Zum Schutz der Landwirtschaft

Jagd auf Saatkrähen soll in RLP erleichtert werden

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Dirk Rodenkirch
Dirk Rodenkirch

Sie sind laut, machen Schmutz und gefährden die Ernte: Saatkrähen werden in Rheinland-Pfalz vielerorts als Plage empfunden. Künftig soll es einfacher sein, die Vögel abzuschießen.

Bisher müssen für jeden Abschuss einzelne Genehmigungen erteilt werden. Umweltministerin Ministerin Katrin Eder (Grüne) berichtete am Mittwoch im Umweltausschuss des Landtags, dass es künftig die Möglichkeit von Allgemeinverfügungen für bestimmte Regionen geben soll. Darin soll festgelegt werden, wann und unter welchen Bedingungen Saatkrähen gejagt werden dürfen. Dies kann dann für einen festgelegten Zeitraum geschehen.

Die Genehmigung zum Abschießen werde dadurch sowohl für Landwirte, Jäger und die Verwaltung einfacher, sagte Eder dem SWR. Es gehe darum, "hier zu entbürokratisieren". Abgeschossen werden demnach auch künftig nur einzelne Saatkrähen, um Populationen der Vögel von einem Ort zu vertreiben - das wird als letale Vergrämung bezeichnet.

Abschießen der Krähen erlaubt, wenn Ernte in Gefahr

Als Beispiel nannte Eder die Zeit der Sauerkirschenernte etwa in Rheinhessen. Hier könnten dann mit der neuen Form der Abschuss-Genehmigung Krähen in einem größeren Gebiet abgeschossen werden, um die Ernte zu schützen.

Die Umweltministerin sagte, sie gehe aber nicht davon aus, dass die Zahl der Abschüsse von Krähen wegen der neuen Genehmigungen unbedingt steigen werde. Ziel sei es auch nicht, die Populationen im Land so zu verringern, dass sie wieder im Bestand gefährdet würden.

Krähen sind sehr intelligent - Biologin glaubt daher nicht an Erfolg

Ob der Abschuss einzelner Tiere etwas bringen würde, bezweifelt Claudia Wascher. Die Biologin erforscht an der Anglia Ruskin University Cambridge das Verhalten von Tieren. Nach ihrer Auffassung sind die Krähen sehr intelligent und würden schnell lernen, wie sie sich verhalten müssten, um den Schüssen zu entgehen.

In den Augen des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Rheinland-Pfalz liegt ein Problem darin, dass die Brutzeit der Saatkrähen in die Erntezeit der Pflanzen fällt, deren Erträge durch die Tiere gefährdet werden. Das betreffe etwa Kirsche, Erdbeere, Mais und Frühjahrsgetreide.

BUND fordert flexible Jagdzeiten

Wenn die Tiere während der Brutzeit geschossen werden dürften, würden somit auch Elterntiere getötet. Dadurch würden laut BUND deren Küken qualvoll sterben, da sie nicht mehr gefüttert würden. Dies entspreche nicht dem Gedanken der Waidgerechtigkeit, und Jäger müssten bei solchen Abschüssen rechtliche Konsequenzen fürchten. Zudem sei es schwierig, in den Kolonien gerade junge Saatkrähen im Flug zu erkennen, da sie mit Rabenkrähen und Dohlen oft in gemischten Schwärmen unterwegs seien.

Der BUND fordert, dass die Jagdzeiten flexibel vor und nach der Brut- und damit Schonzeit liegen sollte. Zudem bräuchten die Tiere einen eigenen Lebensraum, in den sie ausweichen können.

Landwirte in RLP klagen über hohe Schäden

Bevor die Regelung in Kraft tritt, soll sie mit dem Landwirtschaftsministerium abgestimmt werden. Hintergrund der neuen Regelung sind Klagen von Landwirten, Winzern und Obstbauern in Rheinland-Pfalz über erhebliche Ernteausfälle durch Saatkrähen. Die Krähen befallen unter anderem Obst-, Getreide- und Maisfelder. Obstbauern in Mainz etwa hatten im vergangenen Jahr Schäden in Höhe von mehreren 100.000 Euro beklagt.

Stadtbewohner fühlen sich durch Lärm und Kot belästigt

Auch Stadtbewohner fühlen sich durch die Vögel zunehmend belästigt, immer häufiger werden auch Autos durch den Kot der Krähen verdreckt. Auch über großen Lärm durch die Vögel wird geklagt. Besonders betroffene Regionen sind unter anderem Rheinhessen, die Vorderpfalz und der Raum Zweibrücken. Das Landesamt für Umwelt schätzt die Zahl der Brutpaare im Sommer landesweit auf mehr als 12.000. 

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Die Zunahme des Bestands sei darauf zurückzuführen, dass im Süden von Rheinland-Pfalz einige der großen Kolonien von Saatkrähen in der Nähe von Biogasproduzenten liegen, so das Ministerium. Dort lagere in der Regel Fahrsilage etwa aus Mais und stehe den Krähen ganzjährig als Futter zur Verfügung. Eine natürliche Nahrungsknappheit in den Wintermonaten bestehe damit nicht. Fehlende hohe Bäume in der Landschaft sorgen außerdem dafür, dass sich die Saatkrähen Schutz und Brutplätze in der Stadt auf Platanen suchen. 

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Das Umweltministerium will gleichzeitig auch den Schutz von Saatkrähen-Kolonien verbessern. Dafür könnten ausgewählte Landschaftsbereiche außerhalb von Ortschaften als geschützt ausgewiesen werden. Es geht dabei um Gebiete, in denen es hohe Bäume und damit Brutplätze für die Tiere gibt.

Durch den gezielten Schutz von Kolonien in ländlichen Regionen soll vermieden werden, dass Saatkrähen zum Brüten in Siedlungen einwandern.

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