2023 gab es nach Angaben des Polizeipräsidiums Koblenz etwa 860 Unfälle mit Motorrädern. Dabei wurden 600 Fahrerinnen und Fahrer teils schwer verletzt. In diesem Jahr sind im ersten Halbjahr schon mehr Motorradfahrer verunglückt als im gleichen Zeitraum 2023. Sechs Menschen kamen dabei in den letzten Wochen ums Leben. Die steigenden Unfallzahlen alarmieren.
Faszination der Beschleunigung ist stärker als Angst vor Unfall
Das tragische ist, dass Motorradfahrer sich bei Unfällen oft schwer verletzten, sagt Joachim Einig vom Fahrlehrer-Verband Rheinland e.V.. Ihnen fehle der Schutz der Autokarosserie. Doch -die Faszination der Beschleunigung sei groß und überwiege letztendlich die Angst vor einem Unfall, sagt Einig, der selbst passionierter Motorradfahrer ist.
Der Fahrlehrer kommt ins Schwärmen, wenn er von dem euphorisierenden Gefühl der Beschleunigung spricht: "Das ist, als könne man fliegen. Da kann man auch schon mal leichtsinnig werden." Motorradfahren vermittle das Gefühl der Freiheit und natürlich gehe jeder Fahrer davon aus, dass er am Abend heil zuhause ankomme. Der Motorradfahrer glaube ja in der Regel, sowohl seine Maschine als auch die Verkehrssituation im Griff zu haben.
Trotz Unfall wieder auf dem Motorrad unterwegs
Daniel Sauerborn aus Münstermaifeld hatte kürzlich einen Motorradunfall in den Alpen. Der 35-Jährige war in den Bergen unterwegs als er in einer steilen Kurve das Gleichgewicht verlor und stürzte. Daniel Sauerborn hatte Glück, dass kein Auto hinter ihm fuhr, er kam mit einer schweren Prellung davon. Die Tour war dann für ihn zwar zu Ende, aber den Spaß am Motorradfahren hat es ihm nicht verdorben. Er würde auf das Motorradfahren niemals verzichten, sagt er.
Daniel ist mit seinem Vater Ralf häufig mit dem Motorrad unterwegs, in Kroatien, Italien oder auch Rumänien. Sie seien zwar keine Raser, aber durchaus zügig unterwegs, sagen sie. Brenzlige Situationen habe es schon öfter gegeben. Gefährlich werde es bei Wildwechsel in waldreichen Gebieten. Aber auch Autofahrer würden Motorradfahrer häufig übersehen und deren Geschwindigkeit falsch einschätzen.
Wunsch nach rücksichtsvolleren Autofahrern
"In machen Fällen wünschen wir uns auch rücksichtsvollere Autofahrer. So wie in anderen Ländern", erzählt Ralf Sauerborn. "Wenn in Italien ein Motorradfahrer hinter einem Auto herfährt, fährt der Autofahrer ganz nach rechts, damit der Motorradfahrer besser überholen kann. Die deutschen Autofahrer lenken ihren Wagen dagegen oft sogar noch absichtlich weiter in die Fahrbahnmitte, damit der Motorradfahrer nicht vorbeikommt."
Für mehr Miteinander im Straßenverkehr plädiert auch Joachim Einig vom Fahrlehrer-Verband Rheinland e.V.. Der Autofahrer sollte bedenken, dass ein Motorradfahrer wesentlich wendiger und spritziger unterwegs ist, sagt er. Aber genau das könne für Autofahrer zum Problem werden.
Verkehrssicherheit Bringen Motorrad-Airbags mehr Sicherheit?
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Etwa an unübersichtlichen Kreuzungen oder beim Ausparken sei die Gefahr besonders groß, dass Motorradfahrer übersehen werden. Der Autofahrer sehe zunächst nur ein einzelnes Scheinwerferlicht, so Einig, könne aber nicht einschätzen, ob da eine langsamer Roller, ein Mofa oder aber ein Motorrad unterwegs ist, das sich ihm viel schneller nähert als gedacht.
Tipps für Auto- und Motorradfahrer
Der langjährige Fahrlehrer aus Gappenach nennt noch weitere Punkte, die Auto- und Motorradfahrer unbedingt berücksichtigen sollten. Grundsätzlich gelte: sich an die Verkehrsregeln halten, mit der richtigen Geschwindigkeit unterwegs sein und sich nicht selbst überschätzen.
An Autofahrer appelliert er, immer an den Schulterblick zu denken, damit kein Motorradfahrer im toten Winkel übersehen wird. Außerdem gibt er Autofahrern den Tipp, auf kurvigen Strecken möglichst weit rechts zu fahren, weil Motorradfahrer immer die ganze Fahrbahnbreite einnehmen, wenn sie sich in die Kurve legen. Und er empfiehlt Auto- wie Motorradfahrern Verkehrssicherheitstrainings zu machen.