Seit etwa 2000 Jahren wird im Zellertal (Donnersbergkreis) in der Nordpfalz Wein angebaut. Das Mikroklima im Tal ist nämlich ein ganz Besonderes. Der Donnersberg beschützt das Tal vor Unwettern und starken Niederschlägen. Der Wind, der durch das Tal weht, trägt die Hitze der Sommertage davon und sorgt für milde Nächte. Der Kalkmergel-Boden sorgt für eine gute Wasser- und Mineralversorgung der Reben. Gute Bedingungen für Trauben, besonders in Zeiten des Klimawandels.
Weinberge im Zellertal wegen Klimawandel begehrt
Andere Weinregionen in Deutschland müssen sich wahrscheinlich bald überlegen, ob sie wegen der steigenden Temperaturen auf internationale Rebsorten umsteigen. Im Zellertal können die klassisch deutschen Rebsorten, wie zum Beispiel Riesling, durch das milde Klima noch eine Weile angebaut werden. Und das fällt immer mehr Winzern auch außerhalb des Tals auf. Einige Winzer, deren Weingüter in angrenzenden Weinanbaugebieten liegen, hätten bereits Weinberge im Zellertal gekauft, sagt Georg Schwedhelm vom Weingut Schwedhelm.
Namhafte Weingüter gut für das Image des Zellertals
Mit seinem Bruder zusammen führt Georg Schwedhelm einen der traditionsreichen Familienbetriebe im Zellertal, das Weingut Schwedhelm. Dass immer mehr Weinberge im Tal in die Hände von Winzern der angrenzenden Regionen fallen, findet er gut. "Ich bin froh, wenn namhafte Weingüter ins Tal kommen", sagt er. "Denn so wird eine kleine Region wie das Zellertal erst bekannt."
Außerdem hätten einige Weingüter im Zellertal, wie in der gesamten Weinbranche, mit Nachwuchsproblemen und der Inflation zu kämpfen. Viele Weingüter werden laut Schwedhelm in den kommenden Jahren aufgeben und damit Weinberge frei werden. Eingesessene Betriebe müssten daher keine Sorge haben, dass Weingüter von außerhalb sie verdrängen könnten. Laut Schwedhelm wird es in den kommenden Jahren für die Winzer im Tal genügend Flächen geben. "Das schlimmsten ist, wenn Weinberge zu Acker- oder Buschland werden, weil kein Winzer sie mehr bewirtschaften will", sagt er.
"Hype" um Zellertal hat Vor- und Nachteile
Vorteile darin, dass das sogenannte 'Cool Climate' des Zellertals immer begehrter wird, sieht auch Alois Bernhard. Im vergangenen Jahr erst hat der Oenologie-Student das Familienweingut Janson-Bernhard in Harxheim von seiner Tante übernommen. "Natürlich würde es der Region einen extra Kick geben, würden ein bis zwei bekannte Weingüter dazu beitragen, die kleine und schöne Region noch bekannter zu machen", sagt er.
Bereits jetzt würden Weingüter beispielsweise bei Deidesheim oder Neustadt wegen des Klimas neidische Blicke ins Zellertal werfen. Doch für ihn ist der Peak erreicht. "Ich würde jetzt nicht wollen, dass sich noch mehr einkaufen. Ich denke das würde allen nicht guttun", so Bernhard.
Kleine Weingüter im Zellertal gehen verloren
Seine Mutter Alice Bernhard betont, dass der "Hype" um die Region auch Nachteile habe. Besonders wenn die Preise für die Weinberge steigen, wie es derzeit der Fall sei. "Es kann schnell passieren, dass kleinere Betriebe nicht mehr konkurrieren können. Und das geht mit einem großen Kulturverlust für das Tal einher", sagt sie. "Ich glaube, da muss man einfach aufpassen und die Mischung erhalten. So dass es große Winzer gibt, mittlere und vielleicht auch ein paar kleine, charmante alte Weingüter, die zu unserer Kulturlandschaft dazugehören."
Bislang sind es Qualitätsweingüter von außerhalb, die Weinberge im Zellertal bewirtschaften und nicht Leute, die den Wein in großen Flaschen für billige Produktionen brauchen. Deshalb sind sich die Winzer der beiden Weingüter Schwedhelm und Janson-Bernhard einig, dass das Zellertal bislang keine Schäden davonträgt, wenn sich Weingüter von außerhalb in das Tal einkaufen.