Es war ein Schock für werdende Mütter und Väter als Anfang Dezember die Nachricht kam: Das Krankenhaus in Bad Neuenahr-Ahrweiler schließt den Kreißsaal und die Gynäkologie - und zwar für immer. Der Kreißsaal selbst wird schon seit dem 5. Dezember nicht mehr genutzt, die gesamte Geburtsstation ist ab jetzt zu.
Der Klinikbetreiber, die Marienhaus-Gruppe, hatte die Schließung mit dem Fachkräftemangel begründet. Es fehle an medizinischem Personal. Demnach konnte unter anderem kein Chefarzt für die Abteilung gefunden werden.
Werdende Mütter mussten Anfang Dezember kurzfristig verlegt werden
Dass die Schließung des Kreißsaals so kurzfristig bekanntgegeben wurde, stellte auch Hochschwangere wie Tamara Nehring vor Probleme. Als sie vier Tage vor der Schließung davon erfuhr, war die werdende Mutter bereits in der Klinik. Die Geburt ihrer Tochter sollte eingeleitet werden. Tamara Nehring beschloss zunächst, die Klinik nicht mehr zu wechseln. Sie wollte bei den Hebammen in Bad Neuenahr-Ahrweiler bleiben, die sie schon während der Schwangerschaft begleitet hatten.
Die Hoffnung war, dass die ihre Tochter Toni rechtzeitig zur Welt kommt. Doch das Baby ließ sich Zeit und die werdende Mutter musste ins Krankenhaus nach Andernach verlegt werden. Denn die Krankenhäuser in Bonn waren bereits voll: "Ich wusste nicht, wohin ich komme und das war in dem Moment schon stressig für mich," erzählt Nehring.
Unsichere Zukunft auch für die Hebammen
Die kurzfristige Bekanntgabe der Schließung sei für die Hebammen der Station unerwartet gekommen, sagt Anja Huser, die den Kreißsaal bis dahin leitete: "Man ist in einer Schockstarre." Die Hebamme sagt, sie habe sich erstmal darum gekümmert, dass die Frauen versorgt seien. Erst dann sei ihr klar geworden, welche Auswirkungen die Schließung auch für sie habe.
Bis jetzt sei auch nicht sicher, was mit ihr und ihren Kolleginnen passieren werde, sagt Huser. Zwar habe die Marienhaus-Gruppe angekündigt, dass das Personal weiter in einer Klinik des Unternehmens arbeiten könne - in welcher Funktion und an welchem Standort sei aber ungewiss.
Schwangere müssen künftig nach Bonn, Neuwied oder Mayen Petition für Erhalt der Geburtshilfe in Klinik in Bad Neuenahr-Ahrweiler
Das Maria Hilf Krankenhaus in Bad Neuenahr-Ahrweiler schließt seinen Kreißsaal und die Gynäkologie. Der Landkreis Ahrweiler hat deswegen eine Online-Petition gestartet.
Hebamme: Auch andere Häuser sind häufig überlastet
Nach dem Aus der Geburtsstation in Bad Neuenahr-Ahrweiler müssen Schwangere in Zukunft deutlich weiter fahren - beispielsweise nach Bonn, Neuwied, Koblenz, Mayen oder Andernach. Ob die Kapazitäten dort immer ausreichen, stellt Hebamme Huser zumindest infrage. Es gebe wegen Personalmangels und Überfüllung oft schon jetzt zu wenig Plätze: "Es kann ja auch mal sein, dass drei Kinder gleichzeitig kommen. Auf dem Papier in der Statistik gehen aber alle davon aus, dass sich die drei Geburten gleichmäßig auf 24 Stunden verteilen. Das ist nicht realistisch."