Selbst machen oder an Firmen vergeben?

Wie Verbandsgemeinden im Westen der Pfalz mit Bauprojekten umgehen

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Sebastian Stollhof
Sebastian Stollhof

Die Nachricht hat auch bei vielen Verbandsgemeinden in der Westpfalz für Aufsehen gesorgt: Die Verbandsgemeinde Annweiler hat eine eigene Gesellschaft gegründet, mit der sie Bauarbeiten erledigen will. In der Westpfalz gehen die meisten andere Wege.

Viele private Bauherren kennen es: Die Zeiten, Firmen für verschiedene Projekte zu finden, waren schon einmal einfacher. Hinzu kommen die gestiegenen Preise. Themen, mit denen sich auch die Kommunen befassen. Die Verbandsgemeinde Annweiler am Trifels geht nun einen eigenen Weg. Sie gründet eine Gesellschaft, um Tiefbauarbeiten selbst zu erledigen. "Das ist eine sehr interessante Idee", sagt Patrick Weißler (parteilos), der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hauenstein, über das, was da gerade in der südpfälzischen Nachbarschaft entsteht.

Auch in Otterbach und Otterberg gab es schon Tiefbau-Ideen

"Mit einer solchen Idee haben wir uns auch schon befasst", sagt Harald Westrich (SPD), der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Otterbach-Otterberg. Diese habe man allerdings verworfen. "Gerade im Tiefbaubereich ist es extrem schwierig, gute Fachkräfte zu bekommen. Hinzu kommt, dass man dann noch Fachkräfte zusätzlich dem Markt entzieht", so Westrich. Außerdem gebe es für die Verbandsgemeinden oftmals keinen Zuschuss, wenn der Auftrag nicht von einer privaten Firma erledigt werde. Und dann seien da noch die Kosten für Maschinen wie etwa einen großen Bagger.

In der Verbandsgemeinde Otterbach-Otterberg geht man stattdessen einen anderen Weg: "Wir haben unseren Bauhof von ursprünglich acht Mitarbeitern auf zirka 20 Mitarbeiter erweitert", berichtet Westrich. Dadurch könne die VG nicht nur einen Notdienst zum Beispiel bei Wasserrohrbrüchen selbst leisten, sondern unter anderem auch kleinere Straßenschäden reparieren.

In Winnweiler arbeiten Firmen mit Jahresverträgen

Auch die Verbandsgemeinde Winnweiler setzt für kleinere Arbeiten auf ihren Bauhof. Für solch kleinere Sachen sei es schwierig, überhaupt Firmen zu bekommen, sagt Bürgermeister Rudolf Jacob (CDU). "Im Tiefbau haben wir eine Firma, die im Rahmen eines Jahresleistungsvertrages Arbeiten mittleren Umfangs erledigt", so der Bürgermeister. Eine Lösung, mit der man in Winnweiler sehr zufrieden ist und die der Verbandsgemeinde auch Flexibilität gebe.

Denn die VG Winnweiler ist auch für die Straßen in den Ortsgemeinden zuständig. Eine Besonderheit in Rheinland-Pfalz, wie Jacob betont. "Im Grunde haben wir ein ähnliches Modell wie in Annweiler, nur auf unsere Rahmenbedingungen angepasst", so der Bürgermeister.

Verbandsgemeinde Eisenberg hat Baukolonne

Mit Plänen wie in Annweiler am Trifels hat sich in der Vergangenheit auch schon die Verbandsgemeinde Eisenberg befasst, berichtet Werkleiter Andreas Lill. "Der Faktor Mensch hat die Überlegungen zur einer Infrastruktur GmbH ersticken lassen", so Lill. Mit anderen Worten: Es sei einfach zu schwer, entsprechendes Personal zu bekommen.

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Die Verbandsgemeinde verfüge aber über eine Baukolonne, die verschiedene Sachen erledigt, wie etwa Winterdienst, Erdarbeiten, Fundamentarbeiten oder Grünpflege. "Mit dem derzeitigen Mitarbeiter- und Fahrzeugpool können diverse Arbeiten erledigt werden, die sonst mühsam ausgeschrieben werden müssten", berichtet der Werkleiter.

In Enkenbach-Alsenborn steigt der Aufwand für Ausschreibungen

In der Verbandsgemeinde Enkenbach-Alsenborn will man verfolgen, wie die Infrastruktur GmbH in Annweiler läuft. "Aus unserer Sicht scheint insbesondere die Personalgewinnung in diesem Zusammenhang ein spannendes Thema zu sein", sagt Bauabteilungsleiter René Schaal.

