Viele Bürger in Zweibrücken beklagen seit Jahren die wachsende Zahl der Saatkrähen in der Innenstadt - besonders entlang der Allee und an der benachbarten Rennwiese. Gerade dort empfinden viele Anwohner die Vögel als Plage. Sie sind laut und machen viel Dreck.
Anwohner in Zweibrücken leiden unter Lärm und Kot
So laut, dass an Schlaf bei offenem Fenster nicht zu denken ist und so viel Dreck, dass Anwohner immer wieder betonen, dass sie im Sommer ihre Balkons nicht nutzen können, weil ihnen ständig droht, dass sich ein Vogel über ihren Köpfen erleichtert. Dass diese Furcht begründet ist, sieht man an Balkonmöbeln und Geländern. Als Lackpflege für das Auto ist Vogelkot auch nicht unbedingt bekannt. Also was tun?
Saatkrähen sind bedroht und stehen unter Naturschutz
Alle Versuche, die ziemlich schlauen Vögel zu vertreiben laufen seit Jahren ins Leere. Seit 2016 hat sich die Zahl der Saatkrähen-Brutpaare in Zweibrücken verdoppelt. Inzwischen sind es im gesamten Stadtgebiet laut Stadt 1.337 Brutpaare. 945 davon allein im Bereich der Allee. Anderswo sind die Vögel selten geworden. Sie gelten als bedroht und stehen deshalb unter besonderem Schutz. Schon lange fragen sich lärmgeplagte Anwohner trotzdem, warum man die Tiere nicht abschießen kann. Genau das macht nun eine neue Regelung des Umweltministeriums einfacher. Sie soll es Städten und Kommunen leichter machen, eine Abschussgenehmigung für Saatkrähen zu bekommen.
Zum Schutz der Landwirtschaft Jagd auf Saatkrähen soll in RLP erleichtert werden
Sie sind laut, machen Schmutz und gefährden die Ernte: Saatkrähen werden in Rheinland-Pfalz vielerorts als Plage empfunden. Künftig soll es einfacher sein, die Vögel abzuschießen, so das Umweltministerium.
Abschuss ist für Stadt Zweibrücken keine Option
Durch die neue Regelung ändert sich für die Stadt aber nichts, sagt ein Stadtsprecher. Zweibrücken habe bereits eine Sondergenehmigung zum Abschuss. Die gelte zwar für Rabenkrähen. Wenn dabei aber "versehentlich auch einzelne Saatkrähen geschossen werden, ist das rechtlich kein Problem", heißt es von der Stadt. Die neuen Landesregeln speziell zum Abschießen der Saatkrähen würden das jetzt nochmal etwas erleichtern. Die Stadt sagt aber, dass sie künftig trotzdem nicht verstärkt gegen Saatkrähen vorgehen will.
Saatkrähen abschießen löst das "Problem" nicht
Durch das Abschießen könnte es sein, dass sich die Kolonien auf noch mehr Stellen in der Stadt verteilen. Statt das "Problem" zu lösen, würde es also nur vergrößert und verteilt.
Naturschützer kritisieren Neuregelung
Kritisiert wird die neue Regelung des Landes unter anderem auch vom Naturschutzbund (NABU) Zweibrücken. Da heißt es, der Abschuss der streng geschützten Vögel könne nicht die richtige Lösung sein. Auch wenn sie als störend empfunden werden, löse der Abschuss nicht das Problem. Die Tiere könnten sich als Reaktion darauf sogar noch mehr fortpflanzen. Um mit den Tieren zusammen zu leben, bräuchte es ein Umdenken.
BUND: "Abschussregelung verstößt gegen geltendes Recht"
Auch wenn Saatkrähen keine Singvögel seien, seien sie dennoch faszinierend. Das hätten sogar schon lärmgeplagte Anwohner festgestellt, heißt es vom NABU Zweibrücken. Auch der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) in Rheinland-Pfalz kritisiert die neue Regelung scharf. Sie verstoße mit Blick auf die geschützten Tiere gegen geltendes Recht. Der BUND hat angekündigt, "genau zu verfolgen, wie dieser Konflikt gelöst werden soll". Und dementsprechend reagieren werde - was nichts anderes bedeutet als: Klage nicht ausgeschlossen.
Saatkrähen fühlen sich auch in Städten wohl
Dass die Saatkrähen sich in Städten wohler fühlen als auf dem Land, ist ein menschgemachtes Problem. Früher haben Landwirte die Saatkrähen auch als Schädlingsbekämpfer gesehen. Die Tiere fressen eigentlich am liebsten kleine Tiere im Boden, wie etwa die Larven von Käfern, die Pfanzen schaden könnten. Durch Schädlingsbekämpfung in der Landwirtschaft ist diese Nahrungsquelle allerdings vielerorts deutlich reduziert worden. Wenn die tierische Nahrung nicht mehr ausreicht, fressen Saatkrähen - wie der Name schon sagt - die Saat, also etwa Maiskeimlinge. Und wenn das nicht reicht, oder das Futterangebot in der Stadt einfach besser ist, lassen sie sich dort nieder.