Flutkatastrophe im Ahrtal

Gefahr von Hangrutschen nach der Flut noch nicht gebannt

Stand

Nach der Ahr-Flut mit vielen Beschädigungen von Steilufern besteht in dem Flusstal bis heute das Risiko weiterer Hangrutsche. Diese könnten Häuser und Menschen gefährden.

Bis heute gibt es diverse Zonen, in denen die Gefahr von Hangrutschen besteht. Oft stehen auf oder unter den betroffenen Stellen Häuser. Um die Gefahr zu bannen, erstellen Geowissenschaftler der Universität Mainz mit Luftaufnahmen von Spezialdrohnen und mit Kartierungen vor Ort verbesserte digitale Geländemodelle des Ahrtals. Diese sollen die sogenannten Massenbewegungen und Erosionen der Sturzflut darstellen.

Damit wollen die Experten laut dem Mainzer Geologen Frieder Enzmann zeigen, wo bei neuem Ahr-Hochwasser weitere Rutschungen und Aufstauungen drohen. Die Geländemodelle sollen Kommunen, Behörden und Bürgern helfen, Risikozonen zu entschärfen.

Bebauung und Klimawandel Schuld an vermehrten Hangrutschen

Grundsätzlich wächst Enzmann zufolge die Zahl von Rutschungen im Rheinischen Schiefergebirge, zu dem auch das Ahrtal gehört. Dafür gebe es wohl zwei Hauptgründe: immer mehr Bebauung von Flächen sowie die Folgen des Klimawandels, sagte der außerplanmäßige Professor.

Bei mehr Versiegelung der Natur könnten Rutschungen mehr Schaden anrichten. Größere Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen infolge des Klimawandels könnten womöglich mehr Gestein an den Hängen lockern und zu Massenbewegungen führen.

Millionen-Investition in Schuld um Hänge zu sichern

Im Dorf Schuld etwa kam es bei dem extremen Hochwasser zu Rutschungen an Steilhängen mit darüber liegenden Häusern, teils wegen einer "gegenüber der Witterung und den Erosionskräften der Ahr besonders anfälligen" Lockergesteinsdecke auf Felsen. Ortsbürgermeister Helmut Lussi sagte, in einem Fall solle in diesem Jahr eine Stützmauer für rund eine Million Euro zur Hangsicherung gebaut werden, finanziert vom Wiederaufbaufonds von Bund und Ländern. Ein anderer beschädigter Hang müsse für eine wohl sechsstellige Summe stabilisiert werden.

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Nicht nur an der Ahr kam es zu Erosionen und Uferabbrüchen

In der Fachzeitschrift "Wasser und Abfall" (11/2022) berichtet Enzmann mit zwei weiteren Experten von 164 Massenbewegungen wie etwa Rutschungen, Muren und Felsstürzen beim Starkregen und Hochwasser am 14./15. Juli 2021 im Ahrgebiet.

In anderen Regionen, die seinerzeit ebenfalls von dem extremen Starkregen betroffen waren, kam es zu ähnlichen Ereignissen, beispielsweise im Raum Kordel an der Kyll. Zusätzlich registrierten die Wissenschaftler im Ahrgebiet 118 Fälle von Erosionen inklusive Uferabbrüchen an sogenannten Prallhängen. Hier wirkten besonders große Strömungskräfte des Wassers mit seinem mitgerissenen Treibgut wie Bäume und Heizöltanks.

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