Der Landesbeamte arbeite bereits seit über zwanzig Jahren für die GDKE, habe hauptsächlich in Koblenz gewirkt, teilte das Innenministerium mit, zu dem die GDKE gehört. In der Gegend hatte der Mann Sensationsfunde präsentiert, unter anderem einen über 5.000 Jahre alten Schädel, der in Ausstellungen zu sehen war.
Gefundene Schädel deutlich jünger als angegeben
Nun stellt sich heraus: Das Alter war offenbar erfunden, mehrere Funde sollen deutlich jünger sein als behauptet, so die GDKE. Mindestens 21 gefundene Schädel oder Schädelfragmente stammten demnach nicht aus vorchristlicher Zeit, sondern aus dem Mittelalter oder sogar erst aus der Neuzeit.
Eine Universität habe den Hinweis zu Ungereimtheiten bei den rheinland-pfälzischen Funden gegeben. Die GDKE habe dann eine naturwissenschaftliche Altersbestimmung durchgeführt, so die Generaldirektorin Heike Otto. Dabei werden den Funden Stücke entnommen und mit einem speziellen Verfahren untersucht. Zuvor waren die Funde nur anthropologisch untersucht worden, also anhand ihres Aussehens und den Fundumständen wie beispielsweise dem Fundort – auch den soll der Mann in mehreren Fällen falsch angegeben haben.
Experten sollen bei der Aufklärung helfen
Die Generaldirektion geht davon aus, dass es sich nicht um ein Versehen gehandelt hat, sondern dass der Mitarbeiter gezielt täuschen wollte. Ob neben den 21 Schädeln aber auch noch weitere Funde betroffen sind, steht noch nicht fest. "Das bislang bekannte Ausmaß erfordert dringend weitere Aufklärung", so die für die GDKE zuständige Staatssekretärin im Innenministerium Simone Schneider. Ein Landesarchäologe aus Schleswig-Holstein und eine Professorin aus Köln sollen bei der Aufklärung helfen.
Eine Doktorarbeit des Archäologen wird überprüft
Wie die Universität weiter mitteilte, wird auch eine Doktorarbeit des Archäologen überprüft. Zu ihr seien in der Vergangenheit entsprechende Hinweise Dritter eingegangen, hieß es. Nach Angaben des Landes geht es auch in der Doktorarbeit um die Schädelfunde, die der Mitarbeiter bewusst als deutlich älter ausgegeben haben soll, als sie wirklich sind.
Disziplinarverfahren gegen Koblenzer Mitarbeiter
Der Mitarbeiter wurde den Angaben zufolge bereits befragt. Gegen ihn laufe in einem anderen Fall schon ein Disziplinarverfahren. Um was es dabei aber genau geht, wollte das Ministerium nicht mitteilen. Dieses Verfahren wurde demnach nun vom Ministerium erweitert.
Sollten sich die Vorwürfe im aktuellen Fall gegen den Archäologen bestätigen, droht ihm im schlimmsten Fall die Entlassung aus dem Beamtenverhältnis. Der SWR konnte inzwischen mit dem Mitarbeiter sprechen, den das Land mutmaßlich meint - er bestreitet die Vorwürfe.
Noch ist bei dem Fall aber vieles unklar. So sei noch nicht bekannt, warum der Mitarbeiter offenbar über Jahre getäuscht hat, so Staatssekretärin Schneider. Auch wieso die Täuschung offenbar über viele Jahre unentdeckt bliebt, ist noch nicht klar. "Ich wäre nie auf die Idee gekommen, die Echtheit dieser Funde zu hinterfragen", sagte die Generaldirektorin Heike Otto. Kontrolliert wurden die Funde offenbar zuvor nie.
Die Generaldirektion Kulturelles Erbe kümmert sich um die Denkmäler in Rheinland-Pfalz und die archäologischen Schätze des Landes. Zu der Behörde gehören auch die Landesmuseen in Mainz, Trier und Koblenz.