Alfred Sebastian (parteilos), will als Bürgermeister von Dernau nicht mehr bei der Kommunalwahl antreten. Ein Grund sei auch die Flutkatastrophe, sagt der 69-Jährige: "Der Arbeitsaufwand nach der Flut hat nichts mehr mit dem Ehrenamt zu tun. Das ist fast ein Fulltimejob. Das ist mir einfach zu viel."
Der Ortsbürgermeister sagt aber auch, dass es an der Ahr - vor allem in den größeren Gemeinden - keine Probleme gebe, Nachfolger in der Kommunalpolitik zu finden. Die Kandidaten seien oft jung und optimistisch. "Vielleicht auch, weil die gar nicht wissen, was auf sie zukommt", so Sebastian.
Chance für Weiterentwicklung der Orte entlang der Ahr
Das Engagement sei jedenfalls da. Und das liege wohl vor allem daran, dass die Orte eine Chance hätten, sich nach der Flutkatastrophe zu entwickeln. In Dernau, so Sebastian, seien das Nahwärmenetz und der neue Sportplatz die großen Themen.
Nach 15 Jahren will auch Alexander Albrecht (Freie Wähler) als Ortsvorsteher von Bad Bodendorf (Sinzig) abtreten. Er wolle Platz für Jüngere machen, sagt der 55-Jährige. "An der Ahr ist durch die Flut etwas zusammengewachsen. Es herrscht eine Aufbruchstimmung und das spiegelt sich auch in der Kommunalpolitik wieder."
Auch in Bad Bodendorf wollen, so Albrecht, jüngere Menschen beim Wiederaufbau des Thermalschwimmbades, des Tennisplatzes und des Minigolfplatzes mitreden. "Wir haben genügend Leute, die im Ehrenamt etwas für die Gemeinschaft tun."
Bürokratische Hürden erschweren Arbeit der Ortsbürgermeister
In Müsch in der Verbandsgemeinde Adenau sieht die Lage vor der Kommunalwahl etwas anders aus: Es gebe gerade genug Kandidaten für den Gemeinderat, sagt Ortsbürgermeister Udo Adriany (FWG). Er will sich gerne wieder wählen lassen, spricht aber auch von großen Belastungen durch das Ehrenamt seit der Flutkatastrophe - verursacht auch durch viele bürokratische Hürden.
"Aber, wir machen das, weil wir eine Chance haben, nun etwas Neues aufzubauen", so Adriany. Und er zählt auf: Ein neues Gemeindehaus, neue Straßen, ein neuer Spielplatz, ein neues Bushaltehäuschen. Der Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur biete Möglichkeiten, die Müsch zuvor nicht gehabt habe.
Jüngere sollen Wiederaufbau im Ahrtal mitgestalten
Das sieht auch Klaus Kniel (CDU) aus Heppingen, einem Ortsteil von Bad Neuenahr-Ahrweiler, so. Trotzdem will er nach zehn Jahren als Ortsvorsteher aufhören. Er sei nicht frustriert, sagt der 73-Jährige. Aber: "Es geht ja darum, unseren Ort für die Zukunft auszurichten, und das können nicht immer nur alte Leute machen."
In Heppingen sind beim Wiederaufbau die neue Brücke und das Feuerwehrhaus die großen Themen. Kniel freut sich, dass auch junge Familienväter für den Ortsbeirat kandidieren.