Nadine K. wegen Beihilfe zum Völkermord angeklagt

Prozess in Koblenz gegen mutmaßliche IS-Frau hat begonnen

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Eine mutmaßliche IS-Anhängerin steht seit Mittwoch vor dem Oberlandesgericht Koblenz. Die Vorwürfe in der Anklage sind schwerwiegend.

Der aus Idar-Oberstein stammenden 37-Jährigen wird vorgeworfen, als Mitglied der Terrororganisation "Islamischer Staat" unter anderem eine Jesidin versklavt zu haben. So wirft die Bundesanwaltschaft der Frau unter anderem Beihilfe zum Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. Sie soll zusammen mit ihrem Ehemann beispielsweise Waffen gelagert und benutzt haben.

Jesidin soll im Haus brutal gefangen gehalten worden sein

Ebenso soll sie dafür gesorgt haben, dass die ab 2016 versklavte Jesidin im Haus gefangen gehalten wurde. Dort soll die Jesidin gegen ihren Willen im Haushalt gearbeitet haben. Auch die systematische Vergewaltigung der Jesidin durch den Ehemann der Angeklagten soll die 37-Jährige geduldet haben. Die Jesidin sei zudem gezwungen worden, nach islamischem Ritus zu beten. "Dies alles diente dem erklärten Ziel des IS, den jesidischen Glauben zu vernichten", wie es zuvor in der Pressemitteilung zur Anklage hieß.

Anwalt kündigt Einlassung der Angeklagten an

Die Angeklagte verfolgte die Vorwürfe im Gerichtssaal mit versteinertem Gesicht, so SWR-Reporter Constantin Pläcking. Sie habe immer wieder auch ihre Eltern im Zuschauerbereich angeschaut. Der Anwalt der Angeklagten kündigte eine Einlassung seiner Mandantin an.

Angeklagte soll 2014 nach Syrien gereist sein

Die 37-jährige Deutsche soll im Dezember 2014 mit ihrem Mann nach Syrien gereist sein und sich dort der Terrororganisation "Islamischer Staat" angeschlossen haben. Nach den Ermittlungen der Bundesanwaltschaft lebte die Beschuldigte mit ihrem Mann ab Anfang 2015 im Irak in Mossul, wo sie die zwei gemeinsamen Töchter im Sinne der IS-Ideologie erzogen hätten. Der Mann habe als IS-Arzt Kämpfer behandelt.

In seinem Haus habe das Paar Handgranaten, Sturmgewehre und Sprengstoff eingelagert und zudem in dem Anwesen auch eine Aufnahmestelle für alleinstehende weibliche IS-Mitglieder eingerichtet.

Mutmaßliche IS-Anhängerin nach Deutschland zurückgeholt

Vermutlich im Herbst 2016 zog die Beschuldigte mit ihrer Familie und der versklavten Frau nach Syrien und lebte bis Anfang März 2019 im IS-Herrschaftsgebiet. Nachdem der IS die Kontrolle über sein Herrschaftsgebiet verloren hatte, befand sich Nadine K. den Angaben zufolge ab März 2019 in Gefangenschaft in Nordsyrien. Erst zu diesem Zeitpunkt soll die jesidische Frau ihre Freiheit wieder erlangt haben.

Untersuchungshaft seit Rückkehr nach Deutschland

Die Beschuldigte wurde Ende März 2022 zusammen mit neun anderen Frauen und ihren insgesamt 27 Kindern von der Bundesregierung aus dem Lager zurück nach Deutschland geholt. Bei ihrer Einreise wurde sie am Flughafen Frankfurt festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Auch drei weitere Frauen aus dieser Gruppe wurden damals in Frankfurt verhaftet.

Jesidin im Februar als Zeugin vor Gericht

Im Februar dann soll die mutmaßlich von der Angeklagten versklavte Jesidin als Zeugin aussagen. Sie tritt auch als Nebenklägerin im Verfahren auf. Sie lebt aktuell laut Bundesanwaltschaft wieder bei der Familie im Irak und wird extra für das Verfahren nach Deutschland fliegen. Laut Gericht sind bis jetzt etwa 20 Zeugen geladen. 

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