Die ersten Tiny-Häuser an der Ahr stehen fast eineinhalb Jahre nach der Flutkatastrophe leer. Denn immer mehr Menschen können aus diesen Notunterkünften in ihre Häuser zurückkehren, sagt der Sinziger Bürgermeister, Andreas Geron (parteilos). Er sagte dem SWR, dass er sich darüber freue, dass die Nachfrage nach Tiny-Häusern nachlässt. Das hat auch Guido Orthen (CDU), Bürgermeister von Bad Neuenahr-Ahrweiler, beobachtet.
Schon jetzt könne man beim Wiederaufbau einige Fortschritte in der Kreisstadt sehen. Er nennt die sanierten Spielplätze und Parkanlagen, die absehbare Fertigstellung der Turnhallen an den Schulen und immer mehr renovierte Geschäfte in der Innenstadt. Auch dass die Weihnachtsmärkte im vergangenen Jahr wieder stattfinden konnten, habe Mut gemacht, sagt der Bürgermeister der Kreisstadt.
Bauarbeiten an neuen Brücken über die Ahr könnten 2023 starten
Im vergangenen Jahr sei vor allem für den Wiederaufbau viel geklärt und geplant worden, sagt Guido Orthen. Aber es dauere zum Beispiel noch bis zum Frühjahr, bis die Schäden an den städtischen Kanalleitungen vollständig erfasst seien. Dann sollen die Straßenbauarbeiten jedoch zügig vorankommen. Der Bürgermeister von Bad Neuenahr-Ahrweiler erwartet auch große Sanierungsfortschritte im alten Ortskern von Ahrweiler. Und er hofft, dass bis zum Ende des Jahres auch schon die ersten Bauarbeiten für neue Brücken über die Ahr beginnen können.
Die Stadtverwaltung Bad Neuenahr-Ahrweiler will spätestens im Herbst einen Gesamtzeitplan für den Aufbau der Stadt präsentieren. Guido Orthen betont: "In 2023 werden wir einen großen Schritt nach vorne gehen können und der Aufbau im Ahrtal wird deutlich sichtbarer.“ Auch weiter ahraufwärts gibt es konkrete Pläne: Dominik Gieler (CDU), Bürgermeister in der Verbandsgemeinde Altenahr, will in diesem Jahr den Wiederaufbau der Schulen angehen. Auch neue Straßenlaternen sollen kommen. Die alten kaputten Lichtmasten, die jeden Tag an die Flutkatastrophe erinnern, will er abbauen lassen.
Guido Nisius (CDU), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Adenau, will bei der Planung des Wiederaufbaus möglichst viele Synergieeffekte erzielen. Als langfristige Projekte nennt er die Dorfgemeinschaftshäuser in Müsch und in Schuld. Nach seinen Angaben sind fast zwei Drittel der Wirtschaftswege in der Verbandsgemeinde bereits wiederhergestellt und auch der Bau der Straßen hat in vielen Orten begonnen.
Übernimmt das Land Verantwortung für den Hochwasserschutz?
Der zukünftige Hochwasserschutz und dessen Finanzierung ist bei vielen Bürgermeistern an der Ahr in diesem Jahr weiterhin ein wichtiges Thema. Die Aufgaben für den Hochwasserschutz lägen derzeit bei den Städten und Verbandsgemeinden – auch finanziell, erklärt der Bürgermeister von Bad Neuenahr-Ahrweiler, Guido Orthen. Er wünscht sich, dass das Land die Finanzierung für den Hochwasserschutz übernimmt. Auch die Stadt Sinzig will in diesem Jahr die wichtigsten Fragen zum Hochwasserschutz klären. "Wir können Wasser kaum zurückhalten. Am Ende der Ahr müssen wir dafür sorgen, das Wasser schnell in den Rhein abzuleiten", sagt Bürgermeister Andreas Geron.
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Verwaltungen an der Ahr suchen weiter dringend Personal
Um zügig mit dem Wiederaufbau vorwärts zu kommen, brauchen die Verwaltungen dringend mehr Personal. Hier sind die Städte und Gemeinden an der Ahr weiter auf der Suche. Mitarbeiter für das Bauamt in Sinzig, auch für Leitungsaufgaben, seien schwer zu finden, sagt Andreas Geron. "Drei Ausschreibungen des stellvertretenden Bauamtsleiters waren erfolglos. Das bedeutet ganz klar, dass Projekte nicht oder nur stark verzögert umgesetzt werden können", sagt Geron.
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Unbesetzte Stellen in den Rathäusern im Ahrtal
Trotz aller Veränderungen in der Tarifstruktur und der Besoldung: Die Konkurrenz zu Bundesbehörden in NRW sei enorm. Er erklärt: "Und wenn dann auch noch Home-Office-Arbeitsplätze bei Bundesbehörden eine mühsame Anfahrt nach Bonn im täglichen Stau obsolet werden lassen, haben wir im nördlichen Rheinland-Pfalz ein massives Problem." Immerhin: Die neue Sinziger Aufbau-GmbH könne den Angestellten attraktive Rahmenbedingungen bieten. Hier gebe es keine Personalprobleme. Darum konnten nahezu alle Projekte im Wiederaufbau bearbeitet werden.
Auch die Verbandsgemeinde Altenahr sucht weiter Fachpersonal. "Unser Stellenerweiterungsplan umfasst insgesamt 43,5 Stellen. Davon konnten wir derzeit rund ein Sechstel besetzen", sagt Bürgermeister Dominik Gieler. Das klinge im ersten Moment nicht viel. Dennoch sei man in der Gemeindeverwaltung stolz auf das Ergebnis: "Ein Arbeitsplatz in einem auf Jahre temporärem Rathaus in einer flutzerstörten Region ist nun mal kein Fachkräftemagnet", so Gieler.