Sauger abgesaugt und sie danach mit Wasser abgespritzt.
Bürger in Dirmstein sind selbst für die Reinigung verantwortlich
Allerdings müssen sich die Anwohner selbst um die Entsorgung des Asbests und um den Schaden auf ihren Grundstücken kümmern, heißt es in einem Info-Schreiben der Verbandsgemeinde Leiningerland. Rüttger empfiehlt den Anwohnern, Gutachten erstellen zu lassen, um festzustellen, inwieweit das eigene Grundstück betroffen ist. Es seien 50 Grundstücke betroffen.
Gutachter: Kinder sollen nicht im Freien spielen
Im schlimmsten Fall seien Grasflächen im Garten mit Asbest verseucht und das Erdreich müsse abgetragen werden, sagte Gutachter Jörg-Michael Tappeser dem SWR. Tappeser war nach eigenen Angaben im Auftrag eines Eigentümers vor Ort, um die Situation in und um das Haus des Eigentümers zu bewerten. Er zeigte sich am Freitag alarmiert wegen des Asbests: "Kritisch ist es wirklich für die Kinder, weil die einfach nur eine entsprechend lange Lebenszeit haben", sagte Tappeser. "Von daher kann der Rat nur sein die Kinder sollten auf keinen Fall draußen spielen. Es sollten keine Gartenarbeiten draußen gemacht werden, also weder Rasen gemäht werden noch noch umgegraben."
Einzelne Bürgerinnen haben Kritik an der Vorgehensweise der Gemeinde geübt
Über die Vorgehensweise der Verbandsgemeinde hatten sich eine einzelne Bürgerinnen aus Dirmstein aufgeregt. Sie hatten gegenüber dem SWR kritisiert, dass das Asbest über den Wind zu den Anwohnern und den umliegenden Feldern und Bächen getragen wurde. Bevor die Berieslung begonnen hatten, waren die Asbestfasern Tappeser zufolge mehrere Tage in Umlauf.
Tappeser kritisiert, dass die Brandstelle nicht schon vorher abgedichtet wurde: "Mein Vorschlag an die Behörde wäre gewesen, dass man sofort Restfaserbindemittel aufbringt und damit diese Materialien so weit bindet, dass nichts weiter freigesetzt werden kann." Zuvor hatte er die Lage in Dirmstein als "wahrscheinlich kritisch" eingestuft, weil der Brand große Mengen an Asbestfasern freigesetzt hatte.
Verbandsbürgermeister reagiert auf Kritik der Anwohner
Zur Kritik der Anwohner erklärte Rüttger auf SWR-Anfrage: "Bei allem Verständnis der Anwohner, warum es eben seine Zeit brauchte, bis die Brandstelle von außen berieselt werden konnte, ist andererseits auch zu beachten, dass die Ursache des Brandes von der Kripo ermittelt werden musste. Daraus leiten sich letztendlich Verantwortlichkeiten, Haftung und Kostenträgerschaft ab, bis hin zur Regulierung aller Ansprüche der sonstigen Geschädigten. Bis dahin galt eine erhöhter Eigenschutz."
Schaden in Millionenhöhe nach Brand der Lagerhalle
Bei dem Brand des Getränkehandels in Dirmstein war am 6. Oktober das Gebäude völlig abgebrannt. Dabei fielen Teile der Dachkonstruktion und Asbeststaub auf benachbarte Grundstücke. Während der Löscharbeiten hatte die Feuerwehr Anwohner dazu aufgefordert, vorübergehend Fenster und Türen geschlossen zu halten und Klimaanlagen auszuschalten. Verbandsbürgermeister Frank Rüttger empfahl zudem, frisch geerntetes Obst und Gemüse vor dem Verzehr abzuwaschen.
Menge des freigesetzten Asbests unklar
Zur Menge des freigesetzten Asbests konnte Rüttger damals "keine verlässliche Aussage" machen. Die Fasern hätten sich verteilt, sagte er im Gespräch mit dem SWR. "Normalerweise kommen die mit der Rauchwolke auch irgendwo nieder."