Nach einem Besuch im Klinikum Ludwigshafen hatte sich ein Häftling des Mannheimer Gefängnisses von seinen Bewachern losgerissen und war auf einem Roller geflüchtet. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Frankenthal Anklage erhoben gegen zwei mutmaßliche Komplizen des Geflüchteten.
Prozess am 21. Mai am Amtsgericht Ludwigshafen
Das Amtsgericht Ludwigshafen teilte mit, man habe die Anklage zugelassen. Der Prozess am Schöffengericht des Amtsgerichts soll am 21. Mai stattfinden. Es sollen vier Zeugen gehört werden, erklärte der Direktor des Amtsgerichts Ludwigshafen.
21-Jähriger soll Flucht-Roller gefahren haben
Wie die Staatsanwaltschaft Frankenthal auf Anfrage des SWR mitteilte, ist sie der Meinung, dass ein 21-Jähriger den Roller gefahren und mit einer Pistole in die Luft geschossen hat. Der Mann sitzt in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm "Tätlichen Angriff auf Vollstreckungsbeamte", "Gefangenenbefreiung", "Nötigung" und "Unerlaubtes Führen einer Schusswaffe" vor. Der Strafrahmen betrage drei bis fünf Jahre.
Gefängnis-Mitarbeiterin soll geholfen haben
Eine Mitarbeiterin des Mannheimer Gefängnisses, die inzwischen vom Dienst suspendiert worden ist, soll laut Staatsanwaltschaft beim Planen der Aktion geholfen haben. Sie soll dem 25 Jahre alten Häftling unter anderem ein Handy besorgt haben. Ihr wird "Tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte", "Gefangenenbefreiung", "Nötigung" und "Strafvereitelung im Amt" vorgeworfen. Der Strafrahmen betrage sechs Monate bis fünf Jahre Haft.
Flucht in Ludwigshafen per Telefon geplant Mannheim: JVA-Mitarbeiterin soll Handy für entflohenen Häftling eingeschleust haben
Eine Mitarbeiterin der JVA Mannheim soll dem entflohenen Häftling ein Handy gegeben haben. Laut Staatsanwaltschaft Frankenthal sind sich die beiden nach der Flucht nähergekommen.
Justizministerin geriet unter Druck
Die Gefangenenbefreiung am 14. Dezember 2023 in Ludwigshafen hatte in Baden-Württemberg eine politische Diskussion ausgelöst. Die Justizministerin des Landes, Marion Gentges (CDU), musste sich fragen lassen, ob die Sicherheitsvorkehrungen ausreichend waren.
Justizministerin äußert sich im Landtag Flucht zweier Häftlinge: Pannen bei den Behörden?
Offenbar wurde nach einem der Männer erst einen Tag nach seiner Flucht auch europaweit gefahndet. Auch im anderen Fall gab es laut Justizministerin Gentges Regelverstöße.
Befreiter Häftling hatte etliche Vorstrafen
Der 25-jährige Häftling war unter anderem wegen besonders schwerer räuberischer Erpressung zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt worden, die er in der JVA Mannheim absaß. Er und seine beiden Komplizen waren zwei Wochen nach der Flucht in einem Hotel in Weinheim (Rhein-Neckar-Kreis) festgenommen worden.
Begleitende Beamte waren wohl unbewaffnet Nach weiterer Flucht eines Strafgefangenen: BW-Justizministerium kündigt verschärfte Regeln an
Das Justizministerium in BW hat nach eigenen Angaben die Regelungen für Ausführungen von Häftlingen verschärft. Nach der erneuten Flucht eines Strafgefangenen hatte die Opposition Sicherheitslücken kritisiert.
Verdächtiger bleibt in Untersuchungshaft
Das Amtsgericht Ludwigshafen hat nicht nur die Anklage zugelassen und den Prozesstermin mitgeteilt. Es ordnete zudem an, dass der 21-jährige Tatverdächtige weiter in Untersuchungshaft bleiben muss.