Bleiben oder gehen?

Zahl der Kirchenaustritte in RLP steigt rasant an

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Der Aderlass in der katholischen Kirche in Rheinland-Pfalz bleibt gewaltig. Im vergangenen Jahr sind mehr als 37.000 Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten.

Das ist eine Zunahme von 52 Prozent und ein neuer Rekord. Im Jahr zuvor hatten in Rheinland-Pfalz 24.551 Katholiken ihrer Kirche den Rücken gekehrt. Im Jahr 2022 sind es nun insgesamt 37.484 Menschen gewesen.

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf sagte, er bedauere den Rückzug dieser Menschen sehr. Ein entscheidender Grund für die hohen Austrittszahlen dürfte der Umgang der katholischen Kirche mit Formen der sexuellen Gewalt sein. So hatte das Bistum Mainz im Frühjahr ein Missbrauchsgutachen veröffentlicht, das belegt, wie sexuelle Gewalt in der katholischen Kirche über Jahrzehnte vertuscht und nicht konsequent verfolgt wurde.

So sieht die Mitgliederentwicklung in den einzelnen Bistümern aus, die Gebiete in Rheinland-Pfalz haben:

Bistum Trier

Im ältesten deutschen Bistum traten im vergangenen Jahr 28.137 Katholiken aus der Kirche aus, das sind noch einmal fast 10.000 mehr als der bisherige Höchststand im Jahr 2021. Ende 2022 lebten rund 1,2 Katholikinnen und Katholiken im Bistumsgebiet, etwa 42.600 weniger als ein Jahr zuvor. Das entspricht den Angaben zufolge einem Anteil von 48,7 Prozent an der dortigen Bevölkerung.

Trier

Negativ-Rekordjahr 2022 Bistum Trier: So viele Katholiken wie noch nie treten aus der Kirche aus

Rund 28.000 Frauen und Männer haben der katholischen Kirche im Jahr 2022 im Bistum Trier den Rücken gekehrt. Das sind gut 50 Prozent mehr als im Vorjahr.

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Bistum Mainz

Im Bistum Mainz traten im vergangenen Jahr 16.601 Menschen aus - ein Rekordwert. Ein Jahr zuvor hatte der bisherige Höchststand bei 12.649 Austritten gelegen. Die Zahl der Mitglieder insgesamt sank nun binnen eines Jahres um rund 25.000 auf 641.838.

Bistum Speyer

Im Bistum Speyer kehrten im Jahr 2022 insgesamt 11.859 Menschen der katholischen Kirche den Rücken. Das waren noch einmal gut 4.000 mehr als 2021 - so viele wie nie zuvor. Die Zahl der Mitglieder ging um 3,5 Prozent auf rund 466.000 zurück.

Bistum Limburg

Im Bistum Limburg erklärten 14.951 Frauen und Männer im Jahr 2022 ihren Austritt aus der katholischen Kirche. 2021 waren es noch etwa 3.300 Austritte weniger gewesen. Zum Stichtag 31. Dezember lebten noch rund 539.000 Katholikinnen und Katholiken im Bistumsgebiet, etwa 21.600 weniger als Ende 2021. Das Bistum Limburg umfasst Teile von Hessen und den Norden von Rheinland-Pfalz.

Bundesweit mehr als eine halbe Million Katholiken ausgetreten

Die bundesweiten Zahlen hatte die Deutsche Bischofskonferenz am Dienstag bekannt gegeben. Demnach ist die Zahl der Austritte aus der katholischen Kirche im Jahr 2022 abermals deutlich gestiegen: Bundesweit waren es mehr als eine halbe Millionen Menschen. Das sind so viele wie noch nie und deutlich mehr - 45 Prozent mehr - als im bisherigen Rekordjahr 2021. Die katholische Kirche in Deutschland hat nun noch 20,9 Millionen Mitglieder - erstmals weniger als Deutschlands größter Verein, der Automobilclub ADAC (21,4 Millionen).

Dass sich die für die katholische Kirche ohnehin dramatische Entwicklung noch einmal beschleunigen würde, hatte sich bereits zu Jahresbeginn 2022 abgezeichnet. Vor allem nach der Vorstellung eines Gutachtens zum Missbrauch im Erzbistum München und Freising im Januar und der Diskussion um eine Mitschuld des inzwischen gestorbenen Papstes Benedikt XVI. waren die Austrittszahlen förmlich explodiert.

Die Austrittswelle rollt nicht nur in der katholischen Kirche immer schneller. Auch die evangelische Kirche hat mit 380.000 Mitgliedern 2022 mehr verloren als im Jahr davor.

Mainz

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Der Mainzer Bischof Kohlgraf hat sich erstmals ausführlich zu der Studie zu sexuellem Missbrauch im Bistum geäußert. Er kritisierte dabei seinen Vorgänger Kardinal Lehmann scharf.

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