Eder-Besuch nach Tanklasterunfall in Mendig

Katastrophe für Naturschutzgebiet: 12.000 Liter Heizöl in die "Thürer Wiesen" gelaufen

Stand

Beim Tanklasterunfall bei Mendig ist sehr viel Heizöl in das Naturschutzgebiet "Thürer Wiesen" gelangt. Jetzt war die rheinland-pfälzische Umweltministerin Katrin Eder vor Ort.

Umweltministerin Katrin Eder (Bündnis 90/Die Grünen) hat sich am Freitagvormittag in Thür selbst ein Bild von der Lage gemacht. "Es ist ein Öl-Unglück mit verheerenden Folgen für das Naturschutzgebiet", sagte Eder im Anschluss. Sie dankte den Einsatzkräften von Feuerwehr und THW und auch den ehrenamtlichen Helferinenn und Helfern, beispielsweise der Wildvogel-Pflegestation Kirchwald, die dort im Einsatz sind.

Welche Folgen der Unfall für das Grundwasser hat, müssen wir abwarten.

Folgen des Unfalls für das Grundwasser noch unklar

In dem Naturschutzgebiet sollte eigentlich ein bereits bestehendes Wasserbüffelprojekt ausgeweitet werden. Aber genau die dafür vorgesehene Fläche sei jetzt mit am stärksten betroffen, so die rheinland-pfälzische Umweltministerin weiter. "Das schmerzt. Und welche Folgen der Unfall für das Grundwasser hat, müssen wir abwarten. Auch die Folgen für die Tierwelt in diesem Feuchtgebiet werden wir beobachten", so Eder.

Es werde vermutlich einige Jahre dauern, bis sich das Naturschutzgebiet von den Folgen des Unfalls erholt habe. In der kommenden Woche soll nach Eders Angaben ein Mähboot das Schilf in dem Naturschutzgebiet beseitigen. Das sei wichtig, um das Öl entfernen zu können. Im Schilf fange nun eigentlich die Vogelwelt an zu brüten. "Das heißt, das Jahr 2025 fällt weg für die Vogelbrut."

Der Tanklaster hatte laut Kreisverwaltung Mayen-Koblenz etwa 30.000 Liter Heizöl geladen. Bei dem Unfall am vergangenen Freitag war ein Großteil des Heizöls in die Oberflächenentwässerung der Bundesstraße und in ein großes Regenrückhaltebecken sowie ins Naturschutzgebiet "Thürer Wiesen" gelangt.

Naturschützer sprechen von Katastrophenfall

Die Feuerwehr habe 18.000 Liter des Heizöls aus den Behältern absaugen können, teilt das rheinland-pfälzische Umweltministerium mit.

Ölverschmutzung im Naturschutzgebiet Thürer Wiese.
Große Mengen Heizöl sind in das Naturschutzgebiet "Thürer Wiese" im Kreis Mayen-Koblenz gelangt. Die Auswirkungen auf die Tierwelt seien bereits dramatisch sichtbar, so die Naturschutzorganisation BUND. Zahlreiche Wasservögel, darunter Stockenten und Blässhühner, hätten Öl über ihr Gefieder aufgenommen.

Die Naturschutzorganisation BUND spricht sogar von einem Katastrophenfall. Ein Sprecher sagte, es handele sich dabei um eine schwere Ölkatastrophe mit nachhaltigen Folgen. Weite Teile des Feuchtgebiets seien stark kontaminiert worden.

Zahlreiche ölverklebte Wasservögel - Tiere erfrieren

Die Auswirkungen auf die Tierwelt seien bereits dramatisch sichtbar, so der BUND. Zahlreiche Wasservögel, darunter Stockenten und Blässhühner, hätten Öl über ihr Gefieder aufgenommen. Dies führe dazu, dass das Bürzelfett ihre Federn nicht mehr schützt, wodurch die Tiere unterkühlen. Zudem gelange das Öl in ihren Verdauungstrakt und verursache einen qualvollen Tod.

Das bestätigt auch Franziska Kauermann, die stellvertretende Leiterin der Wildvogelpflegestation in Kirchwald: Sie versucht mit einer Helferin in dem Naturschutzgebiet weitere Vögel einzufangen, deren Gefieder vom Öl verklebt ist. "Allerdings finden wir fast nur noch tote Vögel", sagte sie dem SWR am Mittwochvormittag.

Öl ist Gefahr auch für Amphibien und Fische

Auch Amphibien wie Grasfrösche, Erdkröten und Molche seien stark gefährdet, ebenso wie ihre natürlichen Fressfeinde, darunter Störche und Reiher. Durch den feinen Ölfilm könne zudem kein Sauerstoff mehr ins Wasser gelangen. Dies führe zu akutem Fischsterben bei Rotaugen, Stichlingen, Barschen und Gründlingen. Den Angaben zufolge sind sowohl das Trinkwasser, als auch die Wasserbüffel im Naturschutzgebiet dagegen nicht von dem Vorfall betroffen.

Der BUND kritisiert außerdem, dass zu spät auf den Vorfall hingewiesen worden sei. Es seien keine Warnschilder oder Absperrungen an den Wanderwegen aufgestellt worden. Hunde hätten aus dem Bach getrunken und Kinder darin gespielt.

Tanklaster fiel auf Gullydeckel - Öl floss in Regenwasserkanal

Ein Sprecher der Kreisverwaltung Mayen-Koblenz sagte, obwohl ein Gefahrstoffzug nach dem Unfall schnell vor Ort gewesen sei, sei das Öl in das Naturschutzgebiet "Thürer Wiesen" geflossen. Jörg Lempertz (CDU), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Mendig, erklärte, der verunfallte Tanklaster sei genau auf einem Gullydeckel zum Liegen gekommen. "Das heißt, das ausströmende Öl floss genau in einen Regenwasserkanal." Und das ungebremst, bis die Feuerwehr die aufgerissenen Ölwannen sichern konnte.

Ein Schild mit der Aufschrift "Achtung Öl-Unfall" hängt an einer Brücke im Naturschutzgebiet Thürer Wiesen.
Auf der B262 bei Mendig hatte ein Tanklaster mit über 30.000 Litern Heizöl einen Unfall. Dabei war Öl in das Naturschutzgebiet "Thürer Wiesen" gelaufen.

Ende der Arbeiten derzeit nicht absehbar

Derzeit verhindern laut Kreisverwaltung Absperrungen im Thürer Bach, dass weiteres Heizöl in das Naturschutzgebiet fließt. Einsatzkräfte seien seit Tagen damit beschäftigt, das Ausmaß des Schadens zu minimieren. Auch das Technische Hilfswerk unterstützt die Arbeiten vor Ort, mit Einsatzkräften und Spezialgeräten. Ein Ende der Arbeiten ist bisher nicht absehbar. Wie lange die Arbeiten noch andauern, lässt sich laut Einsatzleiter nicht abschätzen.

13 Ölsperren errichtet

Wie viel Liter Öl in die Wiesen gelangt sind, lasse sich noch nicht beziffern, sagte Einsatzleiter Martin Weber. Insgesamt seien mittlerweile 13 Ölsperren installiert worden. Der Vorrat reiche noch bis Mitte nächster Woche, es sollen aber auch neue bestellt werden. "Die werden nach und nach sukzessive ausgetauscht, wenn sie vollgesogen sind", sagte er. Zudem werde das Öl abgepumpt.

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SWR