"Wir sind Kurt Beck zutiefst dankbar", erklärte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) anlässlich des Geburtstags ihres Amtsvorgängers. Becks politische Lebensleistung sei herausragend. In seiner 18-jährigen Amtszeit als Ministerpräsident habe er Rheinland-Pfalz modernisiert. Eine seiner Stärken laut Dreyer: "Die Kunst, alle Beteiligten an einen Tisch zu holen, um gute Lösungen zu finden, beherrschte er meisterhaft!"
Beck hielt Bürgersprechstunde im Privathaus in Steinfeld ab
Volksnähe, Bodenständigkeit und Heimatverbundenheit waren andere wesentliche Teile von Becks Erfolgs-Formel - und die Grundlage für die steile politische Karriere des gelernten Elektromechanikers. Über den zweiten Bildungsweg wagte er sich als junger Mann heraus aus der Arbeiterwelt aufs politische Parkett und schaffte es bis an die Spitze der deutschen Sozialdemokratie.
1949 in Bergzabern geboren, wuchs Beck in Steinfeld in einfachen Verhältnissen als Sohn eines Maurers und einer Hausfrau auf. Bis heute ist Steinfeld sein Lebensmittelpunkt. Selbst in seiner Zeit als Ministerpräsident hielt er dort in seinem Privathaus regelmäßig eine Bürgersprechstunde ab.
Erfolgsrezept: "Nah bei de Leut"
Kaum ein anderer Politiker im Land erreichte Popularitätswerte wie Kurt Beck. Phasenweise kannten den Mann mit dem Igel-Haarschnitt und dem graumelierten Bart beeindruckende 99 Prozent der Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer.
Der Schlüssel dafür war sein Umgang mit den Menschen. Beck suchte ihre Nähe, etwa auf Volksfesten, bei Fastnachtsveranstaltungen oder beim Fußball als Fan des 1.FC Kaiserslautern. Nah bei den Menschen zu sein, sei für Kurt Beck nie ein Lippenbekenntnis gewesen, sondern habe als Leitmotiv seine Politik geprägt, erklärte Malu Dreyer.
Absolute Mehrheit in RLP
Die große Popularität verdankte Beck auch seinem sicheren Gespür für Themen: Keine Studiengebühren, beitragsfreie Kindergärten, flächendeckende Ganztagsschulen und die Senkung der Arbeitslosigkeit - solche sozialpolitischen Schwerpunkte überzeugten nicht nur SPD-Anhänger im Land, sie ermöglichten Kurt Beck fünf Amtszeiten als Ministerpräsident. Bei der Landtagswahl im März 2006 holte er mit seiner SPD die absolute Mehrheit.
Einige Wochen später wurde Kurt Beck zum Bundesvorsitzenden der SPD gewählt. Der Genosse und ehemalige Gewerkschafter aus der Südpfalz war ganz oben angekommen, aber das Glück währte nicht lange.
Becks schmerzhafte Erfahrung als SPD-Chef
Während er in Rheinland-Pfalz als "König Kurt" galt, sahen ihn in Berlin viele als einen aus der Provinz. Parteiinterne Intrigen setzen Beck so zu, dass er nach gut zwei Jahren zermürbt als SPD-Chef zurücktrat. "Es war kein schöner Abschied", erklärte Beck kürzlich in einem Interview.
Es war vielmehr ein schmerzlicher Abschied und zugleich ein Wendepunkt in der Karriere. In Rheinland-Pfalz konnte Beck als Ministerpräsident nicht mehr an die Erfolge der Vergangenheit anknüpfen. Die "Nürburgring-Affäre" um das Freizeitzentrum an der Rennstrecke in der Eifel kratzte zunehmend an Becks Image.
Rückzug wegen gesundheitlicher Probleme
Gesundheitliche Probleme zwangen ihn nach eigenen Worten zum Rücktritt. Im Januar 2013 übergab er die Regierungsgeschäfte an die damalige Sozialministerin Dreyer. Ganz zurück zog sich Beck damals aber noch nicht.
Nach einer Erholungspause übernahm er den Vorsitz der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung, den er aus Altersgründen 2020 abgab. Seine öffentlichen Auftritte wurden seitdem deutlich seltener.
"Kurt Beck ist als Mensch und Politiker ein großes Vorbild", sagt Ministerpräsidentin Dreyer. Er habe sich um Rheinland-Pfalz große Verdienste erworben. "Ich gratuliere herzlich und wünsche ihm Gesundheit, Lebensfreunde und viel Erfolg bei allem, für das er sich weiterhin einsetzt."