Nach fast 100.000 beförderten freiwilligen Helfern will ihr Shuttledienst im flutgeschädigten Ahrtal eine längere Pause einlegen. Zugleich sind dort nach der Entkernung von Tausenden durchnässten Häusern für den Wiederaufbau zunehmend Profis gefragt, auch aus rechtlichen Gründen.
Bei der Sturzflut am 14. und 15. Juli nach extremem Starkregen waren im Ahrtal 134 Menschen getötet worden. Tausende Anwohner leben nun während des Wiederaufbaus vorerst in Ausweichquartieren aller Art.
Verschnaufpause über Weihnachten
Marc Ulrich, Initiator des Helfer-Shuttledienstes, sagt der Deutschen Presse-Agentur, möglicherweise beginne die Pause der Busfahrten am Wochenende vor Weihnachten: "Wir haben von Flutopfern das Feedback bekommen, über die Feiertage lieber erst mal zu verschnaufen."
Danach sei es die Frage, "ob wir uns erst wieder aufs Frühjahr konzentrieren". Jetzt mitten im kalten Dezember und in der vierten Corona-Welle sei die Zahl der freiwilligen Helfer gesunken.
Handwerkskammer rät zu Fachbetrieben
Derweil betont die Handwerkskammer (HwK) Koblenz zwar deren "sehr wichtigen Beitrag" beim Entkernen beschädigter Häuser. Arbeiten an Energieversorgung, Elektrik und Heizungen beispielsweise dürften jetzt aber lediglich von Fachbetrieben mit Meisterqualifikation übernommen werden.
"Nur der Fachhandwerker gibt auch Gewährleistung für seine Arbeit", heißt es. "Bei Fehlern oder Schlechtleistung wird kostenlos nachgebessert." Verursachten freiwillige Helfer bei "gefahrgeneigten" Arbeiten Sachschäden oder gar Verletzungen von Menschen, müssten sie unter Umständen dafür haften.
Förderung nur mit offiziellen Rechnungen
Ein HwK-Sprecher sagt: "Es ist auch ein Trugschluss zu denken, mit ehrenamtlicher Hilfe lässt sich Geld sparen." Denn nur mit offiziellen Rechnungen könnten Förderungen aus dem Wiederaufbaufonds von Bund und Ländern abgerechnet werden. Ohne Nachweise muss laut HwK schon erhaltenes Fördergeld womöglich teils zurückgezahlt werden.
Die Kammer erinnert an ihr Internetportal www.handwerk-baut-auf.de - dieses listet laut ihrem Sprecher immer mehr Fachfirmen aus ganz Deutschland für Aufträge im Ahrtal auf, derzeit rund 1400. Bei einer Umfrage im November hätten rund 80 Prozent dieser Handwerker mitgeteilt: "Wir haben noch Kapazitäten."
Containerdorf für Helfer soll umziehen
Nach Angaben des Shuttle-Initiators Ulrich hat gegenwärtig rund die Hälfte der freiwilligen Helfer irgendwelche handwerklichen Kenntnisse, die dem Wiederaufbau zugute kämen. Aber auch die andere Hälfte werde immer noch für das Entkernen mancher Gebäuden gebraucht: "An der Ahr ist auf rund 50 Kilometern praktisch jedes Haus vom Hochwasser betroffen."
Ein Teil der Helfer übernachtet laut Ulrich in einem beheizten Containerdorf mit Duschen und Toiletten, das bis Weihnachten von Walporzheim, einem Stadtteil von Bad Neuenahr-Ahrweiler, hinauf zur Gemeinde Grafschaft umziehen soll. Dort befindet sich ein komplettes Helferdorf auf einer mehrere Fußballfelder großen Fläche.