Am Sonntag hat ein Frachtschiff die Mosel-Schleuse in Müden gerammt und die beiden Torflügel total demoliert. Seitdem ist der Schiffsverkehr komplett zum Erliegen gekommen. Rund 70 Güter- und Flusskreuzfahrtschiffe hängen fest. Das hat weitreichende Folgen. An Lösungen wird gearbeitet.
- Was bedeutet die Sperrung der Mosel für die Versorgung mit Benzin und anderen Mineralölprodukten?
- Welche Auswirkungen hat die Sperre auf die nahegelegenen Häfen?
- Was sagen betroffenen Unternehmen?
- Wie geht es mit den Schiffen weiter?
- Welche Rohstoffe haben die Schiffe an Bord?
- Wie geht es an der Schleuse weiter?
- Sind die betroffenen Binnerschiffer eigentlich versichert?
- Was ist über die Unglücksursache bekannt?
Was bedeutet die Sperrung der Mosel für die Versorgung mit Benzin und anderen Mineralölprodukten?
Dazu sagt der Wirtschaftsverband Fuels und Energie, der für die Raffinerien und Markentankstellen zuständig ist, dass es in der aktuellen Lage trotz allem gut aussieht. Die Tanklager in der Region seien ausreichend gefüllt. Normalerweise würden sie per Binnenschiff angefahren, sie ließen sich aber auch per Güterbahn ansteuern. Der Transport auf der Schiene bedeute einen etwas höheren logistischen Aufwand als auf dem Wasser, die Versorgung mit Mineralölprodukten in Rheinland-Pfalz, im Saarland und auch in Luxemburg sei weiterhin sichergestellt. Aktuell gebe es keine Leerstände an Tankstellen.“
Welche Auswirkungen hat die Sperre auf die nahegelegenen Häfen?
Volker Klassen, Leiter des Trierer Hafens, spricht von einem katastrophalen Imageschaden für die Mosel als Wasserstraße. Er befürchtet, dass Unternehmen künftig weniger Vertrauen darin hätten, Waren zuverlässig über den Fluss zu transportieren. Das würde sich auf den Trierer Hafen auswirken. Falls die Sperrung tatsächlich drei bis vier Monate andauern sollte, müssten laut Klassen zwei bis zweieinhalb Millionen Tonnen Güter anders bewegt werden.
Ein Vertreter des Luxemburger Verkehrsministeriums sagte, er gehe davon aus, dass der Hafen in Mertert Einbußen haben wird. Fast ein Viertel des jährlichen Güterumschlags von rund einer Millionen Tonnen falle weg, wenn die Schleuse bis März gesperrt bleibe. Vieles müsse auf die Bahn und Lkw verteilt werden. Aktuell gehe es darum, was mit den blockierten Schiffen passiere und wie die geladenen Güter umgeladen werden können.
Was sagen betroffene Unternehmen?
Das Unternehmen Hochwald Foods aus Thalfang bei Trier hat seine Transportwege für seine Produkte bereits umgestellt. Wie das Unternehmen auf SWR-Anfrage mitteilte, werden beispielsweise Kondensmilch in Dosen sowie H-Milch in Kleinpackungen zu 90 Prozent mit dem Schiff exportiert. Dafür müsste die Ware jetzt per Lkw in andere Binnenhäfen gebracht werden. Das Unternehmen will seine Milch aber künftig wieder über die Mosel transportieren, sobald die Schiffe wieder fahren können.
Wie geht es mit den Schiffen weiter?
Nach SWR-Informationen stecken insgesamt 70 Schiffe auf der Mosel fest, darunter auch zehn Flusskreuzfahrtschiffe. Zwei gehören zu Viking Cruises. Auf beiden Schiffen sind weiterhin Urlauber. Das Unternehmen versucht, das Programm aufrecht zu erhalten, soweit es geht. Beide Schiffe werden sich zwischen Cochem und Trier bewegen, sie können nach Angaben des Unternehmens auf der Mosel drehen. Das Ausflugsprogramm, etwa nach Cochem, Bernkastel-Kues oder Trier werde weiterhin angeboten. Viking Cruises hofft, dass es bis Ende der Woche verlässliche Infos dazu gibt, wie es weitergehen soll.
Albert Schöpflin, Amtsleiter Wasserstraßen- und Schiffahrtsamt (WSA) Mosel-Saar-Lahn, sagte dem SWR, dass derzeit Konzepte erarbeitet werden, um die Schiffe aus der Sackgasse herauszubekommen. Ab nächster Woche sollen die ersten Tests unternommen werden. Schöpflin sagte, sie müssten dabei das Schleusentor ersetzen, durch "irgendetwas anderes". Eine normale Schleusung dauere 20 Minuten. Ein Schiff fährt hinein, das Wasser geht hinunter, das Tor geht auf.
Bei dem Experiment muss dann das, was als Tor ersatzweise eingebaut wird, herausgeholt werden. Das dauere pro Schleusungsvorgang bis zu sechs Stunden. Das sei aber immer noch besser, als die Schiffe vor Ort zu lassen. Schöpflin sagte, wenn man diesen Vorgang rund um die Uhr 14 Tage lang durchführe, könne man schon einige Schiffe herausholen.
Welche Rohstoffe haben die Schiffe an Bord?
Die Schiffe haben nach Angaben des Schiffahrtsamtes moselaufwärts Rohstoffe für das Stahlwerk "Dillinger Hütte" geladen. Moselabwärts werde zum Beispiel produzierter Stahl von der Dillinger Hütte transportiert. Aus Frankreich kämen auch Frachtschiffe mit landwirtschaftlichen Produkten, zum Beispiel Getreide.
Wie geht es an der Schleuse weiter?
Die Schleusentore sind ausgebaut. Ein spezieller Kran hatte die jeweils 50 Tonnen schweren Tore aus der Schleuse entfernt.
Als nächstes soll die Schleuse trockengelegt werden. Dann soll untersucht werden, wie sehr auch die Mauern und Halterungen der Schleuse beschädigt sind. WSA-Leiter Albert Schöpflin sagte, man werde ab nächster Woche versuchen, das Schleusentor durch "irgendetwas anderes" zu ersetzen.
Den Angaben zufolge gibt es auch ein Ersatztor für die Schleuse. Es befinde sich derzeit im Bauhof in Trier. Das Tor könne zwar mittelfristig als Übergangslösung eingebaut werden, allerdings müssten dort zunächst unter anderem Hydraulikleitungen angebracht werden. Diese Arbeiten dauern laut dem Wasser- und Schifffahrtsamt etwa zwei Monate. Erst danach sei das Tor einsatzfähig.
Sind die betroffenen Binnerschiffer eigentlich versichert?
Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, Risiken zu versichern, auch in der Binnenschifffahrt, sagt der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Binnenschifffahrt Jens Schwanen. Dieses Risiko, was sich jetzt auf der Mosel realisiert habe und was ja eigentlich ungewöhnlich sei, dass ein Fluss solange ausfalle, sei in der Regel aber nicht versichert. Jetzt muss man schauen, wie die Binnenschiffer mit der Situation klarkommen, so Schwanen.
Was ist über die Unglücksursache bekannt?
Bisher ist die Ursache noch nicht ganz geklärt. Die Wasserschutzpolizei in Koblenz teilte mit, dass sie von einem technischen Defekt am Schiff ausgeht. Das habe jedenfalls der Schiffsführer gesagt. Jetzt müssten aber erstmal noch Daten ausgewertet werden. Das könne noch etwas dauern.