Die Zeit für die geplante Rettungsaktion der Paracelsus-Klinik in Bad Ems ist denkbar knapp. Ende Juni hat der Betreiber die endgültige Schließung des Krankenhauses angekündigt. Doch eine Gruppe, bestehend aus drei Ärzten und einer Kommunalpolitikerin, stemmt sich gegen die Schließung. Sie möchten die Klinik in kleinerer Form weiter betreiben: als gemeinnütziges Bürgerkrankenhaus. Der erste Schritt dazu ist bereits gemacht: Die Ärzte haben inzwischen eine gemeinnützige GmbH gegründet. Der Plan ist, ein Akutkrankenhaus der Grundversorgung zu schaffen - mit 100 Betten.
Zehn Millionen sind Anschubfinanzierung
Die fehlenden zehn Millionen Euro seien vor allem für die Bezahlung der Belegschaft am Anfang gedacht, weil die Krankenkassen nicht zeitnah überweisen würden, sagt der Chefarzt der Paracelsus-Klinik in Bad Ems, Thomas Reisinger.
Das Geld könne aber leider nicht vom Rhein-Lahn-Kreis, der Verbandsgemeinde oder der Stadt Bad Ems kommen, sagt Gisela Bertram (SPD), erste Beigeordnete des Rhein-Lahn-Kreises. Das habe vor allem rechtliche Gründe. Weil Bad Ems rein theoretisch als medizinisch gut versorgt gelte, wären die Ausgaben für ein Krankenhaus freiwillig. Dies könne sich der Kreis aber aktuell nicht leisten. Das ginge nur dann, wenn es - auf dem Papier - einen Mangel an gut erreichbaren Betten gebe. Diese Mangelversorgung gebe es aber offiziell nicht.
Ärzte aus Bad Ems bestreiten diese offiziellen Zahlen zwar, aber rechtlich würden sie gelten. Auch das Landesgesundheitsministerium dürfe deswegen nicht fördern, obwohl nach einem Gespräch auch dort Wohlwollen für das Projekt signalisiert worden sei.
Chance für Rettung hängt von der Finanzierung ab
Die Chancen, dass die Rettungsaktion erfolgreich ist, hänge sehr an der Finanzierung, sagt Chefarzt Reisinger: "Ohne die zehn Millionen Euro stehen die Chancen bei 20 Prozent." Mit dem Geld, schätzt er, stiegen diese auf über 90 Prozent. Aber die Zeit dränge, jeder einzelne Tag sei wichtig, denn das Krankenhaus-Personal aus Bad Ems suche jetzt nach Jobs und würde diese auch annehmen, was Reisinger nach eigener Aussage gut verstehen kann.
Der Plan: Zwei Kliniken unter einem Dach
Immerhin einen Lichtblick für das Krankenhaus gibt es: Die benachbarte Hufeland-Klinik sei nun doch wieder dabei, so Reisinger. Allerdings nicht als Investor, sondern als Partner: Sie könnte zum Beispiel die Kardiologie übernehmen und im Haus betreiben. Chirurgie und Innere Medizin würden dann von der gGmbH betrieben. Um mögliche Unterstützung dafür zu bekommen, habe man sich auch schon an das Bundesgesundheitsministerium gewandt. Reisinger und seine Mitstreiter hoffen auf ein Pilotprojekt, weil das Modell ganz im Sinne der geplanten Krankenhausreform von Karl Lauterbach sei.