Die Verbandsgemeinde Enkenbach-Alsenborn führe keine Tiefbauarbeiten selbst durch. Ausnahmen seien kleinere Arbeiten, die von den gemeindeeigenen Bauhöfen übernommen werden. "Bei der Verbandsgemeinde liegen ausschließlich die administrativen Tätigkeiten wie Ausschreibung, Beauftragung, Koordination. Generell sind wir damit zufrieden", so der Abteilungsleiter. Dennoch sei der Aufwand gerade bei EU-weiten Ausschreibungen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen.

Lauterecken-Wolfstein setzt auf ortsansässige Firma

Auch die Verbandsgemeinde Lauterecken-Wolfstein im Kreis Kusel übernimmt keine Tiefbauarbeiten. Stattdessen gibt es einen Jahresvertrag mit einer "kleinen ortsansässigen Firma", wie Werkleiter Fred Wolf mitteilt. Das biete für alle Beteiligten Vorteile. "Die örtliche Wertschöpfung wird gefördert und die Kommune muss keine sehr erheblichen Mittel in Maschinen, Werkzeuge und Personal investieren. Auch die Problematik der Gewinnung von Fachkräften bleibt hier außen vor", so Wolf.

Bauhof übernimmt in der VG Landstuhl kleinere Arbeiten

Das sieht auch Nicole Meier (FWG) so. Nach Angaben der Ersten Beigeordneten der Verbandsgemeinde Landstuhl konzentrieren sich die dortigen VG-Werke auf ihre "Kernkompetenzen". Das sei beispielsweise der Bau von Leitungen.

Kleinere Arbeiten würden in der Verbandsgemeinde Landstuhl vom eigenen Bauhof erledigt. "Hier haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht und die Wege dabei sind kurz. Die größeren Arbeiten werden alle zwei Jahre neu ausgeschrieben", so Meier. Über ein Modell wie in Annweiler werde in Landstuhl nicht nachgedacht. "Da der Personal- und organisatorische Aufwand nicht im Verhältnis zur Wertschöpfung in der Region steht", teilt die Beigeordnete mit.

Verbandsgemeinde Kibo setzt oft auf Firmen aus der Region

Auch in der Verbandsgemeinde Bruchmühlbach-Miesau wird mit Jahresaufträgen gearbeitet. "Wir haben in unserem Jahresvertrag mit einem Bauunternehmen alles geregelt. Dies hat sich bewährt", teilt Fachbereichsleiter Andreas Traumer mit. Der Bauhof der Ortsgemeinde Bruchmühlbach-Miesau übernehme kleinere Arbeiten an den Gemeindenstraßen, beispielsweise wenn ein Schlagloch mit Kaltasphalt gefüllt werden müsse.

Die Verbandsgemeinde Kirchheimbolanden hat nach Angaben von Büroleiter Tristan Werner keinen eigenen Bauhof. "Bei anfallenden Arbeiten beauftragen wir private, in vielen Fällen auch ortsansässige Firmen nach entsprechender Angebotseinholung oder Ausschreibung. Die Zusammenarbeit mit diesen funktioniert gut", so Werner. Auch in der VG Kibo werden häufig Jahresverträge abgeschlossen.

Baubetrieb als "Backup" im Oberen Glantal

Die Verbandsgemeinde Oberes Glantal arbeitet ebenfalls mit Jahresverträgen. "Als Backup haben wir in unserem Baubetrieb, der aus sieben Wasserwerkern und 14 Abwassermitarbeitern besteht, einige Geräteführer, einen Kleinbagger und verschiedene Geräte, die im Notfall bis zu einem gewissen Grad tätig werden können", teilt Bürgermeister Christoph Lothschütz (CDU) mit.

Dennoch bezeichnet er das Modell in Annweiler als "sehr gut und auch vorausschauend". In der Verbandsgemeinde im Kreis Kusel gab es sogar mal eine eigene Tiefbaukolonne. Diese sei aber "durch Alterung des Personals und steigende Anforderung an den Baubetrieb aufgeben" worden. Die Hürden, um sich einen funktionierenden Baubetrieb leisten zu können, seien hoch.

Patrick Weißler will von Hauenstein aus weiter verfolgen, wie die Infrastruktur GmbH in Annweiler läuft. Der Bürgermeister vermutet aber auch: "Unsere Verbandsgemeinde ist für ein solches Modell wohl zu klein."

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