Die Bischöfliche Marienberg Realschule in Boppard

Schule wird 2030 geschlossen

Bischöfliche Realschule Marienberg in Boppard hofft auf neuen Träger

Stand
Autor/in
Sandra Thyssen
Bild von Multimediareporterin Sandra Thyssen aus dem SWR-Regionalstudio Koblenz

In Boppard gibt es momentan kaum ein anderes Thema als die Schließung der Bischöflichen Realschule Marienberg. Kollegium, Schüler und Eltern wollen für den Erhalt der Schule kämpfen.

Auf den ersten Blick wirkt alles ganz normal auf dem Schulhof und im Schulgebäude der Bischöflichen Realschule Marienberg (BRS) in Boppard. Doch das täuscht. Schulleitung, Lehrerinnen und Lehrer und die Schülerschaft fragen sich immer wieder, warum ihre Schule geschlossen werden soll - und was sie tun können, um sie zu retten.

Geplante BRS-Schließung in Boppard seit Anfang September bekannt

Ende August wurde die Schulleitung vom Bistum Trier als Träger darüber informiert, dass die BRS in Boppard zum Jahr 2030 geschlossen wird. Für Schulleiterin Kerstin Ollmann war das ein Schock. Knapp zwei Wochen lang musste sie diese Information für sich behalten. "Das war sehr belastend", sagt sie.

Anfang September wurden dann in einer Gesamtkonferenz die Lehrerinnen und Lehrer, die Schülerinnen und Schüler und ihre Eltern über die Schließung informiert. Ein unglücklicher Zeitpunkt. Denn noch während dieser Konferenz ging die Pressemeldung des Bistums zur geplanten Schließung online.

Es war natürlich eine Schocknachricht, mit der wir überhaupt nicht gerechnet haben.

"Die Gesamtkonferenz war sehr emotional. Da mussten die Schüler teilweise rausgehen und auch die Lehrer waren wie vor den Kopf gestoßen und haben teilweise wirklich auch geweint", sagt Ollmann. Es gebe junge Lehrer, die gerade erst Planstellen beim Land abgelehnt und sich für Boppard entschieden hätten.

Schülersprecher kritisieren die geplante Schließung der Schule

Auch die Schülerinnen und Schüler hat die Nachricht kalt erwischt. Die Schülersprecher Jörn Wenzel und Bella Adamy waren gerade auf Klassenfahrt, als die Entscheidung vom Träger verkündet wurde. Wenzel sagt: "Es war natürlich eine Schocknachricht, mit der wir überhaupt nicht gerechnet haben."

Und seine Mitschülerin fügt hinzu: "Wir haben hier ein familiäres Verhältnis. Ich glaube, das findet man nicht so oft und das wird hier einfach leichtfertig zerstört", sagt Adamy.

Schülersprecher und Schulleiterin der Bischöflichen Marienberg Realschule in Boppard vor dem Schulgebäude
Die Schülersprecher und die Schulleiterin der Realschule Marienberg in Boppard wollen für den Erhalt ihrer Schule kämpfen.

Stagnierende Schülerzahlen und Lehrermangel

Das Bistum Trier begründet die geplante Schulschließung unter anderem mit rückläufigen Schülerzahlen. Das Bistum könne aber keine Schule finanzieren, für die es weniger Nachfrage gebe. Auch der Lehrermangel sei ein Thema. Zudem wolle das Bistum Kosten sparen.

Wir haben mehr Anfragen, als wir aufnehmen können.

Schulleiterin Kerstin Ollmann kann diese Argumente nicht ganz verstehen. Es seien zuletzt drei neue Lehrer eingestellt worden und Anfragen gebe es genug. Zwar werde die Bischöfliche Realschule Marienberg nicht so nachgefragt wie beispielsweise die Bischöflichen Schulen in Koblenz. Aber auch in Boppard habe man nicht Platz für alle interessierten Kinder. "Wir haben in der Regel zehn Prozent mehr Anfragen", sagt Ollmann. "Und ich persönlich habe mich über jedes Kind gefreut, dem ich nicht absagen muss."

Pfarrer aus Boppard: Kosten dürfen kein Grund für Schulschließung sein

In Boppard ist die Schulschließung gerade das zentrale Thema. Auch der Bopparder Pfarrer Stefan Dumont ist darüber empört. "Für die Stadt Boppard und den gesamten Einzugsbereich der Schule ist der Marienberg seit Generationen eine wichtige Einrichtung, die junge Leute fürs Leben prägt." Die Schule sei wie ein Leuchtturm, der zeitgemäß Schülerinnen und Schüler mit der christlichen Botschaft in Kontakt bringe. 

Ihm sei bewusst, dass im Bistum jeder Bereich vom Sparen betroffen sei, aber die Schließung einer gut gehenden Schule mit diesem Angebot halte er grundsätzlich für eine falsche Entscheidung. 

Schulschließung gerade Gesprächsthema Nummer Eins in Boppard

Der Rhein-Hunsrück-Kreis hat die geplante Schließung der BRS nach eigener Auskunft mit Bedauern zur Kenntnis genommen. Er werde sich deshalb mit den Schulen in seiner Trägerschaft darauf vorbereiten, dass sie voraussichtlich steigende Anmeldezahlen verzeichnen werden.

Die derzeitigen Schülerinnen und Schüler der BRS können noch ihren Schulabschluss machen. Ab dem kommenden Schuljahr 2025/26 sollen aber keine neuen Schüler mehr aufgenommen werden, heißt es vom Träger.

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Im November gibt es in Boppard wie jedes Jahr eine Infoveranstaltung der weiterführenden Schulen. Nach jetzigem Stand wäre die Marienberg Schule in ihrer 100-jährigen Geschichte zum ersten Mal nicht dabei. Für Schulleiterin Ollmann ist das nur schwer vorstellbar.

Sie hofft deshalb noch auf einen Aufschub und mehr Zeit, um einen möglichen neuen Träger zu finden. Doch nach einem Entgegenkommen des Trägers sieht es derzeit nicht aus. Auf SWR-Anfrage teilte das Bistum Trier mit, der Zeitpunkt der Schließung sei sorgsam gewählt worden und stehe fest.

Schulleitung, Lehrer und Schüler machen sich für ihre Schule stark

Die Schule will das aber nicht kampflos hinnehmen. Erste Gespräche mit möglichen neuen Trägern seien bereits geführt worden, sagt Ollmann. Dazu könne sie aber noch keine Auskünft geben. Außerdem wurden Briefe geschrieben und es läuft eine Online-Petition mit bislang über 4.600 Unterschriften. Die Hoffnung bleibt, die Realschule Marienberg in Boppard vielleicht doch noch retten zu können.

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