Zwei Drittel der Betreiber rechnen mit roten Zahlen

Kliniksterben in Rheinland-Pfalz: Diesen Krankenhäusern droht das Aus

Stand
Autor/in
Gernot Ludwig

In der Corona-Krise waren Krankenhäuser für viele die Lebensretter. Jetzt droht einigen Kliniken das Aus - auch in Rheinland-Pfalz.

Wie das Gesundheitsministerium dem SWR auf Anfrage mitgeteilt hat, haben seit 2020 landesweit sieben Krankenhäuser geschlossen, beziehungsweise angekündigt zu schließen.

Konkret geht es um die Krankenhäuser in Nassau, Ingelheim, Bendorf, St. Goar und Oberwesel. Vor wenigen Wochen kam dann das Krankenhaus in Adenau dazu, Anfang dieser Woche dann Bad Ems.

Das Ganze könnte erst der Anfang sein. Nach einer aktuellen Umfrage der Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz gehen 65 Prozent der Klinikbetreiber im Land davon aus, dass sie die Bilanz für das vergangene Jahr 2022 mit einem Minus abschließen. Eine Besserung der Lage ist momentan nicht in Sicht.

Finanzielle Ausstattung von Kliniken bleibt das Kernproblem

Das Problem ist nicht neu. Schon vor der Corona-Pandemie ging es den Krankenhäusern bundesweit und auch in Rheinland-Pfalz schlecht. Das Kernproblem der Krankenhäuser damals wie heute ist nach Einschätzung der Krankenhausgesellschaft, dass die Politik den Kliniken seit Jahren immer weniger Geld zugesteht.

Dieses Problem war während der Corona-Krise verschwunden, weil die Krankenhäuser mit Milliarden vom Bund unterstützt wurden. Seit diese Förderung im vergangenen Jahr ausgelaufen ist, tauche das alte Problem wieder auf, nämlich dass viele Krankenhäuser mit dem Weniger an Geld wirtschaftlich nicht klar kämen, heißt es.

Inflation, Energiekosten und Personalkosten setzen Kliniken zu

Die Inflation würde die Lage inzwischen verschärfen, so die Dachorganisation der rund 100 Krankenhäuser im Land. Die Preise, vor allem für Energie, seien drastisch gestiegen. Bei den anstehenden Tarifverhandlungen erwarte man infolge der Inflation höhere Gehälter. Die Einnahmen würden aber nicht in gleichem Umfang steigen. Unterm Strich hätten die Krankenhäuser damit deutlich höhere Ausgaben, die viele Kliniken noch schneller als bisher in wirtschaftliche Not bringe.

Nach Ansicht der Krankenhausgesellschaft bringt die aktuell geplante bundesweite Reform der Krankenhausfinanzierung kaum etwas. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) habe bereits angekündigt, den Kliniken insgesamt nicht mehr Geld zu geben, sondern eher Geld umzuverteilen.

Soforthilfeprogramm für Krankenhäuser gefordert

Selbst wenn es mehr Geld geben würde, könnten die durchaus positiven Effekte aus der Reform für viele Kliniken zu spät kommen, befürchtet ein Sprecher des Verbands. Daher fordert die Krankenhausgesellschaft ein finanzielles Soforthilfeprogram vom Bund.

Kleine Kliniken besonders gefährdet

Was auffällt: Die sieben Krankenhäuser, die seit 2020 in Rheinland-Pfalz geschlossen wurden oder schließen werden, sind alle kleine Kliniken. Nach Ansicht des RWI-Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung haben kleine Krankenhäuser das Problem, dass sie die gleichen Abteilungen anbieten müssen wie große Häuser - eine Geburtenstation zum Beispiel, Chirurgie oder Innere Medizin.

Gleichzeitig hätten kleinere Krankenhäuser aber nicht genügend Patienten, um all diese Abteilungen finanzieren zu können. Die Krankenhäuser versuchten dann Kosten zu sparen, indem sie zum Beispiel Abteilungen, mit denen sie weniger Geld verdienen, schließen, heißt es.

Das Krankenhaus in Adenau hat das zum Beispiel versucht und Ende 2019 die chirurgische Abteilung geschlossen. Das hat aber offenbar auch nicht geholfen und so hat das Krankenhaus Adenau vor wenigen Wochen angekündigt, Ende März komplett zu schließen.

Fusionen oder kompletter Neubau von Kliniken als Lösung

Dabei gibt es auch Beispiele in Rheinland-Pfalz, bei denen es gelungen ist, kleine Krankenhäuser zu erhalten. So gibt es die Möglichkeit, kleine Kliniken mit einer größeren Klinik zusammenzuschließen, um so den Standort - zumindest in Teilen - zu erhalten.

In Rodalben in der Pfalz hat man das so gemacht. Das dortige Krankenhaus hat Ende 2021 geschlossen. Und um den 250 Mitarbeitern eine langfristige Perspektive zu geben, hatte das katholische Krankenhaus Rodalben mit dem städtischen Krankenhaus Pirmasens fusioniert. Im Westerwald ist Ähnliches geplant. Dort sollen die Krankenhäuser in Altenkirchen und Hachenburg schließen - zugunsten eines Neubaus in der Nähe.

Eine andere Möglichkeit ist, dass man eine kleine Klinik nicht mehr als vollwertiges Krankenhaus, sondern in abgespeckter Form als Medizinisches Versorgungszentrum erhält. Im ehemaligen Krankenhaus in Neuerburg in der Eifel hat man das so gemacht.

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