Kreisausschuss diskutiert über Beförderung

Gefährliche Busfahrt zur Kita: Eltern im Kreis MYK sorgen sich um ihre Kinder

Stand
Autor/in
Martina Gonser

Sind dreijährige Kinder bei ihrer Fahrt zur Kindertagesstätte in einem Linienbus gut aufgehoben? Diese Frage beschäftigt Eltern und Politiker im Kreis Mayen-Koblenz.

Im Kreisausschuss war am Montag die Beförderung von Kleinkindern im ÖPNV Thema. Der Kreis Mayen-Koblenz will prüfen, ob Kindergartenkinder wie bisher mit dem Linienbus fahren sollen, oder ob es eine Alternative dazu gibt. Der Landrat des Kreises, Alexander Saftig (CDU), sagte im Anschluss an die Sitzung: "Unsere Kinder müssen geschützt werden, wie irgendwie möglich."

Eltern und die SPD-Kreistagsfraktion sehen den Beschluss nach eigenen Angaben als Teilerfolg. Sie wollen erreichen, dass Kindergartenkinder zukünftig in separaten Kleinbussen zur Kita zu gebracht werden. Oder aber zumindest eine Aufsichtsperson im Linienbus mitfährt. Beides wäre mit Mehrkosten für den Kreis verbunden.

Busfahrer verfährt sich auf dem Weg zur Kita

Ausgelöst wurde die Debatte durch einen Vorfall im Juli in Wanderath im Kreis Mayen-Koblenz. Ein Linienbus, der drei dreijährige Kinder von ihrer Kita nach Hause bringen sollte, hatte sich verfahren. Er kam erst eine halbe Stunde später an der Haltestelle in Meuspath, im Kreis Ahrweiler, an.

Eine der betroffenen Mütter, Anne Müller, erinnert sich noch gut an den Tag, als ihre dreijährige Tochter Klara völlig verängstigt aus dem Bus stieg. "Die Kinder haben uns berichtet, dass sie immer wieder versucht haben, dem Busfahrer zu vermitteln, dass er nach Meuspath fahren soll. Also sie haben immer wieder gerufen: Busfahrer nach Meuspath bitte!"

SPD Kreistagsfraktion fordert kindgerechte Beförderung

Seit der ÖPNV im Dezember 2021 im Kreis Mayen-Koblenz stark ausgeweitet wurde, werden die derzeit 210 Kita-Kinder im Kreis ausschließlich mit dem Linien-Bus zur Kita gefahren. Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Maifeld, Maximilian Mumm (SPD), hält dies für verantwortungslos. Es könne nicht sein, dass Dreijährige im Auto im Kindersitz gesichert werden müssen und dann auf sich selbst gestellt und ohne Anschallgurt im Bus sitzen.

Dreijähriger fällt bei Busfahrt im Kreis MYK auf den Kopf

Was passieren kann, wenn Kleinkinder ohne Begleitung unterwegs sind, zeigt ein weiterer Vorfall aus der letzten Augustwoche. Nach SWR-Informationen ist ein dreijähriger Junge auf der Heimfahrt von seiner Kita in einer Kurve vom Sitz gefallen und auf dem Kopf gelandet. Er musste demnach mit Verdacht auf Gehirnerschütterung zwei Nächte ins Krankenhaus.

"Wir haben im ÖPNV nicht die Möglichkeit, die Kinder so zu betreuen, wie das von Eltern gerne gesehen und gewünscht wird."

Das Kind saß nach SWR-Informationen auf einem erhöhten Sitz, wo er eigentlich nicht hätte sitzen dürfen. Darauf hätte der Busfahrer achten müssen, wie ein Sprecher der Kreises auf Anfrage erklärte. Das sei in den Vorgaben des Kreises Mayen-Koblenz geregelt - wie viele andere Dinge, die den Busverkehr für die Kita-Kinder so sicher wie möglich machen sollen.

Busunternehmen stellt Transport von Kleinkindern in Frage

"Wir haben im ÖPNV nicht die Möglichkeit, die Kinder so zu betreuen, wie das von Eltern gerne gesehen und gewünscht wird", erklärt Cornelius Kournettas, Geschäftsführer der Verkehrsbetriebe Mittelrhein auf SWR-Anfrage. Es sei jedoch vertraglich geregelt, dass sie die Kinder befördern: "Wir befördern sie auch, allerdings stellen wir uns die Frage, ob das wirklich sinnhaft sein kann".

"Da müssen ganz einfach andere Kriterien beim Transport in die Kindertagesstätte angewandt werden."

Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Maifeld, Maximilian Mumm (SPD), verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass Drei- bis Sechsjährige gemeinhin als nicht verkehrstüchtig gelten: "Da müssen ganz einfach andere Kriterien beim Transport in die Kindertagesstätte angewandt werden und das ist das, was ich auch ein stückweit einfordere vom Kreis, der schlussendlich auch die Verantwortung dafür hat."

Kreis MYK beruft sich auf landesweite Vorgaben

Der Kreis sieht das anders. Pressesprecher Martin Gasteyer sagt, dass man sich an landesweite Vorgaben halte, die mit dem Busunternehmen auch vereinbart wurden. "Beispielsweise ist dort geregelt, dass jedes Kind einen Sitzplatz hat und die Busfahrer besonders geschult sind und die Bedürfnisse der Kinder berücksichtigen können in besonderen Situationen."

Cornelius Kournattas von den zuständigen Verkehrsbetrieben Mittelrhein erklärte dem SWR gegenüber jedoch, dass man diesen Anforderungen im öffentlichen Personennahverkehr überhaupt nicht nachkommen könne. Dies wisse der Kreis auch.

Auch in anderen Kreisen fahren Kitakinder mit dem ÖPNV

Doch wie handhaben es andere Kreise? Im Westerwaldkreis fahren 800 Kita-Kinder ebenfalls mit Bussen des ÖPNV - hier läuft der Transport nach Angaben eines Sprechers gut. Auch im Rhein-Hunsrück-Kreis fahren 680 Kleinkinder schon mit dem Linienbus zur Kita. Die Kreissprecherin gibt an, dass es hier nur wenige Probleme gebe und dass man unangekündigt kontrolliere, ob die Anforderungen eingehalten werden. Im Kreis Neuwied zum Beispiel gebe es keinen Bedarf, Kinder mit dem Bus zu befördern.

Mehr zum Buschaos in MYK

Mayen

Umstrittenes Busunternehmen in der Eifel Empörung über Transdev nach Rangier-Vorfall

Seit gut einem Jahr hagelt es Beschwerden über das Busunternehmen Transdev im Kreis Mayen-Koblenz. Zu unzuverlässig, zu spät, zu wenig Ortskenntnis der Fahrerinnen und Fahrer. Jetzt sorgt ein Rangier-Vorfall am Bahnübergang in Lehmen für weiteren Zündstoff.

SWR Aktuell Rheinland-Pfalz SWR Fernsehen RP

Stand
Autor/in
Martina Gonser