Die Mitarbeitenden sind am Mittwochvormittag über die weiteren Kürzungen informiert worden. Wie der Betriebsrat mitteilt, sollen nur noch die Kinder- und Jugendpsychiatrie und ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) erhalten bleiben. Die Chefärzte des Krankenhauses in Altenkirchen werden demnach entlassen.
Die anderen Mitarbeitenden sollen auf die DRK-Krankenhäuser in Hachenburg und Kirchen verteilt werden. In Altenkirchen gebe es ab dem 15. August dann keine Station mit Betten mehr für Menschen, die nur kurz im Krankenhaus behandelt werden müssen. Auch Operationen seien dann nicht mehr möglich. Schon seit April gibt es in Altenkirchen fast nur noch ambulante Behandlungen.
DRK begründet Abbau in Altenkirchen mit Spardruck
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) als Träger des Krankenhauses begründet die weiteren Kürzungen mit der wirtschaftlichen Situation. Die angebotenen Behandlungen seien seit dem Umbau des Krankenhauses im April von den Patientinnen und Patienten nicht genug nachgefragt worden. Somit könne das Krankenhaus seine Kosten nicht decken. Von den Kürzungen ist auch das DRK-Krankenhaus in Kirchen betroffen. Dort soll die neurologische Abteilung geschlossen werden.
Sanierungspläne gebilligt Insolvenzverfahren bei DRK-Krankenhäusern in RLP abgeschlossen
Das Insolvenzverfahren der in Finanznot geratenen Krankenhäuser des Deutschen Roten Kreuzes in Rheinland-Pfalz ist demnächst beendet. Laut DRK billigte das Mainzer Amtsgericht den Insolvenzplan.
Künftig nur noch Fachklinik mit MVZ in Altenkirchen
Isabella Jung-Schwandt ist traurig über die aktuelle Entwicklung. Sie ist Ärztin im Krankenhaus Altenkirchen und Teil des Betriebsrats. In Altenkirchen werde es somit künftig nur noch eine Fachklinik mit Medizinischem Versorgungszentrum (MVZ) geben, aber kein Krankenhaus mehr. "Meiner Meinung nach hat das DRK das von Beginn an so geplant, man wollte das Krankenhaus letztlich schließen", vermutet Jung-Schwandt.
Dabei seien die Zahlen in der Notfallanlaufstelle seit dem Umbau des Krankenhauses im April gar nicht so schlecht gewesen, so die Betriebsrätin. Vier Monate seien aber als Anlaufzeit seit dem Umbau zu wenig gewesen.
Landrat des Kreises Altenkirchen fordert erneut Hilfe vom Land
Auch Landrat Peter Enders (CDU) ist fassungslos über die Entscheidung der DRK-Trägergesellschaft, den Krankenhausstandort Altenkirchen in ein MVZ umzuwandeln. Er hat deshalb nach eigenen Angaben mit sofortiger Wirkung seinen Gaststatus-Sitz im Aufsichtsrat der Trägergesellschaft niedergelegt.
Und er fordert vom rheinland-pfälzischen Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD), die Lage neu zu bewerten. In einer ersten Reaktion schreibt er, mit den geplanten Einschnitten sei "eine Grenze überschritten worden, zumal auch aus dem Umfeld des Krankenhauses in Kirchen sehr beunruhigende Nachrichten zu uns durchdringen."
Peter Enders will vernünftige Lösungen
Landrat Enders erinnert auch daran, dass Hoch erst vor wenigen Monaten die stationäre Versorgung in Rheinland-Pfalz als gesichert eingestuft habe. Da sei die Ausgangslage aber noch eine ganz andere gewesen. "Ich lade den Minister gerne zu einem runden Tisch nach Altenkirchen ein, um mit allen Beteiligten und vor allem auch mit Vertretern der Kreisärzteschaft das weitere Vorgehen zu beraten. Wir brauchen jetzt zeitnah eine klare Perspektive."
Bis zum Bau des geplanten Westerwaldklinikums dürfe der Kreis Altenkirchen nicht zu einem weißen Fleck in der Krankenhauslandschaft werden, betont Enders. Es brauche vernünftige Übergangslösungen.
Insolvenzverfahren: Auch Geburtsstation Hachenburg wurde geschlossen
Die DRK gemeinnützige Krankenhausgesellschaft mbH Rheinland-Pfalz ist eine Tochtergesellschaft der DRK gemeinnützige Trägergesellschaft Süd West mbH. Sie betreibt vier DRK-Krankenhäuser an den Standorten Altenkirchen, Alzey, Hachenburg, Kirchen (Sieg) und Neuwied. Zudem betreibt sie über ihre Tochtergesellschaft, DRK gemeinnützige Gesundheitsbetriebsgesellschaft Südwest mbH, die Medizinischen Versorgungszentren an den Krankenhausstandorten im Westerwald und in Neuwied.
Anfang August vergangenen Jahres hatte das Deutsche Rote Kreuz bekanntgegeben, dass fünf DRK-Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz Insolvenz anmelden müssen. Darunter allein die drei Krankenhäuser im Westerwald - in Altenkirchen, Kirchen und Hachenburg - sowie in Neuwied und in Alzey. In Hachenburg wurde bereits die Geburtsstation geschlossen, um Geld zu sparen. Gegen die Sparmaßnahmen hatte es große Proteste gegeben.