"Wir arbeiten hier in einer druckfesten Stahlkugel. Früher hat hier genau in der Mitte die Kettenreaktion stattgefunden, wurde die Energie erzeugt. Und heute sind wir am spannendsten Teil des Rückbaus dran", sagt Projektleiter Thomas Volmar. Genau dieser Reaktordruckbehälter, der technologisch sehr anspruchsvoll sei, werde gerade zerlegt.
Zum Arbeiten im ehemaligen AKW muss man sich an Regeln halten
Rund 150 Mitarbeiter arbeiten im AKW in zwei Schichten - von 6 Uhr morgens bis 14 Uhr am Nachmittag und von 14 Uhr bis 22 Uhr abends. Diese müssen sich an genaue Regeln halten, sagt Volmar. Die Regeln fangen schon beim Betreten der Reaktorkugel an: In Umkleidekabinen wird die Kleidung gewechselt, die Ingenieure und Monteure tragen Overalls.
"Das ist wie zuhause. Da zieht man ja auch die Straßenschuhe aus und die Hausschuhe an. Essen und Trinken dürfen wir hier nicht innerhalb des Kontrollbereichs. Da wo Strahlung sein könnte, halten wir uns so kurz wie möglich auf. Das sind alles solche Regeln und die sind uns in Fleisch und Blut übergegangen."
Kaum noch hohe Radioaktivität im AKW
Da wo früher die Energie erzeugt wurde, also mitten in dem sogenannten Reaktordruckbehälter werden Leitungen, Metallteile und Kabel zerlegt - teilweise technisch hoch anspruchsvoll unter Wasser. Das Wasser werde als Abschirmung für die Strahlung benutzt. Dies werde ferngesteuert gemacht mit Kameras und Robotern, um immer sehen zu können, was gerade passiert, so Volmar.
Die noch strahlenbelasteten Teile werden so zurecht geschnitten, dass sie in Metallgitterboxen passen und erst ins Zwischenlager Ahaus und dann ins Endlager "Schacht Konrad" nach Salzgitter transportiert werden können. Die Zerlegung des Druckbehälters wird seiner Schätzung nach noch zwei bis drei Jahre dauern. Danach werde die Betonaußenhaut abgerissen.
"Gefährliche Radioaktivität gibt es nur noch im Bereich des Reaktordruckbehälters, der jetzt unter Wasser ist", erklärt der Projektleiter des AKW in Mülheim-Kärlich. In allen anderen Bereich gebe es keine hohe Strahlenbelastung mehr. Bislang habe es keine Zwischenfälle gegeben.
Große Teile des AKW-Geländes bereits verkauft
Inzwischen sind von dem einst 350 Hektar großen Gelände des ehemaligen Atomkraftwerks nur noch sechs übrig. Ein Hotel ist im Rohbau, eine Eventhalle und eine Garagenanlage sind bereits entstanden. Außerdem hat sich ein Logistikunternehmen angesiedelt. Was mit den verbliebenen sechs Hektar des Kraftwerks passiert, ist noch nicht bekannt.
Das Kernkraftwerk in Mülheim-Kärlich wurde am 1. März 1989 in Betrieb genommen. Nur 13 Monate später musste es wegen formaler Mängel schon wieder vom Netz.