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Anreise wird zur Odyssee

Koblenzer stehen 32 Stunden im Stau für Wacken-Festival

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Autor/in
Christina Nover
Autorin Christina Nover

Für viele Fans des Kult-Festivals Wacken ist die Anreise in diesem Jahr zu reinsten Tortur geworden. So auch für ein Paar aus Koblenz, das 32 Stunden im Stau stand.

Am Mittwoch ist offiziell das Metal-Festival Wacken gestartet. Wegen schlechter Wetterverhältnisse konnten jedoch nicht alle Ticketbesitzer aufs Gelände. Christian Hoppe aus Koblenz ist einer von rund 50.000 Besuchern, die es zum Festival geschafft haben.

"Wir haben einfach gehofft, dass wir irgendwann ankommen."

Am Montagnachmittag um 14 Uhr machte sich Christian zusammen mit seiner Freundin von Hamburg aus auf den Weg, wo sie das Wochenende verbracht hatten. "Bis zur Ausfahrt lief alles gut. Aber sechs Kilometer vor Wacken gings los mit dem Stau", erzählt Christian. Über Stunden bewegt sich die Autokolonne kaum voran. Irgendwann geht dann gar nichts mehr.

Heftige Regenfälle auf der Anreise zu Wacken 2023

Das Wetter: Heftiger Regen und Sonnenschein im Wechsel. "Immer wenns ging, haben wir uns mit dem Campingstuhl an den Straßenrand gesetzt, um mal aus dem Auto rauszukommen", so der 28-Jährige. Irgendwann kommen die ersten Empfehlungen vom Veranstalter, die Anreise zu verschieben oder abzubrechen. "Das war aber für uns keine Option. Wir haben einfach gehofft, dass wir irgendwann ankommen", meint Christian.

Zwischen Matsch und Metal Land unter in Wacken: Wenn das Wetter Festivals vermasselt

Das Wacken Open Air fällt dieses Jahr weitgehend ins Wasser, die Metalheads sind gefrustet. Doch sie sind nicht allein: Denn in den vergangenen Jahren mussten sich viele deutsche Festivals dem Wetter beugen. Keine einfache Situation für Veranstalter und Musikfans.

SWR2 am Morgen SWR2

Die Nacht von Montag auf Dienstag verbringen er und seine Freundin im Auto. Dank Schlafsäcken und Decke müssen sie nicht frieren, zu essen haben sie aber nur ein paar Snacks, die sie eingepackt haben. Zum Schlafen kommt Christian in dieser Nacht kaum. "Einmal bin ich aufgewacht und vor und hinter unserem Auto hatten sich Lücken aufgetan. Da sind wohl einige umgedreht."

Große Hilfsbereitschaft für gestrandete Metal-Fans

Am Dienstag geht die Odyssee weiter. Im Schneckentempo nähern sie sich dem Festivalgelände, erreichen irgendwann den Ort Wacken, wo sie sich etwas zu Essen holen. Dabei bleibt immer einer im Auto. Überall stehen gestrandete Fahrzeuge: "Viele Anwohner haben angeboten, dass die Leute ihre Autos in Höfe oder freie Flächen stellen können - die waren super hilfsbereit", erzählt Christian.

"Wir wussten nicht, ob sie uns noch aufs Gelände lassen."

Die Stimmung unter den Wartenden ist durchmischt. "Die meisten haben versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Haben Musik gehört und Bierchen getrunken. Aber viele waren auch genervt, weil es einfach nicht voran ging." Irgendwann verkünden die Veranstalter des Wacken-Festivals dann den Anreisestopp. Da befinden sich Christian und seine Freundin immer noch nicht auf dem Gelände. Unsicherheit macht sich breit: "Wir wussten nicht, ob sie uns noch drauf lassen."

Wacken-Festival: Traktoren ziehen Autos aus dem Schlamm

Doch die beiden haben Glück und schaffen es nahezu ohne größere Probleme zu dem Zeltplatz, auf dem ihre Freunde schon seit Montag auf sie warten. "Nur einmal ist mein Auto im Matsch stecken geblieben, aber da waren direkt Ordner und zwei Freiwillige da, die uns angeschoben haben." Andere Autos hingegen mussten mit dem Traktor zu ihren Stellplätzen gezogen werden.

Christian steht im Matsch vor der Bühne beim Wacken Festival
Endlich da: Christian Hoppe hat es nach einer Odyssee doch noch zum Wacken-Festival geschafft.

Als Christian und seine Freundin endlich ihr Zelt aufschlagen, ist es bereits die Nacht zum Mittwoch. "Ich hab erstmal was gegessen und mir ein Bier aufgemacht", erinnert sich Christian. Nach einer kurzen Nacht und einer lang ersehnten Dusche geht es am Mittwoch erstmals aufs Konzertgelände. "Es hat direkt Spaß gemacht. Der Stress und die Sorgen waren sofort weg bei lauter Menschen um dich herum, die trotz Matsch Spaß haben". Für Christian ist es das sechste Wacken Open-Air. An die Heimreise will er jetzt aber lieber erstmal nicht denken.